Neben den Opel-Beschäftigten wollen nun auch die Mitarbeiter von anderen europäischen General-Motors-Töchtern gegen den geplanten massiven Stellenabbau Front machen. Opel kündigte am Abend eine gemeinsame Erklärung von Gesamtbetriebsrat und Vorstand zum Stand der Sanierungsverhandlungen an.
Bei einem für Dienstag geplanten Aktionstag solle die Produktion an allen europäischen Standorten vorübergehend ruhen, sagte eine Sprecherin des Opel-Betriebsrates am Montag. Im Bochumer Opel-Werk steht die Produktion bereits seit Bekanntgabe der GM-Sparpläne am Donnerstag zum größten Teil still. Da in Bochum wichtige Komponenten hergestellt werden, würde sich ein längerer Stillstand in dem Werk auf die Fertigung in anderen GM-Betrieben auswirken.
Appelle zur Mäßigung
Die Belegschaft in Bochum solle auch im eigenen Interesse die Arbeit wieder aufnehmen, verlangte ein Sprecher der GM-Europazentrale in Zürich. Auch die Bundesregierung und die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen (NRW) drängten die protestierenden Beschäftigten zur Mäßigung, um eine Verhandlungslösung nicht zu gefährden.
Kundgebungen in ganz Europa
"Morgen um elf Uhr gibt es europaweit Kundgebungen, und zu der Zeit wird nicht produziert", sagte die Opel-Betriebsratssprecherin. Wie lange die Bänder still stehen werden, sei ungewiss. Anlass für den Protesttag sind die geplanten Kürzungen im Europageschäft von GM. Demnach will der weltgrößte Autobauer in den kommenden Jahren 12.000 seiner rund 63.000 Stellen in Europa streichen und jährlich 500 Millionen Euro einsparen. Die Hauptlast muss die deutsche Tochter Opel tragen. GM hat elf Standorte in Europa.
Am Opel-Stammsitz in Rüsselsheim hatten Gesamtbetriebsrat und Vorstand am Montag Verhandlungen über das Sparpaket geführt. "Die Gespräche sind für heute zu Ende gegangen", sagte ein Opel-Sprecher am Abend. Eine gemeinsame Erklärung werde es um acht Uhr am Dienstagmorgen geben.
Auch andere Gewerkschaften kämpfen mit
Angesichts drohender Arbeitsplatzverluste auch in Zuliefererbranchen wollen sich neben der IG Metall auch andere Gewerkschaften an dem Aktionstag beteiligen. Nach IG-Metall-Angaben unterstützen unter anderem Verdi und die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE) den Aufruf. Rund 2000 Arbeitsplätze in der Kunststoff- und Chemieindustrie hingen von der Produktion des Opel-Werkes in Bochum mittelbar ab, teilte die IG BCE mit.
Ein IG-Metall-Sprecher sagte, er rechne in Bochum mit einer "machtvollen Aktion" mit Tausenden von Teilnehmern. Am Dienstag soll um 10.45 Uhr ein Demonstrationszug vom Opel-Werk in die Bochumer Innenstadt starten. Nach Angaben der SPD wird auch der NRW-Landesvorsitzende und -Wirtschaftsminister Harald Schartau an den Protesten teilnehmen.
Im Bochumer Werk wurde auch am Montag nicht produziert, obwohl einige Mitarbeiter an ihre Arbeit zurückgekehrt waren. Ein IG-Metall-Vertreter sagte, einige kleinere Komponentenbereiche arbeiteten wieder. "Wir halten keinen von der Arbeit ab, die Leute müssen auch Geld verdienen", ergänzte er. Die Belegschaft hatte nach Angaben der Arbeitnehmerseite am Morgen entschieden, die Arbeit erst wieder aufzunehmen, wenn Entlassungen vom Tisch seien. Allein in Bochum sollen 4000 Stellen wegfallen, ebenso viele in Rüsselsheim.
Nach Angaben des Betriebsrates könnte der Stillstand in Bochum europaweit Produktionsausfälle zur Folge haben mit täglichen Kosten in zweistelliger Millionenhöhe. In Bochum sind GM zufolge in der Produktion 7600 Menschen beschäftigt.
"Rigorosität nützt keinem"
Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement, der bereits am Freitag die Opel-Mitarbeiter zur Rückkehr an die Arbeit aufgerufen hatte, mahnte abermals zur Mäßigung. "Rigorosität von jeder Seite (...) nutzt keinem", sagte Clement vor einer SPD-Präsidiumssitzung in Berlin. Auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) rief die Belegschaft zur Besonnenheit auf. Er erklärte sich zugleich zur Vermittlung zwischen Arbeitnehmern und Management bereit. Die Landtagsfraktionen von Grünen und SPD in NRW mahnten Solidarität mit den Opel-Beschäftigten an.