So viel Geld wie nie zuvor haben die Deutschen in Depots gelegt: Derzeit sind es 2,8 Billionen Euro. Hermann-Josef Tenhagen, Chef des gemeinnützigen Verbraucherportals Finanztip, hat für den stern die zehn Fonds untersucht, die laut Branchenverband BVI am beliebtesten sind. Was sind ihre Stärken und Schwächen? Sagt die Größe auch etwas über die Qualität aus? Für Einsteiger empfiehlt der Experte weltweit investierte Indexfonds. "Von rein in Deutschland investierten Fonds würde ich abraten, wegen der Regel, nicht zu viele Eier in einen Korb zu legen", sagt Tenhagen. "Viele haben ja schon ihren Job und ihre Immobilie hier." Und er empfiehlt, neben der Rendite auch auf die Kosten zu gucken. In den vergangenen fünf Jahren sind Aktien ungewöhnlich gut gelaufen, das ist aber historisch nicht der Normalfall.
1. DWS TOP DIVIDENDE
Wertpapierkennnummer 984811
Fondsvolumen*: 18,5 Milliarden Euro
jährliche Wertentwicklung: 11,4 % (jeweils Durchschnitt über 5 Jahre)
Ausgabeaufschlag: bis zu 5 %
jährliche Kosten: 1,45 %
Größter Fonds der Deutsche-Bank-Gruppe. Das Vermögen ist weltweit in Aktien mit hohen Dividenden angelegt. Über die vergangenen zehn Jahre lief der Fonds fast so gut wie der weltweite Index MSCI World, im letzten Jahr allerdings deutlich schwächer. "Ein Manko", sagt Tenhagen, "er schüttet aus, statt zu thesaurieren. Anleger mit Sparplan müssen die jährlichen Erträge selbst wieder investieren." Die DWS verkauft ihre Fonds auch über Finanzvertriebe außerhalb der Deutschen Bank. Bei Fondsvermittlern im Internet etwa gibt es Anteile mit null Prozent Ausgabeaufschlag.
*Stand: 31. 12. 2016
2. DEKA-IMMOBILIEN EUROPA
WKN 980956
Fondsvolumen: 14 Milliarden Euro
jährliche Wertentwicklung: 2,3 %
Ausgabeaufschlag: bis zu 5,26 %
jährliche Kosten: 0,64 %
Wichtigster offener Immobilienfonds der Sparkassengruppe. Der Anleger steckt sein Geld in zahlreiche Gewerbeimmobilien, verteilt über ganz Europa. "Solche Fonds werden von den Sparkassen an Leute verkauft, die mit den Mickerzinsen auf dem Sparbuch nicht zufrieden sind, aber kein Aktienrisiko eingehen wollen", sagt Tenhagen. Aktuell wird es aber für offene Immobilienfonds zunehmend schwieriger, noch geeignete, preiswerte Objekte zu finden. Deshalb hält der Fonds zurzeit mehr als 20 Prozent nicht investiertes Geld in der Kasse, das kostet bei den Nullzinsen Rendite.
3. HAUSINVEST
WKN 980701
Fondsvolumen: 11,8 Milliarden Euro
jährliche Wertentwicklung: 2,5 %
Ausgabeaufschlag: bis zu 5 %
jährliche Kosten: 1,05 %
Über ein Jahrzehnt einer der besten offenen Immobilienfonds – auch von Verbraucherschützern positiv beurteilt. "Der Hausinvest ist, im Gegensatz zu anderen Immofonds, gut durch die Finanzkrise gekommen", sagt Tenhagen. Offene Immobilienfonds haben bis zur Finanzkrise ihren Anlegern praktisch nie Verluste beschert. Dann aber mussten einige schließen, weil – zum Teil internationale – Großanleger solche Fonds als Tagesgeldkonto missbraucht hatten und ganz schnell viel Geld aus dem Fonds abziehen wollten. Das ist beim Investment in Immobilien aber schwer zu machen.
4. UNIIMMO: DEUTSCHLAND
WKN 980550
Fondsvolumen: 11,5 Milliarden Euro
jährliche Wertentwicklung: 2,6 %
Ausgabeaufschlag: bis zu 5 %
jährliche Kosten: 0,70 %
Dieser Immobilienfonds der Volksund Raiffeisenbanken investiert schwerpunktmäßig in Gewerbeimmobilien in Ballungszentren. Generell stecken in den Fonds der Volksbanken wie auch der Sparkassen weniger kurzfristige Anlagegelder. Entsprechend haben sie die Finanzkrise gut überstanden. "Geeignet für Anleger, die sich auch mit kleineren Beträgen an Büro- und Einzelhandelsobjekten beteiligen möchten", sagt Tenhagen.
5. UNIIMMO: EUROPA
WKN 980551
Fondsvolumen: 11,3 Milliarden Euro
jährliche Wertentwicklung: 2,4 %
Ausgabeaufschlag: bis zu 5 %
jährliche Kosten: 0,84 %
Der Fonds wurde bereits 1985 aufgelegt und hat den Brancheneinbruch im Zuge der Finanzkrise ab 2008 gut überstanden. Er enthält vor allem europäische Immobilien. Derzeit gehören Objekte in den Fünf Höfen in München oder der Floridotower in Wien dazu. "Wird gerne mit dem richtigen Argument verkauft, man solle seine Anlagen breiter streuen", urteilt Tenhagen.
6. PRIVATFONDS: KONTROLLIERT
WKN A0RPAM
Fondsvolumen: 10,9 Milliarden Euro
jährliche Wertentwicklung: 4,5 %
Ausgabeaufschlag: 0 %
jährliche Kosten: 1,97 %
Großer konservativer Mischfonds, der normalerweise rund 30 Prozent Aktien mit Anleihen und anderen Anlageformen mixt. Etwa 70 Prozent des Anlagevolumens sind in Europa investiert. Ein Nachteil ist laut Tenhagen, dass jährlich zwei Prozent Kosten anfallen, die erst einmal erwirtschaftet werden müssen.
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7. FLOSSBACH VON STORCH SICAV MULTIPLE OPPORTUNITIES R
WKN A0M430
Fondsvolumen: 10,9 Milliarden Euro
jährliche Wertentwicklung: 8,4 %
Ausgabeaufschlag: bis zu 5 %
jährliche Kosten: 1,68 %
Die bankenunabhängige Fondsgesellschaft Flossbach von Storch hat in den vergangenen Jahren viele Sparer überzeugt, bei ihr das Geld anzulegen. Mischfonds investieren in Aktien, Staatsanleihen oder auch Gold und Immobilien und versprechen, den Anleger mit dieser Mischung vor den größten Börsenrisiken zu schützen. "Der Flossbach Fonds hat derzeit mit zwölf Prozent einen ungewöhnlich hohen Edelmetallanteil", urteilt Tenhagen.
8. UNIGLOBAL VORSORGE
WKN A1C81G
Fondsvolumen: 8,4 Milliarden Euro
Wertentwicklung: 12,5 % für ein Jahr, Fonds existiert erst seit 2015
Ausgabeaufschlag: bis zu 5 %
jährliche Kosten: 1,46 %
Aktuell der wichtigste Riester-Fonds. Lange Zeit nutzte Union Investment für Altersvorsorgesparpläne den weltweit investierenden Uniglobal. Seit 2015 hat die Fondsgesellschaft einen eigenen weltweiten Aktienfonds für die Riester-Sparpläne aufgelegt, den Uniglobal Vorsorge – und buchte das Guthaben der Sparer dahin um. Im Gegensatz zum ursprünglichen Fonds Uniglobal lässt sich die Aktienquote des Uniglobal Vorsorge aktiv steuern. Mindestens 51 Prozent müssen in Aktien angelegt sein – der Rest dann in Anleihen und Geldmarktpapieren.
9. ISHARES CORE DAX3_Dt.Bank_10Fakten
WKN 593393
Fondsvolumen: 8,1 Milliarden Euro
jährliche Wertentwicklung: 10,8 %
Ausgabeaufschlag: 0 %
jährliche Kosten: 0,16 %
Ein Produkt des größten Indexfondsanbieters der Welt, Blackrock. Ishares-Fonds sind meist kostengünstig. Dieser Fonds hat im vergangenen Jahrzehnt mit rund fünf Prozent pro Jahr genau die Rendite gebracht, die auf dem deutschen Aktienmarkt zu holen war. "Ich empfehle aber lieber weltweit anlegende Fonds statt einen, der nur im Dax investiert", sagt Tenhagen.
10. ISHARES EURO STOXX 50
WKN 593395
Fondsvolumen: 7,4 Milliarden Euro
jährliche Wertentwicklung: 11,49 %
Ausgabeaufschlag: 0 %
jährliche Kosten: 0,16 %
Der Fonds konzentriert sich auf Standardwerte im Euroraum. Der Index Eurostoxx 50 spiegelt die Entwicklung von 50 Aktien. Er brachte in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt nur 0,87 Prozent Rendite pro Jahr. Die Experten von Finanztip empfehlen, lieber Indexfonds auf den europäischen Index Stoxx Europe 600 oder auf den internationalen Index MSCI World zu kaufen. In den vergangenen zehn Jahren wäre man mit den Stoxx Europe 600 jedes Jahr mit rund zwei Prozentpunkten mehr Rendite pro Jahr belohnt worden.