Weltmeister Pius Heinz FBI trainierte den Pokerkönig

Von Klaus Bellstedt
Die Welt staunt über einen jungen Deutschen: den neuen Poker-Weltmeister Pius Heinz. Der ist nicht nur Stromberg-Fan, sondern vor allem ein begnadeter Stratege - dank des FBI.

Einer der letzten Einträge auf Pius Heinz’ Facebook-Seite, die mittlerweile 16.500 Fans hat, stammt von Mittwoch, 12 Uhr mittags Las-Vegas-Zeit: "Ich hatte eine geile Partynacht mit meinen Freunden und meiner Familie. Aber jetzt brauche ich ein bisschen Zeit zum Erholen." Das Hotel Rio in der Wüstenstadt hatte Deutschlands neuem Sensations-Weltmeister im Pokern die Palazzo Suite für die Aftershow-Feier spendiert. Dort wohnen sonst Superstars wie Elton John, David Beckham oder Mick Jagger. 500 Quadratmeter an Partyfläche standen dem Zocker-Champion und seiner Gefolgschaft zur Verfügung. Heinz, der in der Nacht auf Mittwoch das wichtigste Pokerturnier der Welt, das "November Nine", gewonnen hatte und dabei ein Rekordpreisgeld von 8,7 Millionen Dollar einsackte, blieb auf seiner Party natürlich im weißen Kapuzenpulli, seinem Markenzeichen. Der 22-Jährige trank ein paar Bier aus Flaschen. Keine Spur von Champagner-Gelüsten, obwohl er sich das jetzt auch locker leisten könnte.

"Pius Heinz ist ein bodenständiger Bursche, der wird jetzt nicht abheben oder großkotzig", sagt einer, der ihn kennt. Michael Keiner ist Pokerexperte und spielt zusammen mit Heinz bei PokerStars, dem größten Online-Pokerraum der Welt. Keiner, der früher mal Schönheitschirurg war und bis jetzt als Pokerprofi immerhin auch schon 1,3 Millionen Dollar an Preisgeld einspielen konnte, ist einen Tag nach dem WM-Triumph des Wirtschaftspsychologie-Studenten aus der Nähe von Bonn immer noch voll des Lobes: "Pius war bis Juli ein ganz guter Pokerspieler. Aber in den letzten Monaten hat er sich verwandelt. Es ist unfassbar, wie er sich weiterentwickelt hat und in Las Vegas plötzlich der beste Spieler am Tisch war."

Gestik und Mimik deuten

Aber wie schafft es so einer im Pokern auf einmal zum Weltmeister? Reine Psychologie. "Der Kopf arbeitet auf Hochtouren: Man versucht herauszufinden, was der Gegner macht, das ist anstrengend", sagte Heinz nach seinem Sieg. Mehr wollte der Student nicht verraten. Talent? Sicher. Intelligenz? Auch. Aber das, was beim Pokern fast am wichtigsten ist, das Lesen in den Gesichtern der Kontrahenten am Tisch, brachte Heinz ein echter Spezialist bei. "Pius hat sich in der Vorbereitung auf das Turnier in Las Vegas von einem FBI-Profiler coachen lassen", verrät Mike Kleiß, Heinz’ Medientrainer, stern.de. Die Hand des Gegners zu lesen - darin ist Heinz auch dank des Profilers enorm stark.

"In der entscheidenden Phase des Finales, als nur noch der Pius und Martin Staszko am Tisch saßen, hat er eine Regung beim Tschechen, ein kleines Zucken im Mundwinkel beobachtet. Für ihn war das ein Zeichen, volles Risiko zu gehen. Danach war das Spiel gewonnen", sagt Kleiß. Michael Keiner bestätigt: "Die Jungs vom FBI wissen Gestik und Mimik in Gesichtern zu deuten. Pius Heinz hat die Vorbereitung mit dem Coach wahnsinnig intensiv genutzt. Das hat sich jetzt ausgezahlt."

Stolz in der Voreifelgemeinde

Apropos ausgezahlt: Was der neue Weltmeister mit seinen Millionen anstellen wird, steht noch nicht fest. Aber jegliche Formen von Kauforgien wird es wohl nicht geben. Das lassen seine Aussagen jedenfalls vermuten: "Frauen, Autos und Rauschmittel?... Nein, im Ernst das ist nicht meine Welt. Ich bin noch nie jemand gewesen, der mit Geld um sich wirft. Das meiste werde ich sehr konservativ anlegen. Ansonsten gibt es unter den Freunden und vor allem in der Familie ein paar Leute, die sich über das eine oder andere Geschenk freuen können", sagte Heinz, der sein Studium wohl erstmal auf Eis legen wird, nach der Partynacht amerikanischen TV-Sendern bevor er auf seinem Zimmer verschwand.

Der Rummel ist in Pius Heinz’ kleiner Heimatgemeinde Swittal-Odendorf bei Bonn übrigens noch nicht angekommen. Aber das wird sich bald ändern, wenn der neue Pokerkönig am Wochenende zurückkommt. Die Einheimischen freuen sich schon: "Wir sind stolz auf Pius, auch wenn das natürlich erst einmal sein ganz persönlicher Erfolg ist. Aber er hat schon eine enorme Leistung abgeliefert, und es ist toll, dass man in dem Zusammenhang auch den Namen unserer kleinen Voreifelgemeinde in den internationalen Nachrichten hört", sagt Ortsvorsteherin Elisabeth Kümpel.

Und Pius Heinz? "Das einzig Blöde an der ganzen Sache hier ist, dass ich die erste Folge Stromberg verpasst habe", gab er trotz aller Freude ein wenig mitgenommen vor dem Zubettgehen den wenigen deutschen Reportern noch mit auf den Weg. Daheim wolle er das ganz schnell nachholen. Herr Heinz, hier ist schon mal ein Vorgeschmack.

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