Hotel-Affäre Welteke will im Amt bleiben

Bundesbank-Chef Ernst Welteke will trotz der Kritik an seinem Berliner Hotel-Aufenthalt sein Amt nicht aufgeben: "Ich sehe bisher keinen Grund zurückzutreten."

Vor Beginn der Beratungen des Bundesbank-Vorstands über die Zukunft ihres Präsidenten Ernst Welteke hat die Zentralbank einen Bericht über eine weitere bezahlte Reise dementiert. Laut "Bild"-Zeitung (Mittwochausgabe) hat sich Welteke nach einem Wiener Opernball von einer Bank zu einem mehrtägigen Aufenthalt einladen lassen. Dies sei "falsch", sagte ein Sprecher am Mittwoch. Die Einladung der Österreichischen Nationalbank habe nur für den Opernball gegolten, es sei kein Urlaub bezahlt worden. Zu den Details und dem Zeitpunkt konnte er keine Angaben machen.

Der Vorstand sollte am Mittag (12.00 Uhr) zusammenkommen, um die Vorwürfe gegen Welteke wegen seines umstrittenen Hotel-Aufenthalts zu prüfen. Ob am gleichen Tag noch ein Ergebnis erzielt werde, sei nicht abzusehen, sagte der Sprecher. Politiker aller Parteien hatten Welteke nahe gelegt, sein Amt zur Verfügung zu stellen. In Regierungskreisen hieß es, man erwarte am Mittwoch ein Ergebnis, das sowohl Klarheit über die Zukunft Weltekes als auch eine deutliche Stärkung der Institution Bundesbank beinhalte. Die Zentralbank hat kein eigenes Kontrollgremium wie zum Beispiel einen Aufsichtsrat.

Welteke: "Überharsch reagiert"

Welteke hatte am Dienstagabend in den ARD-"Tagesthemen" angekündigt, die Prüfung des Vorstands und die Ermittlungsergebnisse der Frankfurter Staatsanwaltschaft gegen ihn abzuwarten. "Ich sehe bisher keinen Grund zurückzutreten." Er räumte ein, "vielleicht überharsch" auf die ersten Vorwürfe reagiert zu haben.

Welteke hatte sich die Unterbringung im Berliner Luxushotel Adlon zur Jahreswende der Euro-Einführung 2001/2002 von der Dresdner Bank bezahlen lassen. Am Montag beglich er die Rechnung nachträglich zum Teil selbst, für den "dienstlichen Teil" kam sein Arbeitgeber auf. Die Staatsanwaltschaft ermittelt auch gegen die Frankfurter Großbank wegen des Verdachts der Vorteilsgewährung.

Nicht mit so hohen Kosten gerechnet

"Hätte ich das gewusst, zu welchen Bedingungen ich im Adlon untergebracht bin, dann hätte ich natürlich eine andere Unterkunft gesucht. Da mache ich mir einen Vorwurf und das tut mir unendlich leid", sagte Welteke in der ARD. Er hatte damit gerechnet, dass das Hotel "erhebliche Rabatte für Firmen" gewährt. Tatsächlich kostete die mehrtägige Unterbringung für ihn und seine Familie 7.661,20 Euro.

Als Favorit für die mögliche Nachfolge von Welteke dürfte der Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Caio Koch-Weser (59), ins Rennen gehen. Der parteilose, aber SPD-nahe Politiker war bereits 2000 Kandidat für den Chefposten des Internationalen Währungsfonds (IWF), scheiterte aber am Widerstand der Amerikaner. Bundesbank-Vize Jürgen Stark (55) brächte zwar die notwendigen Qualifikationen mit, machte jedoch unter der CDU/FDP-Bundesregierung Karriere. Der deutsche Vertreter im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB), Chefvolkswirt Otmar Issing, ist bereits 68 Jahre alt.

DPA
DPA

PRODUKTE & TIPPS

Mehr zum Thema