DaimlerChrysler Schrempp dachte offenbar an Rücktritt

Wegen des Mitsubishi-Debakels hat DaimlerChrysler-Vorstandschef Jürgen Schrempp dem Aufsichtsrat angeblich bereits in der vergangenen Woche seinen Rücktritt angeboten. Damals wurde abgelehnt, heute befasst er sich erneut damit.

Wegen des Mitsubishi-Debakels hat DaimlerChrysler-Vorstandschef Jürgen Schrempp dem Aufsichtsrat einem Zeitungsbericht zufolge bereits in der vergangenen Woche seinen Rücktritt angeboten. Damals wollte das von diesem Schritt völlig überraschte Gremium das Angebot nicht annehmen, berichtete die "Stuttgarter Zeitung" (Donnerstagausgabe). Am (heutigen) Donnerstag sollten sich die Aufsichtsräte erneut damit befassen. In unternehmensnahen Kreisen wurde ein möglicher Rücktritt von Schrempp aber für eher unwahrscheinlich gehalten. Der Konzern wollte am Mittag seine Quartalszahlen veröffentlichen.

Hubbert macht Front ggen Schrempp

Das Kontrollgremium tagt in New York. Ein Konzernsprecher hatte bereits am Mittwochabend einen Kommentar abgelehnt. DaimlerChrysler hatte vor einer Woche überraschend seinem angeschlagenen Partner Mitsubishi Motors den Geldhahn zugedreht. Acht von zwölf Vorständen hätten sich dagegen ausgesprochen, Mitsubishi weitere Milliarden zuzuschießen, schrieb das Blatt. An die Spitze der Schrempp-Kritiker setzten sich dem Bericht zufolge Finanzvorstand Manfred Gentz und Mercedes-Chef Jürgen Hubbert. Der 64-jährige Hubbert habe erstmals offen Front gegen Schrempp gemacht. Er gilt als möglicher Übergangskandidat, falls Schrempp den Konzern verlässt. Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat hatten sich hinter Schrempp gestellt. Der Vertrag des Vorstandschefs war erst vor kurzem bis 2008 verlängert worden. In der Diskussion um die Verlängerung hatten die Arbeitnehmervertreter früh Partei für den 59-Jährigen ergriffen.

Unterdessen kritisierte der Maschinenbauverband VDMA den Vorstandschef wegen seiner strategischen Fehleinschätzungen in den vergangenen Jahren scharf. Bei Daimler gebe es in der Strategie ein Hin und Her: Rein und raus bei der Luftfahrt, bei der Technologie und bei der Welt AG. Solche ständigen Strategiewechsel würde es in einem Familienunternehmen nicht geben, ein Familienunternehmen würde das auch gar nicht überleben, sagte VDMA-Präsident Diether Klingelnberg laut "Welt" (Donnerstagausgabe). Unverständlich sei auch, dass Schrempp das Mitsubishi-Engagement von Daimler-Chrysler auf der Hauptversammlung verteidigt und wenig später eine Kehrtwende vollzogen habe.

VDMA kritisiert Schrempp

Kritik an Schrempp äußerte auch der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Klaus Nieding. Er forderte in der "Berliner Zeitung" den DaimlerChrysler-Chef indirekt zum Rücktritt auf. "Schrempp ist sicherlich mitverantwortlich für das Debakel bei Mitsubishi, denn es war ja vor allem seine Strategie, die so genannte Welt AG in die Tat umzusetzen." Schrempp habe sich bei seiner Wahl für Mitsubishi von Chrysler-Managern leiten lassen, die den Autohersteller gegenüber Nissan favorisiert hätten - was sich als glatte Fehlentscheidung herausgestellt habe. "Wenn man derart prominent eine Strategie mit seinem Namen verbindet, dann trägt man auch die Verantwortung dafür."

DPA

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