NHL NHL-Legende Guy Lafleur im Porträt

Guy Lafleur ist eine der größten Legenden in der Historie der Montréal Canadiens und deren Topscorer. Heute feiert er seinen 60. Geburtstag. Wir erzählen Ihnen die Geschichte des Rechtsaußen, dessen Markenzeichen seine wehenden Haare waren.

Du weißt, dass du es als Eishockey-Spieler geschafft hast, wenn eine Trophäe nach dir benannt ist. Im Fall von Guy Lafleur ist es zwar 'nur' die für den wertvollsten Spieler der Playoffs der Québec Major Junior Hockey League, aber einer der größten Spieler aller Zeiten war der Mann, dessen Markenzeichen die wehenden Haare waren, dennoch.

Bereits früh wurde klar, dass Guy ein Eishockey-verrücktes Kind war, so schlich er sich jeden Sonntag in seiner Heimat Thurso in Quebec in die Eishalle, um dort zu trainieren und schlief auch schon mal in seiner Eishockey-Ausrüstung. Dieser Ehrgeiz führte dazu, dass der Rechtsaußen sein Team, die Quebec Remparts, in der Quebec Major Junior Hockey League 1971 im Alter von 20 Jahren zum Memorial Cup führte und dabei nicht weniger als 130 Tore erzielte.

Montréal muss tricksen, um Lafleur zu bekommen

So kam es, dass Sam Pollock, Generalmanager der Montréal Canadiens auf Lafleur aufmerksam wurde. Aber um das Ausnahmetalent auch wirklich zu verpflichten, musste Pollock einige Hindernisse umschiffen. Schließlich waren die Habs zu gut, um im Draft als erstes Team - und damit Lafleur - wählen zu dürfen.

So überzeugte er Charlie Finley, den Besitzer der California Golden Seals, damals eines der erfolglosesten Teams der NHL, den Erstrunden-Pick der Seals 1971 und Francois Lacombe für den Erstrunden-Pick 1970 der Canadiens und Veteran Ernie Hicke zu tauschen.

Beinahe wäre der Plan, auf diesem Wege Lafleur zu verpflichten, aber schief gegangen, denn spät in der Saison 1970/71 waren die Los Angeles Kings auf einmal Letzter der NHL hinter den Seals und Lafleur drohte Montréal durch die Lappen zu gehen.

Also gab Pollock den alternden aber immer noch wertvollen Ralph Backstrom für zwei unbedeutende Spiele an die Kings ab und die Kalifornier schafften es dadurch tatsächlich, die Rote Laterne an die Seals abzugeben. Pollock war am Ziel und wählte Guy Lafleur mit dem ersten Pick des Drafts 1971.

Drei Jahre bis zum Durchbruch

Zunächst hatte Lafleur noch Probleme, den hohen Erwartungen gerecht zu werden, erzielte aber immerhin 64, 55 und 56 Punkte in seinen ersten drei NHL-Spielzeiten. Sein Durchbruch kam in der Saison 1974/75, als er 53 Tore erzielte und 66 Vorlagen gab. Dies war die erste von sechs Saisons, in denen Lafleur mehr als 100 Punkte erzielte. Er war der erste Spieler der NHL, dem es gelang in sechs aufeinanderfolgenden Jahren mindestens 50 Tore und 100 Punkte zu erreichen.

Schnell wurde er aufgrund seiner Torjägerqualitiäten zum Liebling der Fans in Montréal und "Guy, Guy, Guy"-Rufe schallten durch die Arena, wenn er am Puck war. Die Englisch sprechenden Fans nannten ihn "Flower" (Blume), für die Franko-Kanadier war er nur "Le Démon Blond" (der blonde Dämon).

Fünfmal gewannen die Montréal Canadiens mit Lafleur den Stanley Cup. Einer der bemerkenswertesten Erfolge war der aus dem Jahr 1978 gegen die Boston Bruins. Bruins-Headcoach Don Cherry hatte seine Spieler aufgefordert, Lafleur mit Stockschlägen zu malträtieren, wenn sie nur konnten.

Den Cup gewannen die Habs trotzdem, aber Lafleur war im Gesicht von den vielen Verletzungen dicht bandagiert. Den Stanley Cup nahm er daraufhin - ohne jemandem davon zu erzählen - mit nach Hause und präsentierte ihn dort im Vorgarten seinen Freunden und Nachbarn.

Ein Autounfall als Wendepunkt

Ein Autounfall 1981 bedeutete einen schweren Einschnitt in Lafleurs Leben. Auf dem Nachhauseweg schlief er in seinem Cadillac ein und wurde von einem Metallpfosten, der seinen Kopf nur um Zentimeter verfehlte, beinahe geköpft. Dabei verlor er ein Teil seines Ohres. Lafleur, der Kettenraucher war und in Montréals Nachtleben gerne und oft gesehen wurde, beschloss, sein Leben zu ändern und sich mehr um die Familie zu kümmern.

In dieser Saison 1980/81 kam er auf nur 27 Tore in 51 Spielen. Es war das erste Mal seit 1974, dass er die 50-Tore-Marke verfehlte. Nachdem einige wichtige Spieler Montréals 1979 ihre Karriere beendet hatten, fand die Canadiens-Dynastie ein Ende und man scheiterte bereits in der zweiten Playoff-Runde an den Minnesota North Stars.

Lafleurs Stern begann langsam zu sinken und in der Saison 1984/85 kam es zum Bruch mit seinem Team. Nachdem er zu Saisonbeginn in 19 Spielen nur zwei Treffer erzielte hatte, überwarf er sich mit Coach Jaques Lemaire. Lemaire forderte von seinen Spielern, mehr für die Defensive zu machen, aber Lafleur war es nicht gewohnt - und auch nicht willig - , defensiv zu arbeiten und so wurde seine Eiszeit immer weiter eingeschränkt.

Lafleur bat darum, wechseln zu dürfen, doch Generalmanager Serge Savard lehnte ab, da die Canadiens-Fans Amok gelaufen wären, wenn einer der populärsten Spieler der Club-Geschichte zu einem anderen Team gewechselt wäre. Lafleur blieb nichts anderes übrig als seine Karriere zu beenden.

Rückkehr mit den Rangers

1988 wurde er in die Hall of Fame aufgenommen, aber im gleichen Jahr kehrte er noch einmal überraschend in die NHL zurück. Nachdem er in einem Showspiel gegen die Edmonton Oilers mit sechs Torschüssen die meisten dieser Partie hatte, luden ihn die New York Rangers in ihr Trainingscamp ein und gaben ihm einen Einjahresvertrag.

In seinem ersten Spiel mit seinem neuen Team im Montréal-Forum wurde er von den Canadiens-Fans wie in alten Zeiten mit Sprechchören gefeiert und erzielte bei der 5:7-Niederlage zwei Treffer gegen Patrick Roy. Obwohl seine besten Tage hinter ihm lagen, kam Lafleur auf beachtliche 45 Punkte in 67 Spielen, bevor ihn eine Knieverletzung außer Gefecht setzte.

Nach dem Jahr bei den Rangers folgte er Headcoach und Freund Michel Bergeron zu den Quebec Nordiques, wo er noch zwei Spielzeiten aktiv war und in 98 Spielen 24 Tore erzielte. Um wieder in seiner Heimat Quebec spielen zu können, soll Lafleur sogar ein Millionen-Angebot der Los Angeles Kings ausgeschlagen haben. 1991 war dann aber endgültig Schluss mit der aktiven Karriere und der nun 40-Jährige wechselte ins Management der Nordiques.

Lafleur mag zwar nur der Namensgeber für den QMJHL-Playoff-MVP sein, aber seine Karriere war eine der größten der NHL-Geschichte. Mit 1246 Punkten ist er der erfolgreichste Spieler der Canadiens-Geschichte. Dreimal war er Topscorer der NHL (1976-1978). Seine 720 Spiele, mit denen er 1000 Karriere-Punkte erzielte, waren zu diesem Zeitpunkt die wenigsten der Liga-Historie.

Henning Schulz

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