Modernes Arbeiten Deutsche Bank zahlt Mitarbeitern im Homeoffice 1000 Euro Aufwandspauschale

Deutsche Bank-Mitarbeiter bekommen für die Arbeit im Homeoffice künftig eine Aufwandsentschädigung (Symbolfoto)
Deutsche Bank-Mitarbeiter bekommen für die Arbeit im Homeoffice künftig eine Aufwandsentschädigung (Symbolfoto)
© Arne Dedert / DPA
Die Deutsche Bank hat eine Homeoffice-Regelung für ihre Mitarbeiter eingeführt. Wer mindestens zwei Tage pro Woche Heimarbeit leistet, erhält eine Aufwandspauschale in Höhe von 1000 Euro. Es gibt allerdings auch klare Vorgaben und Ausnahmen.

Vor mehr als einem Jahr teilte die Deutsche Bank mit, dass sie die Homeoffice-Regelung für ihre Mitarbeiter überarbeiten wolle. Jetzt hat sich die Bank mit dem Gesamtbetriebsrat geeinigt: Alle Mitarbeiter der Deutschen Bank AG dürfen bis zu 40 Prozent ihrer Arbeitszeit im Homeoffice verbringen. Das entspricht einem bis zwei Tage pro Woche, wie das "Handelsblatt" berichtet.

Stimmt der nächsthöhere Vorgesetzte zu, so sind auch bis zu drei Tage pro Woche Heimarbeit erlaubt. Wer mindestens zwei Tagen pro Woche im mobilen Office arbeitet, der erhält von der Deutschen Bank alle fünf Jahre eine Aufwandspauschale von 1000 Euro brutto. Außerdem stellt der Konzern seinen Mitarbeitern eine Grundausstattung bestehend aus Laptop, Maus und Headset kostenlos zur Verfügung.

"Mit dieser Gesamtbetriebsvereinbarung haben wir endlich eine Regelung getroffen, die es den Kolleg:innen der teilnehmenden Betriebe ermöglichen wird, unter vernünftigen und fairen Rahmenbedingungen mobil arbeiten zu können", sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Deutschen Bank, Frank Schulze, dem "Handelsblatt". "Wir sind mit diesem Ergebnis mehr als zufrieden."

Eine Sprecherin der Bank erklärte: "Wir haben in den vergangenen Monaten gemeinsam mit dem Gesamtbetriebsrat die Rahmenbedingungen für ein hybrides Arbeitsmodell entwickelt. Dieses bietet unseren Mitarbeitenden sowohl Flexibilität als auch einen verlässlichen Rahmen."

Homeoffice-Regelung gilt nicht für alle Deutsche Bank-Mitarbeiter

Dennoch profitieren nicht alle Mitarbeiter der Deutschen Bank von dem Angebot. "Die Regelungen gelten zunächst nur für Mitarbeitende in den Betrieben der Deutsche Bank AG, deren Betriebsräte den Gesamtbetriebsrat mit dem Abschluss der Betriebsvereinbarung beauftragt haben", so die Sprecherin. Mit den übrigen Betriebsräten laufen der Sprecherin zufolge aber Gespräche.

Für viele ehemalige Postbank-Betriebe der Deutschen Bank AG etwa gilt die Homeoffice-Regelung bislang nicht. Vorstandsvorsitzende Karl von Rohr sowie Personalchef Michael Ilgner informierten in einem Schreiben der Bank, dass sie mit den übrigen Betriebsräten und weiteren Konzerngesellschaften, für die sie noch keine Vereinbarung abschließen konnten, "konstruktive Gespräche" führen wollen. Grund ist, dass der Gesamtbetriebsrat nur für die Deutsche Bank AG und nicht für deren Konzerngesellschaften zuständig ist.

Die Banksprecherin erklärte: "Grundsätzlich möchte die Bank das mobile Arbeiten allen Mitarbeitenden ermöglichen. Es gibt Bereiche, die aus regulatorischen Gründen und aufgrund der Art der Tätigkeit nicht teilnehmen können, zum Beispiel im Handel und Servicebereich der Filialen." Ausgenommen von dem Angebot sind auch leitende Angestellte.

Verdi kritisiert Vereinbarung

Kritik an der Homeoffice-Regelung kommt von der Gewerkschaft Verdi. "Wir halten es für ein Problem, dass diese Vereinbarung auf Ebene des Gesamtbetriebsrats und nicht auf Ebene des Konzernbetriebsrats getroffen wurde, denn dadurch sind viele Beschäftigte, etwa der Servicegesellschaften, davon ausgeschlossen", sagte Gewerkschaftssekretär Kevin Voss. Verdi verlangt daher örtliche Vereinbarungen, eine tarifvertragliche Regelung oder eine Konzernbetriebsvereinbarung. Laut Gesamtbetriebsratschef Schulze sei es gesetzlich allerdings nicht ganz einfach, solche Vereinbarungen auf den Konzernbetriebsrat umzuleiten.

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© Sebastian Gollnow / DPA
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Voss kritisiert zudem, dass die Deutsche-Bank-Regeln für die Aufwandsentschädigung "zu unflexibel" seien. Denn die Beschäftigen müssen sich vorab auf feste Tagen im Homeoffice festlegen. In den laufenden Tarifgesprächen der Bankenbranche stößt Verdi bei den privaten Banken auf Widerstand. Verdi fordert einen Anspruch auf Homeoffice von bis zu 60 Prozent der Arbeitszeit und eine Ausstattungspauschale in Höhe von 1500 Euro.

Homeoffice-Regelung bei Banken variiert

Dennoch ist das Thema Homeoffice durch die Corona-Pandemie stärker in den Fokus gerückt. Die Strategie der Banken ist allerdings durchaus verschieden. Lang nicht jede Bank bietet die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, und unterstützt diese Arbeitsform auch. Die deutsche ING stellt die Summe von 1000 Euro für den Kauf von Büroausstattung zur Verfügung.

Eine vom "Handelsblatt" durchgeführte Dax-Umfrage im Juni ergab, dass lediglich die Allianz ihren Mitarbeitern einen einmaligen Homeoffice-Zuschuss in Höhe von 300 Euro brutto sowie 150 Euro Unterstützung für den Kauf eines ergonomischen Bürostuhls zahlte. Einige Banken hatten ihren Mitarbeitern zwar zwischen 500 und 1500 Euro gezahlt – allerdings nur als einmalige Zahlung

Ein Großteil der Mitarbeiter der in Frankfurt ansässigen Europäischen Zentralbank (EZB) arbeiten wegen der Corona-Lage derzeit im Homeoffice. Jene Bediensteten, die nicht aus Deutschland stammen, dürfen in ihren Heimatländern arbeiten und erhalten trotzdem Auslandszulage, obwohl sie nicht im aus ihrer Perspektive ausländischen Deutschland arbeiten. Das Homeoffice-Angebot gilt zunächst bis Ende Januar 2022. Damit bekommen die EZB-Mitarbeiter zwar keine Aufwandspauschale für die Arbeit im Homeoffice wie die Mitarbeiter der Deutschen Bank, allerdings profitieren auch sie von einem gewissen finanziellen "Zuschuss".

Quellen: Handelsblatt, Welt

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