Liebe Leserinnen, liebe Leser,

An dieser Stelle und so kurz vor Weihnachten möchte ich vielen von Ihnen Danke sagen, weil Sie gespendet haben.
Fantastische 340.000 Euro konnte die Stiftung stern in diesem Jahr an Hilfsprojekte weiterleiten. Das sind nicht die Millionen, die eine Fernsehsendung mit großem Star-Aufgebot zusammenbekommt. Das sind Spenden, die Sie häufig spontan nach der Lektüre einer stern-Geschichte an unsere Stiftung überwiesen haben. Mal 20 Euro, mal 100 und mal viel mehr. Ich finde das enorm.
Vom legendären "Tagesthemen"-Moderator und TV-Journalisten Hanns Joachim Friedrichs stammt der Satz, ein guter Journalist mache sich mit keiner Sache gemein, "auch nicht mit einer guten". Diese Losung halten sich viele Journalisten vor Augen, wenn es um ihre Objektivität und Sachlichkeit geht. Ein Journalist berichtet, er wird niemals Teil dessen, worüber er berichtet. Aber ist das realistisch? Sind wir Reporter ehrlich, wenn wir behaupten, uns ließe das Geschehen um uns herum völlig kalt?
Der stern berichtet aus Deutschland und aus der ganzen Welt. Unsere Reporter schreiben viele Geschichten so auf, dass sie Sie berühren. Nicht aus Effekthascherei. Sondern, weil die Schicksale, von denen wir erzählen, uns nicht egal sind.
Ich behaupte, das ist es, was eine gute stern-Geschichte ausmacht: Sie löst etwas in Ihnen, unseren Leserinnen und Lesern, aus. Sonst würden nicht immer wieder so viele von Ihnen helfen.
Durch unsere Reportage und mit Ihren Spenden haben wir einem Altenheim in Mexiko geholfen, das ehemaligen Prostituierten ein Dach über dem Kopf bietet. Sie müssten sonst auf der Straße leben.
In Ruanda kümmert sich eine Stiftung um Opfer des Genozids. Allein für dieses Hilfsprojekt haben Sie 22.000 Euro gespendet, nachdem wir berichtet hatten.
Der vierjährige Khairi wurde von einem IS-Kämpfer jahrelang gequält. Heute lebt er in Deutschland. Wir haben seine Geschichte erzählt, Sie haben gespendet, und so kann jetzt die weitere medizinische Hilfe für Khairi bezahlt werden.
Machen wir uns mit alldem gemein mit einer guten Sache? Ja. Aber warum nicht?
In den folgenden Kurzberichten erfahren Sie, wem die Stiftung stern im Jahr 2019 geholfen hat.
Herzlich Ihr Florian Gless, Chefredakteur stern.
P.S.:Hier können Sie ganz einfach für die einzelnen Projekte spenden!
Mosambik: Hoffnung nach dem Zyklon "Idai"
Die christliche Laiengemeinschaft Sant’Egidio versorgt Zehntausende in den am schlimmsten betroffenen Gebieten.

Der Wind traf im März mit einer solchen Wucht vom Meer auf die Hafenstadt Beira, dass er neun von zehn Häusern mit sich nahm, Stromleitungen kappte und das gesamte Gebiet unter Wasser begrub. Beira wurde zu einer Insel im Ozean, abgeschnitten vom Rest des Landes. Hunderttausende hatten keine Lebensmittel mehr, kein sauberes Trinkwasser, keine Medikamente, keinen Strom. Dafür kamen Malaria-Mücken. Und Cholera brach aus.
Die Mitarbeiter der christlichen Laiengemeinschaft Sant’Egidio reagierten vor Ort angesichts dieser Katastrophe sofort. Seit mehr als 35 Jahren ist die in Rom beheimatete internationale Gemeinschaft eng mit Mosambik verbunden, vermittelte 1992 den Friedensschluss zwischen den Bürgerkriegsparteien, betreibt heute Gesundheits- und Ernährungszentren im Land. In Beira wurden die Gebäude zum Notlager, Tausende fanden hier Schutz.
Bis heute unterstützt Sant’Egidio über 100.000 Menschen mit Lebensmittelpaketen, darin unter anderem Mehl, Reis, Bohnen, Öl, Zucker und Seife. Mehr als 800 Kinder erhalten an fünf Tagen der Woche eine warme Mahlzeit, Tausende wurden gegen Cholera geimpft, auch 1500 obdachlose Familien in den drei Lagern außerhalb der Stadt werden regelmäßig versorgt. Nach der Nothilfe beginnt nun der Wiederaufbau. Auch mit den 50.000 Euro Spenden der stern-Leser verteilt Sant’Egidio Baumaterialien, verleiht Werkzeuge.
Bei seinem Besuch in Mosambik im September lobte Papst Franziskus das Mitgefühl und den Einsatz der Mitarbeiter Sant’Egidios. Die schenkten ihm einen Hirtenstab – gewunden aus Blech und Holz zerstörter Häuser. Als Zeichen, wie Hoffnung aus dem Chaos entstehen kann.
Deutschland: Heimat neu erfinden
Der Verein Straßenkinder kümmert sich um obdachlose Minderjährige und Geflüchtete.
Deutschland endet mit Schulschluss. Wenn Suleyman nach dem Unterricht zurück in seine Unterkunft fährt, trifft der zwölfjährige Junge aus Syrien dort niemanden, der mit ihm Deutsch spricht oder nach seinen Hausaufgaben fragt. Der Anschluss an die neue Lebenswelt findet nicht statt. "Es gibt in unserem Umfeld auch keine Mutter, die sagt 'Fritzchen, geh doch mal rüber zu Suleyman und spiel mit ihm Fußball. Kannst ihn heute Abend auch zum Essen mitbringen'", erzählt Eckhard Baumann vom Berliner Verein Straßenkinder: "Viele Kinder von Geflüchteten sind in ihren Unterkünften völlig isoliert."

Mit der Hilfe der stern-Leser konnte Baumann einen VW-Caddy anschaffen, mit dem Mitarbeiter minderjährige Geflüchtete wie Suleyman aus ihren Unterkünften abholen und ins Kinderhaus "Bolle" bringen. Hier, wo Kinder und Jugendliche ein Mittagessen, Freizeitangebote und vor allem Zuwendung finden, ist so etwas wie ein zweites Zuhause für Jungen und Mädchen mit Fluchthintergrund entstanden. Auch für Ausflüge mit den Kindern ins Umland wird der neue Wagen genutzt.
Den Betreuern im Kinderhaus erzählte Suleyman anfangs, er habe keine Hausaufgaben auf. Was ihn überforderte, verdrängte er. Mit viel Geduld halfen ihm die Integrationsmitarbeiterinnen, in der Schule Fuß zu fassen. "Hier lernen die Kinder unsere Kultur kennen", sagt Baumann. "Sie finden Zugang zu Gleichaltrigen, zu Bildung und zu unseren Werten."
Mexiko: Endlich Liebe für Sexarbeiterinnen
Im Casa Xochiquetzal erhalten ehemalige Prostituierte ein Zuhause.
Norma Sánchez, 67, freut sich über den Kuchen zum Geburtstag genauso wie über ein eigenes Zimmer und ein Leben in Würde. Sie wohnt im Casa Xochiquetzal, einem Altenheim für Sexarbeiterinnen im Zentrum von Mexiko- Stadt, dem einzigen der Welt. Viele gealterte Prostituierte, die bisher auf der Straße lebten, finden hier ein Zuhause. Sie erhalten zudem medizinische Betreuung, Fortbildungen und drei Mahlzeiten am Tag. Selbst zu ihren Kindern und Verwandten haben einige Bewohnerinnen wieder Kontakt aufnehmen können.
Der stern berichtete im Februar 2019 über das Casa Xochiquetzal. Dank zahlreicher Spenden der Leser konnte eine Schließung des Heims wegen ausbleibender Zahlungen der Stadt verhindert werden.
Ruanda: Das Leben danach
Seit 2007 helfen Leser Kindern in Ruanda, deren Mütter während des Genozids vergewaltigt wurden.

Vor zwölf Jahren besuchte der Fotograf Jonathan Torgovnik weibliche Opfer des Völkermords in Ruanda sowie ihre aus der Gewalt entstandenen Kinder – und porträtierte sie gemeinsam. Der stern druckte Torgovniks emotionale Porträts und Interviews. Die Geschichte löste bei den Lesern ein großes Echo aus. Viele wollten den Familien helfen.
Tief beeindruckt begann Jonathan Torgovnik gemeinsam mit Unterstützern in Ruanda, eine Stiftung aufzubauen, um die Betroffenen langfristig zu unterstützen: die Foundation Rwanda. stern-Leser spendeten seither 120.000 Euro.
Nun ist der Fotograf zu den Familien zurückgekehrt, seine neuen Porträts erschienen im April im stern. Dank weiterer Spenden konnten noch einmal 22.000 Euro an Torgovniks Stiftung ausgezahlt werden. Mit den Geldern bezahlt die Foundation Rwanda unter anderem Schulgebühren und kümmert sich um psychologische Betreuung.
Brasilien: Frauenschutz in der Favela
Dona Carmen mobilisiert Nachbarinnen zur Gegenwehr – gegen Männergewalt.
Wenn ein betrunkener Mann mal wieder eine Frau zusammenschlägt, pfeift Dona Carmen, 49, die anderen Bewohnerinnen mit Trillerpfeifen zusammen und rettet die Opfer aus den Fängen des Täters. Manchmal mit Knüppeln, auch mal mit Messern, immer mit viel Mut. So hat sie noch jede Frau befreien können.
Ihre Methode mag gewöhnungsbedürftig sein, aber mit netten Worten erreicht sie wenig, und die Polizei kommt oft nicht. Inzwischen wird ihr Modell in anderen Armenvierteln kopiert.
Dank Leserspenden wird Dona Carmen jetzt ein Gemeindezentrum errichten. Dort sollen die Frauen sicher sein, Ausbildungen machen und auch Feste feiern können – mit ihren Männern.
Jemen: Die vergessene Krise
Ärzte ohne Grenzen ist weiter vor Ort, wo es keine andere Hilfe mehr gibt.
Seit Jahren herrscht im Jemen ein Krieg, der sich zu einer der größten humanitären Katastrophen unserer Zeit entwickelt hat. Ein Krieg, in dem mehr Menschen an den Folgen von Hunger und Krankheiten sterben als durch Kampfhandlungen. Das Gesundheitssystem ist zusammengebrochen.
Die Teams von Ärzte ohne Grenzen stemmen sich mit 12 Krankenhäusern und mehr als 20 Gesundheitszentren gegen die Katastrophe. Mehrmals schon wurden die Helfer selbst zu Opfern, wenn Bomben die Kliniken trafen. Immer wieder kamen Mitarbeiter der Krankenhäuser dabei ums Leben. Trotzdem arbeiten die Helfer im Land weiter – weil sie gebraucht werden.
Argentinien: Kampf gegen Menschenhandel
Sicherheit für Mädchen vor den Fängen der Mafia in Buenos Aires.
Die drei Schwestern Lucía, Belén und Rosa kamen als kleine Mädchen aus Paraguay nach Argentinien und wuchsen dort in dem von der Mafia kontrollierten Slum Cuartel V. auf. Lucía, 16, und Belén, 13, wurden entführt und zu Opfern von Zwangsprostitution. Rosa, 15, befreite sie.
Die ungewöhnliche Reportage vom Überleben der drei Schwestern bewegte viele Leser und ermutigte sie, für ein neues Leben der Mädchen zu spenden. Mithilfe der Organisation Madres – Víctimas de Trata werden die drei zunächst in einer sicheren Wohnung betreut und anschließend in einem noch zu errichtenden Haus für Opfer von Menschenhandel leben.
Irak: Doktor Gammel rettet ein Kind
Der kleine Khairi wurde vom IS gefoltert. Ein deutscher Arzt hilft.
Im Oktober 2019 berichtete der stern über den vierjährigen Khairi, der mit seiner Mutter und Schwester von einem IS-Kämpfer über Jahre gefangen gehalten und gequält wurde. Heute geht es Khairi deutlich besser. "Er blüht richtig auf. Wir können mittlerweile sogar Deutsch miteinander sprechen", sagt Andreas Gammel, der Khairi vor zwei Jahren zur Behandlung nach Nürnberg holte.
Die nächsten Operationen für den Jungen stehen Ende Dezember an. Im Frühjahr 2020, so Gammel, soll sich dann auch ein plastischer Chirurg um Khairis verstümmeltes Ohr kümmern. Möglich gemacht haben diese Behandlung die stern-Leser, die für Khairi gespendet haben.
Indien: Der Schneider von Delhi
Kuku Arora sorgt dafür, dass Hunderte Slum-Kinder zur Schule gehen können.
Die Spenden der Leser kamen gerade zur rechten Zeit: Kurz nachdem der stern im Dezember vergangenen Jahres über den Schneider Kuku Arora berichtet hatte, der in der indischen Metropole Delhi bis zu 270 Straßenkinder betreut, kündigte der Vermieter die Räume.
Arora fand eine andere Unterkunft für die Kinder. Mit den Spenden konnten Toiletten und Waschräume gebaut werden. Weil ihre eigenen Familien zu arm sind, werden die Mädchen und Jungen von Arora mit Essen, Schulmaterial und Nachhilfe versorgt.
Wie erfolgreich das Projekt ist, zeigte ein Besuch von 20 Ehemaligen. Die jungen Erwachsenen haben inzwischen eine abgeschlossene Ausbildung oder Abitur, manche studieren sogar Mathe oder Jura.
Sämtliche im Jahr 2019 geförderte Hilfsorganisationen inklusive der Höhe der Zuwendungen können Sie unten angefügter Tabelle entnehmen. Die ausführlichen Geschichten zu allen Projekten finden Sie auf www.stiftungstern.de. Bitte helfen Sie auch weiterhin Menschen in Not.
Afrika | |||
Mosambik | Katastrophenhilfe nach Zykon Idai | Gemeinschaft Sant'Egidio e.V. | 50.000 € |
Ruanda | Ausbildungsförderung von Kindern vergewaltigter Frauen (Genozid) | Foundation Rwanda | 22.000 € |
Madagaskar | Ausbau des Familienhauses im Kinderheim für verstoßene Zwillinge | Fanatenane | 10.000 € |
Indien | |||
Jemen | medizinische Versorgung der Bevölkerung in der Stadt Taiz | Ärzte ohne Grenzen e.V. | 50.000 € |
Indien | Schulbildung für Straßenkinder in Delhi (Sunshine Project) | Help Alliance gGmbH | 30.000 € |
Bangladesch | Förderung der Hebammen-Ausbildung | Hope Foundation for Women and Children Inc. | 5.000 € |
Lateinamerika | |||
Argentinien | Hilfe von Opfern von Menschenhandel und Zwangsprostitution | Madres Víctimas de Trata | 20.000 € |
Mexiko | Betreuung und Pflege ehemaliger Prostituierter im Altenheim | Casa Xochiquetzal | 13.000 € |
Brasilien | Frauenschutz gegen Männergewalt in einer Favela | Oficina Cultural da Mulher da Comunidade Menino Chorão | 2.000 €* |
Brasilien | Schulbildung und Betreuung bedürftiger Kinder in Rio de Janeiro | Ser Alzira de Aleluia | 10.000 € |
El Salvador | Einsatz für Freilassung und Eingliederung inhaftierter Frauen | Asociación Tiempos Nuevos Teatro | 5.000 € |
Kolumbien | Ausbildung und Resozialisierung für inhaftlierte Frauen in Cartagena | Fundacion Accion Interna | 1.000 € |
weiteres Ausland | |||
Irak | medizinische Behandlung des gefolterten irakischen Jungen Khairi | ResCo e.V. | 16.000 € |
Bahamas | Nahrungsmittel- und Wasserversorgung nach Hurrikan Dorian | Adra Deutschland e.V. | 10.000 € |
Kriegsgebiete | Operationen kriegsversehrter Menschen und Schulung von Medizinern in Krisengebieten | David Nott Foundation | 10.000 € |
Mittelmeer | Seenotrettung von Flüchtlingen auf Rettungsschiff "Aquarius" | SOS MEDITERRANEE Deutschland e.V. | 6.000 € |
Ost-Ukraine | Hilfe für Zivilbevölkerung in vom Krieg betroffenen Dörfern | Proliska NGO | 5.000 € |
Griechenland | medizinische Versorgung im Flüchtlingslager Moria auf Insel Lesbos | Ärzte ohne Grenzen e.V. | 5.000 € |
weltweit | Unterstützung der Rückenmarksforschung | Stiftung Wings for Life | 1.000 € |
Deutschland | |||
Halle | Einrichtung für neues Schutzhaus schwersttraumatisierter Kinder | Mattisburgen e.V. | 15.000 € |
München | Umzugshiilfe und Nahrungsergänzungsmittel für schwerkranken Jungen Gökhan | Silberstreifen e.V. | 10.000 € |
Hamburg | medizinische Behandlung unversicherter Patienten | Praxis ohne Grenzen Hamburg e.V. | 10.000 € |
Rostock | Stärkung von bedürftigen Kindern in enger Zusammenarbeit mit lokalen Schule | Kinderhilfswerk Die Arche e.V. | 10.000 € |
bundesweit | bundesweite finanzielle und beratende Unterstützung bedürftiger Familien | wellcome gGmbH | 10.000 € |
Berlin | Unterstützung von Förderangeboten für Kinder mit Fluchterfahrung | Straßenkinder e.V. | 5.000 € |
Lehrte | Delfintherapie für schwerkrankes Mädchen Eva | Dolphin Aid e.V. | 4.500 € |
Bochum | Umgestaltung des Hospizgartens | Hospiz St. Hildegard | 4.500 € |
340.000 € | |||
* wegen Überweisungsproblemen mit brasilianischer Bank werden weitere 12.000 € erst im Januar 2020 überwiesen |