Durch den anhaltenden Arbeitskampf in der NBA erhofft sich der College-Verband NCAA erhöhte Aufmerksamkeit für seine Basketball-Wettbewerbe. Passend dazu sorgte das neu ins Leben gerufene Carrier Classic mit dem Auftakt zur Spielzeit für wunderschöne Bilder.
So trafen sich die University of North Carolina Tar Heels mit den Michigan State Spartans auf dem Flugzeugträger USS Carl Vinson vor San Diego, um 8000 Zuschauern, unter ihnen Magic Johnson und Präsident Barack Obama, und Millionen an den TV-Geräten ein Schmankerl zum Saisonbeginn zu bieten. Das 67:55 der Tar Heels war dabei fast zweitrangig.
Neben spektakulären Spielorten gab es zum Start der Saison gleich einen der beeindruckendsten Rekorde in der Geschichte des Sports zu feiern.
Der Rekord
Wenn man als College-Coach den ungewöhnlichen und schwer auszusprechenden Nachnamen Krzyzewski, dann ist es kein Wunder, dass einen die Leute bald nur noch als Coach K kennen. Und obwohl wahrscheinlich Dutzende, wenn nicht sogar hunderte Basketballtrainer diesen Spitznamen verpasst bekommen haben, gibt es doch nur einen, der 904 Siege auf seiner Habenseite hat.
Mike Krzyzewski feierte den Rekordsieg zu seinem 903. Karriereerfolg in der letzten Woche beim dritten Sieg im dritten Spiel der noch jungen Saison mit einem 74:69 seiner Duke Blue Devils gegen die Spartans. Damit ließ er ausgerechnet seinen College-Coach und Mentor Bob Knight hinter sich, mit dem er sich zuvor die Bestmarke geteilt hatte. Unter Knight hatte der junge Kadett von 1966 bis 1969 als Guard gespielt und auch später das ein oder andere von dem heute 71-Jährigen gelernt.
Kein Wunder also, das Knight der Erste war, der Coach K gratulieren durfte. "Ich wäre niemals in der Lage zu solchen Leistungen, wenn es ihn nicht gegeben hätte. Ich weiss, dass er stolz auf mich ist und ich bin stolz unter ihm gespielt und von ihm gelernt zu haben", zitierte coachk.com den neuen Rekordhalter. Knight nahm die Tatsache, dass ihn sein Schützling vom Coach-Olymp verdrängt hatte, mit gewohnt bärbeißigem Humor: "Er sagte: 'Du hast es ganz schön weit gebracht, für jemanden, der nicht werfen kann'", erzählte Coach K lachend.
Dream-Coach
Über die Wurfkünste Krzyzewskis gesprochen übrigens Schivschevski lässt sich mit Sicherheit streiten, über seine eindrucksvolle Trainerkarriere allerdings nicht. Nach dem Ende seiner Spielerkarriere leistete er bis 1974 seinen Militärdienst, arbeitete danach ein Jahr unter Knight, der mittlerweile die Indiana Hoosiers betreute und übernahm ein Jahr später die Army Black Knights.
1980 wurde er schließlich Headcoach der Duke Blue Devils und begann eine Erfolgsgeschichte sondergleichen: In den letzten 28 Jahren führte er sein Team 27 Mal zum March-Madness-Turnier um den College-Titel und gewann diesen bei vier Gelegenheiten.
Doch nicht nur in den USA, auch international verdiente sich Coach K seine Sporen. Bereits 1979 und 1984 hatte er das Team USA als Assistent betreut und 1987 und 1990 war er bereits dessen Headcoach, während er beim ersten Dream Team 1992 wieder assistierte. Seit 2006 ist er wieder im Sattel und kann sich deswegen auch Weltmeister und Olympiasieger nennen.
Ohne Hot-Dogs zum Erfolg
Keiner der 21 deutschen Spieler in der Division I spielt zwar für Krzyzewski, doch mit Niels Giffey und Enosch Wolf von den Connecticut Huskies gibt es immerhin zwei, die eine Gemeinsamkeit mit Coach K besitzen: Einen nationalen College-Titel. Während Giffey nach einer guten letzten Saison weiterhin auf Einsatzzeiten kommen wird, beginnt für Wolf der Kampf beim Meister erneut, ist seine Centerposition doch hervorragend besetzt.
Auch ein zweites deutsches Duo, nämlich Elias Harris und Mathis Mönninghoff von den Gonzaga Bulldogs sind mit großen Erwartungen in die Saison gegangen. Gerade Harris, der als einer der hoffnungvollsten Nachwuchsspieler gilt, erhofft sich nach einem durchwachsenem zweiten Jahr Einiges.
"Es mag für einige Leute komisch klingen, aber ich habe Diät gehalten", erklärte er gegenüber spokesman.com. "Ich habe meine amerikanischen Essgewohnheiten abgelegt", es gäbe keine HotDogs und Burger für ihn mehr. Dabei habe er nicht nur knappe fünf Kilo abgenommen, wie er weiter ausführte, sondern sei durch intensives Training auch durchtrainierter. "Das hilft besonders bei meiner Art zu spielen", führte Harris, der zugunsten des Trainings die EM für Deutschland ausließ, weiter aus.
Große Fußstapfen
In große deutsche Fußstapfen trat übrigens Martin Breunig bei den Washington Huskies, die schon Detlev Schrempf, Chris Welp und Patrick Femerling auf die Profikarriere vorbereitet hatten. Breunig steht dabei ein prominenter Name zur Seite: Shawn Kemp Junior, der ebenfalls als Freshman zu Werke gehen wird.
Einen anderen interessanten Spieler vermisst man jedoch im Kader. Alex Schrempf, den es vor zwei Jahren nach Kalifornien zu den UCLA Bruins gezogen hatte, dort jedoch im letzten Jahr gerade einmal in drei Spielen zum Einsatz kam, kehrte im Oktober in seine Heimat Seattle zurück. Allerdings wird er wohl nicht die sehr, sehr großen Fußstapfen des Vaters ausfüllen und mit Kemp Junior Seattle von den guten, alten NBA-Zeiten träumen lassen.
Sven Kittelmann