Stern-Einblick Europol Bericht deckt finanzielle Strukturen organisierter Kriminalität auf

Europol
Der Sitz der europäischen Polizeibehörde Europol im niederländischen Den Haag
© Sascha Steinach / Picture Alliance
Die europäische Polizeibehörde Europol hat am Montag Zahlen zu den finanziellen Strukturen organisierter Kriminalität veröffentlicht. 2020 und 2021 wurden jährlich durchschnittlich 4,1 Milliarden Euro aus rechtswidrigen Erträgen aufgespürt und eingefroren.

Vor drei Jahren wurde das Europäische Zentrum zur Bekämpfung der Finanz- und Wirtschaftskriminalität gegründet. Nun hat die Polizeibehörde Europol zum ersten Mal einen Lagebericht über die wirtschaftlichen Strukturen der organisierten Kriminalität in Europa herausgegeben. 

Die Analyse fußt auf den Ermittlungsarbeiten von Europol und Daten, welche durch EU-Mitgliedsstaaten erhoben und an die Behörde weitergeben wurden. Untersuchungsobjekte waren alle die EU betreffenden finanziellen Verbrechen, insbesondere Geldwäsche, Korruption und Betrug. 

Große Mehrheit krimineller Netzwerke nutzt Geldwäsche

Den Ergebnissen zufolge nutzen bis zu 70 Prozent von kriminellen Netzwerken in der Europäischen Union eine oder mehrere Formen von Geldwäsche, also Prozesse bei denen die Herkunft von finanziellen Erträgen aus Verbrechen verschleiert wird. Geldwäscherei läuft in der Regel in drei Phasen ab. Das rechtswidrig erworbene Geld wird ins rechtliche Finanzsystem eingespeist, bevor die Ursprungsquelle durch mehrere Überweisungen weiter verschleiert wird. Im letzten Schritt fließt das Geld mithilfe von Investitionen wieder in die gesetzmäßige Wirtschaft. Besonders häufig wird dafür in Immobilien, Unternehmen oder Luxusgüter investiert.

Bis zu 30 Prozent der kriminellen Netzwerke in der Europäischen Union nehmen dafür dem Bericht zufolge auch professionelle Geldwäscheanbieter in Anspruch. Die Kommission für diese Dienste liegt in der Regel zwischen fünf und 20 Prozent der gewaschenen Summe. Professionelle Geldwäsche Netzwerke agieren international und bestehen aus EU- sowie Nicht-EU Bürgern. Mitglieder dieser Netzwerke stammen der Behörde zufolge hauptsächlich aus Osteuropa, Asien und Afrika. Besonders chinesische Unternehmen sind laut Europol häufig in professionelle Geldwäsche in der Europäischen Union involviert.

Europol: Aufklärungsquote liegt höchstens bei zwei Prozent

In den zwei Jahren nach Gründung des Europäischen Zentrums zur Bekämpfung der Finanz- und Wirtschaftskriminalität konnten die EU-Mitgliedsstaaten jährlich im Durchschnitt 4,1 Milliarden Euro aufspüren und einfrieren. Europol geht davon aus, dass dies weniger als zwei Prozent des jährlichen Ertrags von organisierter Kriminalität in Europa ausmacht.

Die europäischen Polizeibehörde geht mit jüngsten Schätzungen von mindestens 188 Milliarden Euro jährlichem Profit aus. Die Erträge fallen laut dem Bericht allerdings höchstwahrscheinlich deutlich höher aus. Die beschlagnahmten Profite  würden demnach höchstens 2,2 Prozent des jährlichen gesetzwidrigen Profits ausmachen.

jus

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