Arbeitnehmer dürfen hoffen: Nach Jahren der Lohnzurückhaltung werden bessere Zeiten mit hohen Zuwächsen erwartet. Prognosen des Forschungsinstituts Kiel Economics zufolge wird die Zahl der Arbeitssuchenden bis 2014 von derzeit 3,19 Millionen auf 1,88 Millionen zurückgehen. Das berichtete die "Welt am Sonntag". Ursache des Rückgangs seien der demografische Wandel und die anziehende Konjunktur. Die Verknappung des Angebots verbessert automatisch die Position von Gewerkschaften und Arbeitnehmern im Lohnpoker. In der Folge könnte die Bruttolöhne könnten dann 2013 um 4,3 Prozent und 2014 um 4,9 Prozent steigen, prognostizieren die Forscher.
Hundt warnt Gewerkschaften
Weniger positiv sehen naturgemäß die Arbeitgeber eine solche Entwicklung. Und sie fürchten höhere Löhne nicht erst 2014. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt sagte im Deutschlandfunk, die moderate Lohnpolitik der vergangenen Jahre sei ein Grund für die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt gewesen. "Wir dürfen den derzeitigen Aufschwung auf gar keinen Fall belasten oder gefährden." Er warnte die Gewerkschaften davor, mit zu hohen Lohnforderungen in die kommenden Tarifrunden zu gehen.
Die Gewerkschaften hatten angekündigt, deutlich höhere Löhne durchsetzen zu wollen. Die Beschäftigten hätten einen Anspruch darauf, am Aufschwung angemessen beteiligt zu werden. So hatte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten "Abschlüsse in Richtung drei Prozent" gefordert.
Hundt bezeichnete die wirtschaftliche Entwicklung als sehr positiv. Er rechne mit einem Wachstum von mindestens zwei Prozent in diesem Jahr. Es gebe allerdings auch Risiken. Der Aufschwung werde allein von den Exporten getragen, die Binnenkonjunktur sei noch schwach. Zudem klagten vor allem mittelständische Unternehmen über steigende Kreditkosten. "Für Partystimmung ist die Zeit noch nicht reif." Das hatte das Ifo-Institut bei seinem jüngsten Stimmungsbarometer allerdings anders gesehen, als es von eben dieser Partystimmung sprach.
Hundt sagte zudem, er gehe davon aus, dass die Arbeitslosigkeit schon in diesem Jahr die Marke von drei Millionen unterschreiten werde. Auch in den kommenden zwei Jahren werde die Zahl der Stellensuchenden weiter sinken. Für die Firmen werde es dann allerdings immer schwieriger, ausreichend Fachkräfte zu finden.