Fünf deutsche DAX-Unternehmen sind nach Meinung von Aktionärsschützern im vergangenen Börsenjahr besonders unangenehm aufgefallen. Bei Daimler, Siemens, der Hypo Real Estate, Volkswagen und MAN seien die "Schattenseiten des Kapitalmarkts" deutlich geworden, kritisierte die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) in ihrem in München vorgestellten "Schwarzbuch Börse 2007".
Schlechtes Risikomanagement in der Immobilienkrise
Die schwer angeschlagene Mittelstandsbank IKB und die WestLB nahmen die Aktionärsvertreter in die Liste derer auf, die in ihren Augen das Vertrauen der Anleger missbraucht und Kapital vernichtet haben. Die US-Hypothekenkrise bereite den Anlegern Dauersorgen, erklärte SdK-Vorstand Klaus Schneider.
Er prangerte die von der Krise hart getroffenen Kreditinstitute, den Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate, die IKB und WestLB, als Beispiele für schlechtes Risikomanagement an. Bei der WestLB etwa seien "aus Geldgier jegliche bestehende Schranken ausgehebelt worden", kritisierte Schneider. Die Immobilienbank HRE habe überraschend 390 Millionen Euro auf ein US-Wertpapierportfolio abgeschrieben, obwohl der Vorstand zuvor stets betonte, von der Hypothekenkrise in den USA nicht betroffen zu sein, so Schneider. "Das ist völlig unverständlich, die Krise war ja schon lange bekannt." Es gebe erhebliche Zweifel, ob Bankchef Georg Funke die Branchenkrise richtig eingeschätzt habe. Die SdK hat ihn zum Rücktritt aufgefordert und rechnet mit Schadenersatzklagen gegen das Management, will selbst aber nicht aktiv werden. Es habe sich insgesamt gezeigt, dass bei den Bankenmanagern kein Verständnis für die durch die Hypothekenkrise entstandenen Probleme vorhanden sei.
Aktienoptionen, Korruption und Machtfülle
Ex-Daimler-Chef Jürgen Schrempp griffen die Aktionärsschützer wegen eines im Jahr 2000 beschlossenen Optionsprogramms scharf an. Obwohl die von ihm initiierte Fusion von Daimler und Chrysler gescheitert sei und dem Aktienkurs geschadet habe, profitiere der Ex-Vorstand. Schrempp stünden aus Optionen Aktien im Wert von 50 Millionen Euro zu.
Der Münchner Siemens-Konzern schaffte es wegen des Korruptionsskandals erneut in das Schwarzbuch. Die "Perle der deutschen Industrie" stecke noch immer tief im Korruptionssumpf, so Schneider. "Wir hoffen aber, dass das neue Management dieses Übel aus dem Unternehmen vertreiben kann." Der neue Siemens-Chef Peter Löscher baut den Konzern derzeit radikal um und versucht ihn damit aus den Schlagzeilen zu holen. Siemens selbst hat dubiose Zahlungen in Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro eingeräumt. Es droht noch eine saftige Strafe der US-Börsenaufsicht SEC.
Im Zusammenhang mit MAN und VW prangerten die Aktionärsschützer die große Macht von Manager Ferdinand Piëch an, der bei beiden Unternehmen den Aufsichtsrat führt. Piëch habe jede Menge Geld verdient und dabei die Regeln der guten Unternehmensführung beispiellos mit Füßen getreten, um seine Interessen durchzusetzen, kritisierte SdK-Vorstand Schneider.
Schlechtes Zeugnis für die Deutsche Bank
Die "IPO-Zitrone für den schlechtesten Börsengang des Jahres" verliehen die Aktionärsschützer der Deutschen Bank. Das Kreditinstitut habe gleich vier Flops an der Börse gelandet. Dabei seien etwa 900 Millionen Euro verloren gegangen, sagte Schneider. Kritik übten die Aktionärsschützer auch am Handel mit Zertifikaten. Der Markt sei intransparent und könne bei Verfehlungen eines oder mehrerer Emissionshäuser auch zusammenbrechen, warnte die SdK in ihrem aktuellen Schwarzbuch. Dieses enthält einen Sonderteil zu Zertifikaten und kann im Internet unter sdk.org bestellt werden. Der Bericht befasst sich auf 103 Seiten kritisch mit dem Börsengeschehen des vergangenen Jahres und soll Anleger vor Fehlanlagen bewahren.