Verbraucherumfrage Leere Haushaltskassen

43 Prozent der deutschen Haushalte haben weniger als 100 Euro im Monat zur freien Verfügung. Dieses Umfrageergebnis zeigt auch, warum Markenartikel weniger, Discounter dafür mehr beim Einkauf zählen.

Viele Verbraucher in Deutschland haben kaum noch Geld. Das frei verfügbare Einkommen pro Monat liegt bei 43 Prozent der Haushalte unter 100 Euro, ergab die Verbraucheranalyse der Verlage Springer und Bauer, die am Montag in Hamburg vorgestellt wurde. Vor zwei Jahren hatten 37 Prozent der Haushalte so wenig Geld; ihr Anteil ist also innerhalb kurzer Zeit um sechs Prozentpunkte gestiegen. "Das ist eine dramatische Entwicklung", sagte der Leiter der Springer-Marktforschung, Wilfried Wenzel. "Der finanzielle Spielraum der Bevölkerung wird enger."

Dementsprechend abgenommen haben die Haushalte mit einem relativ hohen verfügbaren Einkommen. Nur noch knapp 17 Prozent der Haushalte haben 300 Euro oder mehr frei verfügbar; vor zwei Jahren waren es noch fast 21 Prozent. Weitere 40 Prozent der Haushalte können zwischen 100 und 300 Euro ausgeben, das sind zwei Punkte weniger als vor zwei Jahren. Ursache für die knappen Kassen sind die schlechte wirtschaftliche Lage und steigende Steuern, Abgaben und Preise. Die Tarifgehälter vieler Arbeitnehmer steigen kaum noch; die Unternehmen streichen Überstunden, übertarifliche Leistungen und Bonuszahlungen zusammen oder schaffen ganze Hierarchieebenen ab.

Wer kein Geld hat, braucht auch keine Marken

Der schrumpfende Spielraum der Haushalte hat tief greifende Auswirkungen auf die Hersteller von Markenartikeln und die werbetreibende Wirtschaft. "Finanzschwache Konsumenten kaufen weit seltener im klassischen Lebensmittel-Einzelhandel ein, sind weniger markenbewusst und kaufen eher Handelsmarken beim Discounter", sagte Wenzel. Damit sei das mangelnde Einkommen ein weiteres Risiko für die Zukunft des Markenartikels. Die Werbewirtschaft beobachtet schon seit längerem den Trend zum Discounter und zu namenlosen Handelsmarken sowie die sinkende Markentreue der Verbraucher. Die Einschätzung, dass Markenartikel qualitativ besser sind, nimmt ab. Der Marken-Experte Bernd M. Michael schätzt, dass rund die Hälfte der 50.000 beworbenen Marken in Deutschland in den nächsten Jahren verschwindet.

Die Verbraucheranalyse der Verlage Springer und Bauer ist eine der größten statistischen Erhebungen in Europa. Rund 31.400 Verbraucher werden nach ihren Konsum- und Verbrauchsgewohnheiten befragt und nach verschiedensten Kriterien ausgewertet. Die Analyse dient vor allem Werbeagenturen als Grundlage für ihre Kampagnen.