Wie "Euro am Sonntag" unter Berufung auf den Branchendienst Verivox berichtet, haben bereits 67 Versorger in Deutschland Tariferhöhungen angekündigt. Danach müssten Kunden mit Preissteigerungen im Extremfall von bis zu 34 Prozent rechnen. Insgesamt gehe Verivox von bundesweit über 100 Tarifanhebungen zum 1. Juli aus.
Der Vorsitzende des Bundes der Energieverbraucher, Aribert Peters, bezeichnete die geplanten Erhöhungen als "Geschmacklosigkeit". Es handele sich um einen "groben Missgriff" ohne sachliche Begründung, sagte Peters. Die Kosten der Konzerne seien nicht wesentlich gestiegen. Seinen Schätzungen zufolge sind die Strompreise in Deutschland schon jetzt um bis zu 25 Prozent zu teuer.
Die zum 1. Juli angekündigten Preiserhöhungen seien daher nicht zu rechtfertigen, sagte Peters. Er empfahl den Stromkunden, aus Protest ihren Anbieter zu wechseln, auch wenn der Spareffekt wegen der hohen Netzentgelte der Stromkonzerne gering sei. Außerdem könne der Verbraucher den Strompreiserhöhungen schriftlich widersprechen und die Erhöhung nicht zahlen.
Der Preis der Liberalisierung
Wesentlicher Grund für die Preiswelle sei das Ende der Bundesverordnung Elektrizität, erklärte Peters. Danach müssten sich Stromerzeuger ab Juli die Erhöhung ihrer Grundpreise nicht mehr vom Wirtschaftsministerium des jeweiligen Bundeslandes genehmigen lassen.
Wie "Euro am Sonntag" weiter berichtete, planen die Stadtwerke Weißenfels in Sachsen-Anhalt den höchsten Preisaufschlag für ihre Kunden. Bezogen auf einen vierköpfigen Standardhaushalt (Jahresverbrauch 4000 KWh) steige der Tarif ab Juli um 34,2 Prozent. Dahinter folgten die Elektrizitätsgenossenschaft Ohlstadt (23,0 Prozent Preiserhöhung), die Stadtwerke Bad Tölz (18,3 Prozent), die Stadtwerke Deggendorf (15,1), die Gemeindlichen Werke Hengersberg (15,1), die Stadtwerke Zirndorf (13,0), die Gemeindewerke Nüdlingen (12,6), die Stadtwerke Zeil am Main (12,5), die Stadtwerke Georgsmarienhütte (12,1) und die Niederrheinwerke Viersen und die Stadtwerke Wittenberge (je 11,4).
DPA