Johannes B. Kerner hat es sicher gewusst: Für Aktien die Werbetrommel zu rühren und seinen guten Namen aufs Spiel zu setzen ist riskant. Sehr riskant, wie sich in seinem Fall zeigen sollte: Vor eineinhalb Jahren trommelte der Fernsehstar für die Aktie der Fluggesellschaft Air Berlin. Das Unternehmen ging an die Börse und brauchte Käufer. Viele Käufer. Für zwölf Euro waren die Airline-Papiere zu haben, sie stiegen auf über 20 Euro - und sackten dann durch, zuletzt unter den Ausgabekurs. Dividende gab es bislang auch keine. Immer mehr Prominente, bevorzugt Sport- und TV-Größen, werden zu "Geldberatern". Von den Fußballnationalspielern Mario Gomez und Philipp Lahm über die Schauspieler Mario Adorf und Sky Du- Mont bis hin zu Tennis-Rentner Boris Becker - alle machen Kasse.
Sie werben für Versicherungen und Banken. Das ist clever, weil Nieten - anders als bei Aktien - weder schnell noch leicht erkennbar sind. Doch auch hier ist die Wahrheit für viele rufschädigend: Nur wenige der von den Promis beworbenen Finanzgeschäfte belegen Spitzenplätze. Meist halten sie ihr Gesicht für Mittelmaß hin. Nichts wirklich Schlechtes zwar, doch es gibt fast immer Besseres. Die Swiss Life Versicherung meldete kürzlich den Neuzugang von FC-Bayern- Trainer Ottmar Hitzfeld - als "Markenbotschafter". Bei Swiss Life heißt es dazu: "Herr Hitzfeld verkörpert Erfolg und Kompetenz, Professionalität und Seriosität." Das steht natürlich jeder Versicherung gut. Nicht ganz so gut schneidet die Swiss Life in einem aktuellen Branchenvergleich ab. Der Analyse- Dienst "map-report" führt die Swiss Life aktuell auf Rang 31 - von insgesamt 71 getesteten Lebensversicherungen. Kriterien sind Finanzstärke, Leistung und Service. Ihren Lebensversicherten bietet die Swiss Life für das Jahr 2007 eine Gesamtgutschrift von 4,1 Prozent.
Zweifel sind angebracht
Das entspricht etwa dem Marktdurchschnitt, die Besten gewähren aber rund einen Prozentpunkt mehr. Auf Platz 27 der "map-report"-Studie findet sich die WWK Versicherung. Auch sie hat prominente Fürsprecher. Zuerst verkaufte "Alles-wird-gut"- Moderatorin Nina Ruge ihren Namen an die WWK. Jetzt jagt TV-Talker Reinhold Beckmann den Leuten Angst ein, um sie für eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu gewinnen: "Das Risiko, arbeitsunfähig zu werden, ist größer, als man denkt." Das dazu passende WWK-Angebot nennt sich "BioRisk". Diese Versicherung wurde von den unabhängigen Experten der Fachzeitschrift "FinanzTest" für "sehr gut" befunden. Analysiert wurden 92 Angebote - 25 schnitten aber noch besser ab. Den Fall Günter Netzer muss man sich ganz genau anschauen, um ihm und dem Allianz/Dresdner-Bank-Konzern auf die Schliche zu kommen. Seine Karriere als Finanzberater begann mit dem Produkt "dit-Euro Bond Total Return", ein Investmentfonds, der in Zinspapiere investiert. Der legte in der Anfangszeit der Werbekampagne auch kräftig zu. Als der Markt für Zinswerte erste Schwächen zeigte, sattelte Netzer um.
Nun warb er für einen Fonds, der das Geld seiner Kunden in Aktien aus der Eurozone steckt. Auch dieser Tipp zahlte sich für Anleger aus, der Fondswert stieg deutlich. Doch etwa um die Zeit, in der Europas Aktien im Frühjahr dieses Jahres einen historischen Höchststand erreichten - der Dax-Index kratzte an der 8.000-Punkte- Marke -, wechselte Netzer erneut die Werbung. Seit einigen Monaten rät er zu Zertifikate-Fonds. Solche Fonds versprechen bei "jedem Börsenwetter" die "richtige Strategie" - also auch im Abschwung. Fussball-Exzentriker Netzer scheint zum Börsen-Profi geworden zu sein, stets mit dem richtigen Tipp zur rechten Zeit. Doch die Rechnung ging nur für Anleger auf, die ihm sofort gehorchten. Tipp eins, der mit den Zinspapieren, fuhr nämlich nach dem Ende der Werbekampagne Verluste ein. Heute nennt die Dresdner Bank diesen ersten Netzer-Fonds in ihrer Kundenbroschüre "Börsenkompass" sogar "unattraktiv". Ob die "Methode Netzer" immerfort funktioniert? Zweifel sind angebracht. Weitgehend unproblematisch sind die Werbe-Kicks der Altmeister Franz Beckenbauer und Uwe Seeler.
Die PSD hat die schnörkeloseren Zinsangebote
Der weltläufige "Kaiser" wirbt für die große Postbank, "Uns Uwe" für die kleine PSD Bank Nord. Beide Geldhäuser kommen in Vergleichstests gut weg. Die PSD hat die schnörkeloseren Zinsangebote. Die Postbank trickst mit Haken im Kleingedruckten. Zufall oder nicht: Die Rollenverteilung in der Werbung entspricht der der Altstars auf dem Fußballplatz: Beckenbauer, der Schwindeligspieler, Seeler, der schlichte Vollstrecker. Obenauf sind Basketballstar Dirk Nowitzki, der für die Direktbank INGDiBa wirbt, und die Nummer eins im deutschen Fußballtor, Jens Lehmann. Der Keeper fängt Kunden für die CosmosDirekt, eine Versicherung ohne Außendienst. Beide Unternehmen liegen in Branchenvergleichen seit Jahren ganz vorn, je nach Auswertung sogar auf Platz eins. Top ist auch die Offerte, für die Komödiantin Anke Engelke vor die Werbefilmkamera tritt: die Risikolebensversicherung der Hannoverschen.