Eklat in der Schachwelt Schach-Weltmeister Carlsen wirft Niemann erstmals konkret Betrug vor: "Er hat häufiger betrogen als er zugibt"

Magnus Carlsen
Magnus Carlsen gewann fünfmal den Schach-WM-Titel, 2023 tritt er nicht wieder an
© ZUMA Wire / Imago Images
Magnus Carlsen behauptet, dass der junge US-Schachspieler Hans Niemann betrogen hat. Beweise dafür bringt der Weltmeister nicht vor. Der Eklat hält die Schachwelt schon seit Wochen in Atem.

Der Zwist zwischen Magnus Carlsen und Hans Niemann erschüttert die Schachwelt. Jetzt hat sich der fünffache Weltmeister Carlsen erstmals ausführlich dazu geäußert und seinem jungen US-amerikanischen Konkurrenten Betrug vorgeworfen. "Ich glaube, dass Niemann mehr – auch in letzter Zeit – betrogen hat, als er öffentlich zugegeben hat", schrieb der Norweger in einer Erklärung, die er auf Twitter veröffentlichte.

Genauer führte Carlsen seine Vorwürfe nicht aus, er könne sich nicht weiter dazu äußern, behauptete er: "Ich hoffe, dass die Wahrheit ans Licht kommt, wie auch immer sie aussehen möge."

Der 31-Jährige forderte Maßnahmen gegen Betrugsversuche im Schach. Er selber wolle dazu beitragen, indem er nicht mehr gegen Spieler antrete, die in der Vergangenheit betrogen hätten – "da ich mir nicht sicher sein kann, was solche Spieler in der Zukunft noch tun werden."

Magnus Carlsen sorgte mit Rückzug für Eklat

Carlsens Verhalten gegenüber dem 19 Jahre alten Niemann hatten zuletzt die Schachwelt in Aufruhr versetzt. Anfang September hatte der unangefochten beste Schachspieler der Welt bei einem Turnier in den USA gegen Niemann verloren und sich darauf hin zum ersten Mal in seiner Karriere aus einem Wettkampf zurückgezogen.

In der vergangenen Woche trafen Carlsen und Niemann bei einem Onlineturnier erneut aufeinander. Der Norweger klinkte sich nach nur einem Zug aus der Partie aus.

Bisher hatte sich Carlsen zu seinem Verhalten gegenüber Niemann nur kryptisch geäußert. Nun konkretisierte er seine Vorwürfe: "Während unseres Spiels beim Sinquefield Cup (seiner Niederlage Anfang September, Anm. d. Red.) hatte ich den Eindruck, dass er in den entscheidenden Phasen nicht vollständig fokussiert und auf das Spiel konzentriert war, während er mir mit den schwarzen Spielsteinen auf eine Art und Weise überlegen war, die ich nur von einem kleinen Personenkreis kenne. Das Spiel beim Sinquefield Cup hat dazu beigetragen, dass sich meine Perspektive auf das Thema geändert hat." 

Niemann hatte eingestanden, im Alter von zwölf und 16 Jahren zweimal bei Onlineturnieren betrogen zu haben. Das bezeichnete der 19-Jährige als "größten Fehler" seines Lebens. Weitere Betrugsversuche – insbesondere bei Präsenzpartien – streitet er jedoch vehement ab.

epp

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