Zwar verfehlte die zweitgrößte deutsche Bank knapp ihr selbst gesetztes Gewinnziel, konnte aber das Konzernergebnis nach Steuern im zweiten Quartal gegenüber den drei Vormonaten auf 155 Millionen Euro verdreifachen, wie das Unternehmen am Donnerstag in München mitteilte.
Quartalsgewinn dank Konjunkturerholung
Das Münchner Bankhaus profitierte nach Angaben von Konzernchef Dieter Rampl vor allem von der leichten Konjunkturerholung, die zu geringeren Ausfallrisiken im Kreditgeschäft beigetragen habe. Die für 2004 geplante Risikovorsorge konnte von 1,94 auf 1,80 Milliarden Euro gesenkt werden. Aufgehellt wurde die Quartalsbilanz auch mit Einmalerlösen aus dem Verkauf von Beteiligungen am Energieriesen E.ON für 112 Millionen Euro und 44 Millionen Euro aus dem Verkauf des Bierkonzerns Brau und Brunnen an den Oetker/Radeberger-Konzern.
Im deutschen Privatkundengeschäft punktete die Bank mit ihrer Kooperation mit dem FC-Bayern: Mit der Fan-Card habe die HVB bereits 41.000 Kunden mit einem Anlagevermögen von 470 Millionen Euro gewonnen. "Und das Gute daran ist: rund 40 Prozent davon sind Neukunden", betonte Rampl. Allerdings verbuchte das Inlandsgeschäft im zweiten Quartal dennoch einen Verlust von 21 Millionen Euro.
Nachhaltige Ertragsverbesserung
Insgesamt habe der Konzern aber eine nachhaltige Ertragsverbesserung erreicht, erklärte der Vorstandssprecher. "Wir sind auf dem richtigem Weg, auch wenn wir noch ein gutes Stück vor uns haben." Im ersten Halbjahr erreichte die Bank mit einem Betriebsergebnis von 649 Millionen Euro nicht ganz ihre Zielvorgabe von 680 bis 830 Millionen Euro. Finanzchef Wolfgang Sprießler sagte, die Bank sei ungewöhnlich mutig gewesen, mit ihren Zielen an die Öffentlichkeit zu treten.
Rampl betonte, dass die HVB für das Gesamtjahr an ihrem operativen Gewinnziel von mindestens 1,4 Milliarden Euro festhalte. Die ehrgeizige obere Zielgrenze von 1,7 Milliarden Euro ist laut Sprießler nicht mehr erreichbar. Rampl sagte, die Bank habe deutliche Fortschritte gemacht, mahnte jedoch zur Geduld: "Wir haben nie gesagt, dass man ein Unternehmen in dieser Größenordnung in zwei, drei Quartalen drehen kann."
Spekulationen um Licci
Die HypoVereinsbank vertraue auf ihre eigene Leistungsfähigkeit und werde sich auch nicht in die Rolle eines Nischenanbieters zurückdrängen lassen. Mit ihrem Osteuropa-Engagement betreibe die HVB eine Strategie, um die sie andere Geldhäuser beneiden würden, sagte Rampl. Mit deutlichen Worten wies er zugleich Spekulationen über die Ablösung mehrerer Vorstände zurück und stellte sich demonstrativ vor seine Führungsmannschaft. Seine Kollegen genössen sein volles Vertrauen: "Wir bleiben in dieser Zusammensetzung als Team zusammen."
Insbesondere Finanzchef Sprießler und der für das Inlandsgeschäft zuständige Vorstand Michael Mendel waren jüngst wiederholt Gegenstand von Ablösungsspekulationen gewesen. Als eine Nachfolgerin wurde unter anderem die ehemalige Deutschland-Chefin der Citibank, Christine Licci, gehandelt. Gerüchten, die Managerin könnte bei der HVB einen neu zu schaffenden Vorstandsposten für das Privatkundengeschäft erhalten, wich Rampl aus: "Frau Licci ist eine profilierte Bänkerin, die in der Branche einen sehr guten Ruf geniest." (AP)