NBA Jeremy Lin - Der Knicks-Point Guard euphorisiert die Massen

Von der Couch auf die große Bühne NBA. In New York geht mittlerweile die Lin-sanity um: Jeremy Lin begeistert mit seinen Auftritten die Fans der Knicks und die gesamte NBA. Dabei brach der Point Guard gleich einmal den Startrekord.

Das Bemerkenswerteste an der Geschichte von Jeremy Lin ist nicht, dass er binnen zwei Wochen ganz Manhattan aus der sportlichen Melancholie gerissen hat. Nicht, dass er als erster Amerikaner mit asiatischen Wurzeln in der NBA Millionen von Einwanderern ein Basketball-Idol gibt.

Neben all den märchenhaften Facetten der Lin-derella-Story legt der 23 Jahre alte Sohn taiwanesischer Eltern gerade den kometenhaftesten Aufstieg der Geschichte seines Sports hin. Besser als Michael Jordan oder Shaquille O'Neal. Vor dem Duell mit Meister Dallas Mavericks und Dirk Nowitzki am Sonntag kulminiert alles in einem Wort: Lin-sanity - wenn man so will: Wahn-Lin.

Von der Couch ins Rampenlicht

Regisseure am Broadway würden dieses Drehbuch ablehnen, weil es zu unglaublich scheint. In der Verlosung der Talente wird Lin 2010 zunächst von allen Teams verschmäht und kommt in seinem Premierenjahr auf magere 29 Spiele. Vor dieser Saison wird er von den Golden State Warriors sowie den Houston Rockets entlassen und unterschreibt einen Vertrag bei den New York Knicks. Da dieser aber zunächst kurzfristig kündbar ist, nimmt Lin sich kein Apartment, sondern schläft in der Studentenbude seines Bruders auf der Couch.

Die Knicks taumeln zum Start, Lins Vertrag soll aufgelöst werden, bevor er unkündbar wird. Doch wegen vieler Verletzungen im Team darf Lin am 6. Februar erstmals von Beginn aufs Feld, nachdem er vorher magere 55 Minuten Spielzeit bekommen hatte, und macht 28 Punkte. Die Los Angeles Lakers demütigt er vier Tage später mit 38 Zählern, gegen die Toronto Raptors erzielt er kurz vor der Sirene den entscheidenden Dreier.

Alle seinen ersten sechs Spiele in der Anfangsformation gewinnen die Knicks. Lin punktet bei den fünf Premierenstarts so gut wie kein anderer Spieler in der modernen NBA - selbst Jordan kann da nicht mithalten. "Er ist der Underdog, der alles richtig macht", preist ihn Knicks-Coach Mike d'Antoni.

China vs. Taiwan

Doch der Hype um Super Lin-tendo geht weit über Zahlen, über die Sportwelt hinaus. US-Präsident Barack Obama diskutiert seine Leistungen auf Regierungsflügen, Amtskollege Ma Ying-jeou aus Taiwan führte den Aufbauspieler bei einer Kabinettssitzung als Beispiel für Teamwork an. Sowohl die demokratische Inselrepublik, wo die Familie seines Vaters seit acht Generationen wohnt, als auch China beanspruchen Lin als ihren Helden. "König von New York" nennt ihn die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua.

Selbst in Südkorea und Japan jubeln ihm die Menschen zu, überall in Asien haben Fernsehstationen Knicks-Spiele ins Programm genommen, beim chinesischen Mikroblog-Kurznachrichtendienst folgen ihm 1,5 Millionen Anhänger. Die Aktie der Firma, die die New Yorker Arena - längst von den Fans in Madison Square Gard-Lin umbenannt - und den Club besitzt, schoss auf ein Allzeit-Hoch. "Ich wünsche mir, dass die Menschen den anderen Spielern mehr Anerkennung zollen", sagt Lin selbst, "es richtet sich zu viel Aufmerksamkeit auf mich."

Mavericks hatten das Nachsehen

Lin kennt andere Zeiten. "Es ist ein Sport für weiße und schwarze Menschen. Du bekommst als asiatisch-amerikanischer Basketballspieler in den USA nicht den Respekt", berichtete er 2008 von seinem Alltag an der Elite-Uni Harvard. Einem College, das 46 Nobelpreisträger und acht Präsidenten, aber nur drei NBA-Profis hervorgebracht hat.

Eine Minderheit sind auch Basketballer asiatischer Herkunft im Uni-Sport - 2009/10 waren es bei insgesamt mehr als 17.000 Spielern genau 121. Das sind magere 0,7 Prozent. "Ich höre alles: Geh zurück nach China. Das Orchester ist auf der anderen Seite des Campus. Öffne deine Augen", erzählte Lin damals.

Sein Talent hatten auch Nowitzkis Mavs vor anderthalb Jahren bereits erkannt, der Kalifornier entschied sich aber wegen der Nähe zu seiner Heimat für das Team aus Oakland. "Manchmal gewinnst du, manchmal verlierst du", sagt Dallas-Manager Donnie Nelson im Rückblick. Lin ist nach seiner langer Reise auf der Siegerseite angekommen.

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