Bei Hermann Maiers fünftem Super-G-Sieg auf der Streif ist Debütant Felix Neureuther nur die Rolle des tapferen Verlierers geblieben. "Ich bin stolz, dass der Rückstand unter zwei Sekunden geblieben ist", sagte die große deutsche alpine Skihoffnung nach der allerersten Fahrt auf der schwersten Rennstrecke der Welt. Mit Platz 32 verfehlte der 21-jährige Partenkirchener am Freitag in Kitzbühel nur knapp Weltcup-Punkte und Preisgeld. Der 30-Jährige Andreas Ertl lag als 43. beim vierten Super-G der Saison 2,86 Sekunden zurück. Der Lenggrieser hat kaum noch Chancen auf das Olympia-Ticket.
Kein Deutscher auf der Hahnenkamm-Abfahrt
Einen Tag vor der berühmt-berüchtigten Hahnenkamm-Abfahrt ohne deutsche Beteiligung an diesem Samstag (11.30 Uhr/ARD) zeigte Österreichs Nationalheld Maier seine einsame Klasse. Nach dem emotionalen Sieg-Comeback vor drei Jahren nach der Pause wegen eines Motorradunfalls setzte er sich diesmal mit hoher Startnummer vor Peter Fill durch und hatte im Ziel 5/100 Sekunden Vorsprung. Der mit Nummer sieben gestartete Italiener durfte bis zum Husarenritt des Flachauers auf seinen ersten Weltcup-Erfolg hoffen.
Die Plätze drei bis fünf holten sich die Österreicher Hannes Reichelt, Stephan Görgl und Klaus Kröll, die damit ihrem im Krankenhaus liegenden Cheftrainer Toni Giger ein Genesungsgeschenk machten. Giger hatte sich bei der Streckenbesichtigung bei einem Sturz eine Gehirnerschütterung und eine Wirbelsäulen-Verletzung zugezogen. In der Weltcup-Gesamt-Wertung bleibt der Österreicher Benjamin Raich (706 Punkte) vor Daron Rahlves (USA/629), Michael Walchhofer (Österreich/604) und Maier (577).
Der Herminator war fast ein wenig gerührt
"Ich bin noch nie so weit gesprungen beim Zielsprung wie diesmal. Mir ist ein richtiger Jauchzer in der Luft ausgekommen", sagte Maier nach seinem zweiten Saison-Erfolg nach dem Riesenslalom-Sieg beim Weltcup-Auftakt in Sölden. Der zweimalige Olympiasieger kassierte für den fünften Sieg beim sechsten Super-G-Gastspiel auf der Streif das Rekordpreisgeld von 47 000 Euro. "Ich war fast ein wenig gerührt. Es ist ein wunderschönes Gefühl, wenn man die Leute jubeln sieht", sagte der gefeierte Super-Star.
Geile Gefühle und Hoffnungen für den Sonntag
Auch Felix Neureuther, der 1,92 Sekunden hinter Maier lag, war nach seiner dritten Super-G-Fahrt im Weltcup hellauf begeistert. "Es hat brutal Spaß gemacht. Es war einfach ein geiles Gefühl", sagte der Sohn der ehemaligen Ski-Stars Rosi Mittermaier und Christian Neureuther. Beim beim Zielsprung verhinderte er akrobatisch einen Sturz. Auf die Kitzbühel-Abfahrt will sich der 21-Jährige in diesem Jahr trotz der gelungenen Streif-Premiere noch nicht wagen. "Da gibt es noch ein paar Sprünge mehr. Den Preis für den brutalsten Sturz will ich nicht haben." Dafür wird Neureuther im Super-G am nächsten Wochenende in Garmisch-Partenkirchen mit Sicherheit fahren.
Im Kampf um das Olympia-Ticket setzt der Jung-Star vor allem auf den Slalom am Sonntag. "Im Training fahre ich richtig gut Ski. Es ist vom Kopf her das Problem, dass ich es nicht umsetzen kann", sagte er. Bei der Generalprobe in Westendorf stürzte er zwar, doch auf Teilstrecken war er am schnellsten unterwegs. "Ich will noch einen rauslassen", kündigte er an. Eine Platzierung unter den Top 15 fehlt ihm noch. Mehr zu erwarten ist von Alois Vogl, dem Drittplatzierten von Wengen: "Siege sind das Ziel."
Volker Gundrum/DPA