Der Flugzeugbauer Boeing kann nach Angaben des US-Justizministeriums für zwei tödliche Abstürze von 737-Max-Maschinen vor rund fünf Jahren strafrechtlich verfolgt werden. Das Unternehmen habe gegen Verpflichtungen aus einer Vereinbarung verstoßen, die Boeing vor einer strafrechtlichen Verfolgung der Abstürze bewahrt habe, heißt es in einem Schreiben des Ministeriums vom Dienstag. Das weitere Vorgehen werde geprüft.
In dem Schreiben heißt es, Boeing habe es versäumt, ein Compliance- und Ethikprogramm zu entwickeln, einzuführen und durchzusetzen, um Verstöße gegen die US-Betrugsgesetze zu verhindern und aufzudecken. US-Justizbeamten zufolge würde ein solcher Verstoß bedeuten, dass Boeing für jeden Verstoß gegen Bundesgesetze im Zusammenhang mit den Abstürzen strafrechtlich verfolgt werden kann. Gemäß der Vereinbarung mit der US-Regierung zahlte Boeing eine Strafe von 243 Millionen Dollar, etwa 225 Millionen Euro. Die Betrugsvorwürfe im Zusammenhang mit den Angaben an die US-Behörden wurden zwar nicht weiterverfolgt. Allerdings galt so etwas wie eine Bewährungs-Regelung mit der zentralen Auflage, dass Boeing ein Compliance- und Ethik-Programm umsetzt.
Boeing musste Plan zur Verbesserung von Qualitätskontrollen vorlegen
Boeing erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, das Unternehmen sei der Ansicht, die Bedingungen der Vereinbarung eingehalten zu haben. Bei den beiden Abstürzen im Oktober 2018 und im März 2019 in Indonesien beziehungsweise Äthiopien waren insgesamt 346 Menschen ums Leben gekommen.
Einst eroberte Boeing die Welt im Flug – doch dann geriet der Flugzeugbauer ins Trudeln

Die Max-Flugzeuge mussten nach den beiden Abstürzen lange am Boden bleiben, bis Boeing Nachbesserungen durchführte. In diesem Jahr kam der Konzern dann abermals durch einen dramatischen Zwischenfall ins Visier der Behörden. Bei einer so gut wie neuen Boeing 737-9 Max der US-Fluggesellschaft Alaska Airlines brach im Januar kurz nach dem Start im Steigflug ein Rumpffragment heraus. Allerdings waren die beiden Sitze in der Nähe des Lochs im Rumpf durch einen glücklichen Zufall leer geblieben und das Flugzeug befand sich noch in relativ geringer Höhe, weshalb der Vorfall glimpflich ausging und niemand ernsthaft zu Schaden kam.
Danach leitete die US-Regierung Ermittlungen ein und die Luftfahrtaufsicht FAA forderte Boeing auf, einen Plan zur Verbesserung der Qualitätskontrollen vorzulegen. Außerdem blockierte die Behörde bis auf Weiteres den von Boeing angestrebten Ausbau der 737-Max-Produktion.