Olympia-Korruptionsaffäre IOC schließt Slawkow aus

Wegen des Verdachts der Bestechlichkeit hat das Internationale Olympische Komittee das bulgarische Mitglied Ivan Slawkow suspendiert und von den Olympischen Spielen ausgeschlossen. Die BBC hatte aufgedeckt, dass Stimmen für Austragungsorte käuflich seien.

Die Führung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hat auf die jüngste Korruptionsaffäre schnell und mit Härte reagiert. Das Exekutivkomitee suspendierte in Athen einstimmig sein bulgarisches Mitglied Ivan Slawkow und schloss den 64 Jahre alten Funktionär zudem von den Olympischen Spielen aus. Die IOC-Spitze zog damit eine schnelle Konsequenz aus einem am Mittwoch vom britischen Sender BBC gesendeten Beitrag ("Die gekauften Spiele"). Slawkow hatte darin in einem geheim aufgenommenen Gespräch mit verkappten Reportern den Eindruck erweckt, seine Stimme sei für die Londoner Bewerbung um die Spiele 2012 käuflich.

"Ich bin erzürnt"

"Ich bin mehr als enttäuscht, ich bin erzürnt", sagte IOC- Präsident Jacques Rogge. "Ich bin erzürnt über das Benehmen einiger Menschen, die einer wundervollen Bewegung Schaden zufügen". Der 62 Jahre alte Belgier trat unplanmäßig selbst vor die Presse, um die Entscheidung gegen Slawkow zu verkünden. Sie beruhte auf einer Empfehlung der Ethik-Kommission des IOC, die den Fall überprüft hatte. Slawkow selbst hatte behauptet, er sei nur zum Schein auf das Treffen mit den verkappten BBC-Reportern eingegangen, um sie seinerseits des Betrugs zu überführen. Diese Version hat das Exekutivkomitee nicht für glaubwürdig gehalten.

Slawkow, der am Sonntag anreisen wollte und durch einen Akkreditierungsentzug nicht an den Athen-Spielen teilnehmen kann, ist seit 1987 Mitglied des IOC. Er führt auch das Nationale Olympische Komitee (NOK) und den Fußball-Verband seines Landes an. "Er hat das Recht auf eine faire Entscheidung. Deshalb konnten wir nur vorläufige Maßnahmen ergreifen", sagte der deutsche IOC-Vizepräsident Thomas Bach. Er hatte vor der Sitzung gefordert, das IOC "muss den Sumpf trockenlegen".

Weitere Ausschlüsse

Von den Olympischen Spielen ebenfalls ausgeschlossen wurde der Kuwaiti Abdul Muttaleb Ahmad. Der Generalsekretär der Vereinigung der asiatischen NOK hatte den BBC-Reportern erklärt, er könne die 23 asiatischen IOC-Mitglieder zugunsten von London und in Konkurrenz zu den Mitbewerbern um die Spiele 2012, Paris, Madrid, Moskau und New York, beeinflussen.

Die nicht einer olympischen Organisation angehörenden Agenten Goran Takac (Serbien-Montenegro), Gabor Komyathy (Ungarn) und Mahmood El-Farnawani (Ägypten) wurden wie Ahmad zu "unerwünschten Personen" der Olympischen Familie erklärt. Ihnen soll bei allen IOC-Veranstaltungen der Zutritt verwehrt werden. Die olympischen Anschlussorganisationen wurden aufgefordert, ebenso zu handeln. Zusammen mit Ahmad hatten die Agenten in den Gesprächen den Eindruck erweckt, London 54 Stimmen bei der Wahl der IOC-Vollversammlung im Juli 2005 besorgen zu können.

Mit Slawkow ist das dritte IOC-Mitglied innerhalb von drei Jahren suspendiert worden. Der Indonesier Mohamad Bob Hasan ist in seinem Land wegen Korruption rechtskräftig verurteilt worden. Auf Antrag der IOC-Exekutive wird die Vollversammlung in Athen über seinen Ausschluss entscheiden. Dafür ist eine Zweidrittel-Mehrheit notwendig. Hasan, ein Vertrauter des gestürzten Diktators Suharto, hatte es als "Holzbaron" seines Landes zu einem Milliardenvermögen gebracht.

Am 29. Januar hatte das IOC-Exekutivkomitee den Südkoreaner Un Yong Kim vorläufig von allen Rechten entbunden. Inzwischen ist der 72 Jahre alte IOC-Vizepräsident von einem Gericht in Seoul wegen Korruption zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden, hat aber gegen dieses Urteil Berufung eingelegt. Das Exekutivkomitee verlängerte die Suspendierung bis zum Abschluss des Verfahrens.

Keine Entscheidung im Fall Young

Keine Entscheidung hat die IOC-Exekutive im Fall des amerikanischen 400-m-Läufers Jerome Young getroffen. Der Leichtathletik-Weltverband (IAAF) hatte den Staffel-Olympiasieger von Sydney am 19. Juli wegen Dopings nachträglich für zwei Jahre gesperrt, nachdem dieser bereits 1999 positiv getestet worden war. Die IAAF empfahl dem IOC zudem, dem mit Young siegreichen US-Quartett das Staffel-Gold abzuerkennen. Das IOC will erst die Mitte September endende Berufungsfrist gegen diesen IAAF-Beschluss abwarten, bevor es eine endgültige Entscheidung trifft.

DPA

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