Betty Heidler breitete die schwarz-rot-goldene Fahne aus, ein Lächeln brachte sie vor den Kameras nicht zustande. "Ich habe um Gold gekämpft, nicht um Silber", sagte sie später mit zusammengepressten Lippen. Die Hammerwurf-Weltrekordlerin ist nicht die Weltmeisterin.
Die Titelkandidatin Nummer eins im deutschen Leichtathletik-Team von Daegu konnte keinen goldenen Schlusspunkt setzen und war selbst am meisten enttäuscht über ihren zweiten Platz. "Das war nicht das, was ich wollte, nicht das, was ich kann. Ich kann mich nicht wirklich freuen."
Erst bei der Siegerehrung gefasst
Bei der Siegerehrung schaute Heidler schon wieder etwas gefasster ins Stadionrund, küsste die russische Überraschungssiegerin Tatiana Lyzenko und biss in ihre Silbermedaille.
Ihr Heimcoach Michael Deyhle konnte sich auf der Tribüne kaum der Schulterklopfer erwehren, doch auch der Bundestrainer hatte sich zu seinem 60. Geburtstag am Dienstag Heidlers zweiten WM-Triumph nach Osaka 2007 gewünscht. "Die Trainingsergebnisse waren so gut, dass wir davon ausgegangen sind, dass es ein Selbstläufer wird", räumte er ein. "Da ist etwas passiert, was ich nicht richtig erklären kann."
Jamaika läuft Weltrekord - USA stürzen
Jamaikas 4 x 100-Meter-Staffel um Superstar Usain Bolt hat zum WM-Abschluss für den ersten Weltrekord in Daegu gesorgt. Nesta Carter, Michael Frater, Einzel-Weltmeister Yohan Blake und Superstar Bolt verbesserten in 37,04 Sekunden die bisherige Bestzeit ihres Landes um 6/100-Sekunden.
Zweiter wurde Europameister Frankreich mit Teddy Tinmar, Christophe Lemaitre, Yannick Lesourd und Jimmy Vicaut (38,20), Bronze ging an das Team der Karibikinsel St. Kitts und Nevis mit Jason Rogers, Kim Collins, Antoine Adams und Brijesh Lawrence (38,49). Mitfavorit USA schied nach einem Sturz vor dem letzten Wechsel aus.
Besser lief es für die US-Damen, die in iherm Lauf Jamaika besiegten und Gold gewannen. Bianca Knight, Allyson Felix, Marshevet Myers und Einzel-Weltmeisterin Carmelita Jeter gewannen in starken 41,56 Sekunden vor den Jamaikanerinnen (41,70). Bronze ging an die Ukraine (42,51). Die deutsche Damen-Staffel war wie auch die Männer im Vorlauf nach einem Wechselfehler ausgeschieden.
Taylor glänzt im Dreisprung
Der Amerikaner Christian Taylor hat die Goldmedaille im Dreisprung gewonnen. Mit der Weltjahresbestleistung von 17,96 Metern setzte er sich im Endkampf gegen Titelverteidiger Philips Idowu (Großbritannien) durch, der 17,77 Meter weit sprang.
Auch Bronze ging an die USA: Will Claye wurde mit 17,50 Meter Dritter. Der Hallen-Weltrekordler und Weltjahresbeste Teddy Tamgho aus Frankreich fehlte verletzt. Ein deutscher Teilnehmer war nicht am Start.
Caster Semenya konnte ihr Comeback nicht mit dem Titel über 800-Meter krönen. Die 20 Jahre alte Südafrikanerin musste sich erst im Endspurt in 1:56,35 Minuten der Russin Maria Savinova geschlagen geben. Die 26-Jährige gewann in der Weltjahresbestzeit von 1:55,87 Minuten die Goldmedaille. Bronze erkämpfte Ex-Weltmeisterin Janeth Jepkosgei aus Kenia (1:57,42).
Drei Medaillen für Kenia
Über 5000 m konnte der in Somalia geborene Brite Mo Farah die kenianische Dominanz auf den Mittel- und Langstrecken durchbrechen und sicherte sich die Goldmedaille. In 13:23,36 Minuten setzte er sich gegen Bernard Lagat aus den USA (13:23,64) durch. Dritter wurde der Äthiopier Dejen Gebremeskel in 13:23,92 Minuten.
Nichts anbrennen ließen die Kenianer hingen in der ersten Entscheidung des Schlusstages und feierten im Marathon der Männer einen Doppelsieg. Abel Kirui verteidigte seinen Titel souverän. Auf dem Straßenkurs der südkoreanischen Millionenstadt holte sich der 29-Jährige in 2:07:38 Stunden die Goldmedaille.
Zweiter auf der klassischen 42,195-Kilometer-Strecke wurde sein Landsmann Vincent Kipruto, der 2:28 Minuten Rückstand hatte. Einen dreifachen Triumph der Kenianer wie im Frauen-Marathon verhinderte der drittplatzierte Äthiopier Feyisa Lilesa (2:10:32).