Druck auf Airbnb Ehemalige Sheriffs jagen Airbnb-Vermieter in New York

In so einem Haus vermietet Nan Doyle ein Gäste-Appartement - bis die neue Einsatzgruppe vor der Tür stand.
In so einem Haus vermietet Nan Doyle ein Gäste-Appartement - bis die neue Einsatzgruppe vor der Tür stand.
© Lisa-Blue/Gettyimages
Die Stadt New York und ihre Hotels ärgern sich über private Übernachtungen durch Airbnb. Ein Team aus ehemaligen Polizisten und Sheriffs spürt die privaten Vermieter jetzt auf. Hohe Bußgelder und permanenter Ärger sollen ihnen das Wohnraum-Sharing verleiden.

Ein paar Jahre lang schien es, als würde die Sharing-Ökonomie die Welt erobern. In letzter Zeit mussten die beiden bekanntesten Formen, Uber und Airbnb, allerdings deutliche Rückschläge hinnehmen. Im Stammlande von Airbnb, den USA, weht dem Vermietungs-Portal ein rauer Wind entgegen. 

Der Stadt New York ist die Untervermietung von Wohnraum ein Dorn im Auge. Gewerbsmäßige Wohnraum-Sharer werden dort seit langem massiv verfolgt. Die US-Behörden haben dabei Druckmittel an der Hand, von denen deutsche Beamte nur träumen können. Verstoßen Mieter gegen die strengen Auflagen der Stadt verhängt die Kommune einfach hohe Bußen gegen die Eigentümer der Immobilien. Die Kalkulation dahinter: Wenn dem Besitzer Strafen in Millionenhöhe drohen, wird er aus Eigeninteresse allen Untervermietungen auf die Spur kommen.

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© Jens Kalaene / DPA
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Razzien gegen Airbnb-ler

Nun hat die Stadt ein Spezialteam aus ehemaligen Sheriffs und Polizisten aufgebaut, die systematisch Jagd auf Airbnb-ler machen. Dabei nutzen sie die Methoden, mit denen sie im Job zuvor Drogendealer gejagt haben. Laut einem Report des Portals Quartz nehmen die Behörden nun ganz normale Mieter ins Visier, die ein Gästezimmer untervermieten. Im Oktober 2016 wurden strenge Richtlinien erlassen. Seitdem ist es illegal, eine komplette Wohnung für weniger als 30 Tage zu vermieten. Einzige Ausnahme: Es handelt sich um nur ein bis zwei Gäste und der Gastgeber ist die ganze Zeit in der Wohnung präsent. Wer sein Appartement über das Wochenende weggibt und solange beim Partner unterschlüpft, macht sich strafbar. Die Wohnung während des eigenen Urlaubs weiterzugeben, ist auch verboten.

Die neue Einsatzgruppe der Stadt legt die Regelung besonders streng aus. Quartz sprach mit mehreren Gastgebern, sie sagten, ihnen wurde erklärt, dass die nötige Anwesenheit des Gastgebers bedeute, er müsse immer in der Wohnung sein, sobald sich dort Gäste aufhielten.

Nicht reinlassen nutzt wenig

Nan Doyle vermietet ein Appartement in ihrem Brown-House. Als sie nicht zu Hause war, klingelten Beamte bei ihren Airbnb-Mietern. Der Besuch trug ihr drei Vorladungen ein. Einmal weil sie keine Löschwasser-Sprinkleranlage installiert habe, wie es für kommerzielle Vermieter vorgeschrieben sei. Zwei weitere weil sei die Wohnung auf Airbnb und der Ferienhausplattform VRBO angeboten habe.

Doyle sagte zu Quartz: "Die Stadt hat gesagt, sie würden versuchen, Airbnb von den bösen Typen zu befreien. Leute, die ganze Gebäude und Wohnblöcke vermieten. Das mache ich nicht. Ich bin immer hier, wenn meine Gäste da sind. Ich begrüße sie immer persönlich, mache ihnen Frühstück, spreche mit ihnen. Es ist genau das Gegenteil von dem, was diese Spezialeinheit für Wohnraummissbrauch behauptet."

Die Methode des Büro für Special Enforcement (OSE) ist immer gleich: Im Netz spüren sie die Vermieter auf, dann klingeln sie an der Tür.  Außerdem haben sie eine Hotline, bei der Nachbarn anonyme Tipps loswerden können. Pikant ist das Ganze auch, weil die Sondereinheit direkt von einer Interessensgruppe der Hotel-Vereinigungen unterstützt wird. 

Die meisten Bürger, so auch Nan Doyle, begehen einen Denkfehler, wenn das Team vor der Tür steht: Sie lassen die Beamten nicht ein, weil die keinen Durchsuchungsbeschluss haben. Die Vermieter denken allerdings nicht daran, was es für Folgen hat, eine gesetzliche Kontrolle ihres "Beherbergungsbetriebes" zu unterbinden. Denn dann werden sie für Verstöße belangt, die die Beamten nur vermuten, aber nicht beweisen müssen. Ein im gewerblichen Bereich gängiges Verfahren, das einem Vermieter namens Skip offenbar nicht geläufig ist. "Sie waren nie hier drin, also wissen sie gar nicht, was ich in meinem Haus habe oder nicht habe. Sie erfinden diese Verstöße einfach, geben mir Vorladungen und lassen mich beweisen, dass sie falsch liegen. Ich bin schuldig, ohne dass die Kontrolleure überhaupt etwas gesehen haben."

Seit Januar hat die Einheit 2500 Wohnungen auf diese Weise kontrolliert. Nicht alle verhängten Bußen müssen am Ende bezahlt werden. Doch eine Vermutung liegt nahe: Durch die harten Kontrollen sollen Privatleute einfach die Lust an der Vermietung verlieren. Wer will schon regelmäßig Kontroll-Teams in seiner Wohnung haben und sich dann auch noch monatelang mit der Verwaltung über die Bußgelder streiten?

Wie viel Ärger erträgt der Airbnb-Vermieter?

Airbnb klagt, dass die Stadt ungerecht vorgehe. "Dieses Büro für Special Enforcement arbeitet offen Hand in Hand mit der Hotelindustrie, um normale Gastgeber zu belangen", sagt Josh Meltzer, Airbnbs Verantwortlicher für New York. "Es wird Zeit für den Gesetzgeber, eine vernünftige Annäherung an die Sharing-Economy zu suchen. Mit etwas gesundem Menschenverstand muss man doch einsehen, dass man für bezahlbaren Wohnraum und eine hohe Lebensqualität eintreten kann, und gleichzeitig den New Yorkern eine Gelegenheit lassen muss, noch etwas Geld zu verdienen."

Zwei Gastgeber aus der Story von Quartz sind in einer schwierigen Lage. Skip trafen die Bußen hart, aber weil der kranke Mann auf die Mieteinnahmen angewiesen ist, vermietet er weiter auf Airbnb. "Wenn ich es nicht täte, müsste ich mein Heim verlassen." Nan Doyle hat ihre Angebote zurückgezogen und wartet erst mal ihren Gerichtstermin ab.