Nicht allen Autobauern in Deutschland geht es schlecht: BMW und DaimlerChrysler werden nach Einschätzung von Analysten für die ersten neun Monate wieder Milliardengewinne ausweisen können. Auch bei Porsche läuft es rund. "Die Geschäftszahlen hängen nicht in erster Linie mit dem Standort zusammen, sondern mit der individuellen Unternehmenspolitik", sagt Autoanalyst Georg Stürzer von der HypoVereinsbank.
Standort ist zu teuer und unflexibel
Die Grundprobleme der deutschen Autobranche sind unumstritten. "Der Standort ist teuer und unflexibel zum Beispiel bei den Arbeitszeiten", sagt August Joas, Autoexperte der Unternehmensberatung Mercer Management Consulting. Dennoch hat zum Beispiel BMW im ersten Halbjahr rund 1000 neue Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen. Der Profitabilität schadet das Bekenntnis zur Produktion im Inland offenbar nicht. HypoVereinsbank-Analyst Stürzer rechnet damit, dass der Vorsteuer-Gewinn des weiß-blauen Autobauers im dritten Quartal um zwölf Prozent auf 814 Millionen Euro gestiegen ist. Im Gesamtjahr will BMW dank einer Reihe neuer Modelle und mit Hilfe kreativer Arbeitszeitmodelle einen Rekordgewinn einfahren. Die Quartalszahlen werden am 3. November vorgelegt.
Trotz offener Baustellen wird auch DaimlerChrysler nach Einschätzung von Analysten an diesem Donnerstag (28. Oktober) ordentliche Zahlen vorlegen. So wird für das dritte Quartal im Schnitt mit einem Anstieg des Operating Profits - für das Management die wichtigste Kennziffer - von 1,25 auf 1,4 Milliarden Euro gerechnet. Die Stuttgarter könnten unter anderem vom anziehenden Nutzfahrzeuge- Geschäft und Fortschritten bei der US-Tochter Chrysler profitieren. Dagegen läuft es bei Mercedes noch nicht optimal. "Die Stuttgarter müssen das Jahr 2004 abhaken", sagt Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft an der FH Gelsenkirchen. Mit einer Vielzahl von neuen Modellen könne Mercedes aber ab 2006 richtig durchstarten.
BMW und Mercedes: Aktiv in der Premiumklasse
BMW und DaimlerChrysler profitieren davon, dass sie in der Premiumklasse aktiv sind. "Im Luxusbereich tun sich die Hersteller einfach leichter", sagt Analyst Stürzer. Die Kunden seien bereit, Preisaufschläge zu bezahlen, die im hart umkämpften Massenmarkt nicht mehr drin seien. Massenhersteller wie Opel und VW hätten dagegen zu lange ihr Kerngeschäft vernachlässigt, sagt Mercer-Experte Joas. "Die müssen sich auf das besinnen, was sie können: Attraktive und erschwingliche Autos herzustellen." Auch Dudenhöffer sieht hier gerade bei VW Defizite. Der Konzern habe versucht, gegen Mercedes anzutreten. "Dadurch sind die Brot-und-Butter-Autos zu teuer geworden."
So dürften bei Volkswagen die Quartalszahlen an diesem Donnerstag denn auch schlecht ausfallen. Analysten rechnen im Schnitt mit einem weiteren Rückgang des Nettoergebnisses von 217 auf 127 Millionen Euro. Einzelne Experten halten sogar einen Fehlbetrag für möglich. "Für VW ist es eine bedeutende Frage, wie schnell sich die Kostenprobleme in den Griff bekommen lassen", sagt Analyst Stürzer. Bei den Tarifen gebe es noch viele Privilegien, die sich unter dem heutigen Wettbewerbsdruck nicht mehr halten ließen. Am Donnerstag werden bei VW auch die Verhandlungen mit der IG Metall fortgesetzt.
Harter Euro könnte Exporte bremsen
Unabhängig von der Diskussion über den Standort Deutschland und seine Kosten stehen allen Herstellern keine einfachen Zeiten bevor. Die Diskussionen um massiven Stellenabbau bei KarstadtQuelle und Opel dürften die schlechte Konsumstimmung im Heimatmarkt Deutschland weiter belasten. Zudem machen der starke Euro und die hohen Ölpreise allen Herstellern zu schaffen. "Automobile verkaufen ist derzeit ein ganz, ganz hartes Geschäft", sagt Branchenexperte Joas.