Geldanlage Schaffe, schaffe, Zinsle raffe

Sparer bekommen kaum noch etwas für ihr Geld. Deshalb sind Bausparverträge jetzt auch ohne Hausbau attraktiv. Der Grund: Sie bieten hohe Renditen bei null Risiko.

Bausparen war lange wie Opel Ascona fahren: langweilig, spießig, was von gestern. Doch das ändert sich gerade. Die deutsche Nachkriegserfindung - sogar mit eigenem Gesetz geregelt - findet wieder mehr Fans. Bausparkassen melden enorme Geldzuflüsse. Der Grund: Sie bieten hohe Renditen bei null Risiko. Ganz anders der Kapitalmarkt, hier sind die Zinsen im Keller. Einfache Sparkonten oder Sparbücher bringen häufig weniger als ein Prozent Zins. Tages- und Zwölf-Monats-Festgeld mit deutscher Einlagensicherung wirft noch um 2,5 Prozent Jahresrendite ab. Nur wer sich länger bindet, Sparbriefe oder Banksparpläne beispielsweise über sieben Jahre abschließt, kassiert im Durchschnitt etwas mehr als drei Prozent.

Nicht gerade üppig. Klar, dass Bausparangebote mit derselben Spardauer, aber teils mit mehr als vier Prozent Jahresprofit immer attraktiver werden (siehe Tabelle). Und es geht noch mehr. Die Frankfurter Finanzberatungsfirma FMH rechnet vor, dass Anleger, die mit attraktiven Bauspartarifen zusätzlich staatliche Zuschüsse abschöpfen, auf Spitzenrenditen von bis zu 6,8 Prozent kommen - und das ohne jedes Risiko! Allenfalls mit Aktien oder mit fast ebenso risikoreichen Hochzins-Rentenfonds könnten im Augenblick derart hohe Profite erzielt werden.

Bausparverträge als Geldanlage lohnen auch für Anleger, die einen älteren Bausparvertrag noch nicht voll gespart haben. Sie können diesen mit Sondereinzahlungen auffüllen. Dabei winken je nach altem Tarif Guthabenzinsen von drei Prozent und mehr - also sogar ohne Boni und Staatszuschüsse höhere Renditen als bei Sparkonten. Aber: "Laut den Mustervertragsbedingungen können die Kassen solche Einzahlungen ablehnen", sagt Hanno Freiherr von Mirbach, Chefjurist beim Verband Privater Bausparkassen. Finanzhäuser, die Geld ablehnen? "An Kunden, die attraktive Zinsen für ihren Sparanteil kassieren, aber auf ein späteres Darlehen verzichten, haben Bausparkassen keine Freude. Denn sie verdienen an den Krediten", erklärt Markus Lietz, Baufinanzierungsexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Nur: Kein Sparer kann später zum Kredit gezwungen werden. Sein Erspartes kann er aber inklusive Zinsen jederzeit abrufen. "Und was er damit macht, ist allein seine Sache. Zweckgebunden ist nur das Darlehen", sagt Verbraucherschützer Lietz.

Besonders für die Branchenführer LBS (Sparkassen) und Schwäbisch Hall (Volks- und Raiffeisenbanken) sind reine Renditesparer ein Problem. Zum einen wollen sie ihren Bankpartnern nicht deren Geldanlagegeschäft kaputtmachen. Und die Banken ihrerseits rühren in der Regel auch nicht gerade die Werbetrommel für das Auffüllen alter Bausparverträge. Zum anderen können Bausparkassen frühere Zinsversprechen nicht auf einen Schlag für zig Millionen Euro mehr als geplant erwirtschaften. Neue Tarife bieten deshalb jetzt weit weniger Zinsen und Boni als noch vor einigen Monaten. So senkte beispielsweise Schwäbisch Hall zum 1. August nicht nur den Zins, sondern strich im neuen Tarifprogramm auch die bislang übliche Sondervergütung bei Verzicht auf das Darlehen. Renditejäger sollten daher bei Alt- und Neuverträgen Zinsen, Boni und Abschlusskosten verschiedener Anbieter vergleichen.

Richtig gerechnet

Auch der Fiskus hilft noch mit: Worauf die Anleger beim Bausparen achten sollten

Bausparsumme

Bei einer monatlichen Sparrate von 100 Euro über sieben Jahre sollte die Bausparsumme (Sparanteil, Zinsen und Boni plus mögliches Darlehen) zwischen 10.000 und höchstens 25.000 Euro liegen. Darüber hinaus kosten Abschlussgebühren zu viel Rendite. Und: Bei einem Sparanteil von 8.400 Euro (12 x 7 x 100 Euro) erfolgt bei dieser Bausparsumme auf jeden Fall nach sieben Jahren die Zuteilung - dann kassiert man zusätzlich Bonuszinsen.

Zuteilung und Bonus

Die Sparzeit endet in der Regel, wenn die Hälfte der Bausparsumme eingezahlt wurde (tarifabhängig) und eine bestimmte Bewertungszahl (laufzeitabhängig) erreicht ist. Das exakte Ende (Zuteilung) bestimmt die Bausparkasse. Boni werden erst gezahlt, wenn der Bausparvertrag zuteilungsreif ist - auch wenn kein Darlehen aufgenommen wird.

Staatliche Zuschüsse

Die maximale Wohnungsbauprämie für ein zu versteuerndes Jahreseinkommen bis 25.600 Euro (Verheiratete: 51.200 Euro) beträgt 512 Euro (Verheiratete: 1.024 Euro). Wird Bausparen als Einzahlung vermögenswirksamer Leistung organisiert, beträgt die maximale Arbeitnehmersparzulage 48 Euro (Verheiratete: 96 Euro) für zu versteuernde Einkommen bis 17.900 Euro (Verheiratete: 35.800 Euro).

Mehr zum Thema lesen Sie auch im Ratgeber Geldanlage auf stern.de.

print
Frank Donovitz, Joachim Reuter