Gaskrise Heizkostenrechnung: So hoch fallen die Nachzahlungen aus – und so stark steigen die Abschläge

Die Heizkosten explodieren
Die Heizkosten explodieren
© Lightspruch / Getty Images
Immer mehr Haushalte erhalten ihre Heizkostenabrechnung. Eine Umfrage zeigt, wie hoch die Nachzahlungen ausfallen und wie stark die Abschlagszahlungen erhöht werden. Doch Verbraucher müssen sich auf noch Schlimmeres einstellen.

Noch ist Sommer, aber im Hintergrund spitzt sich die Gaskrise zu. Russland hat die Lieferungen bereits empfindlich reduziert, sogar ein baldiger kompletter Lieferstopp wird befürchtet. Der größte deutsche Gashändler Uniper muss wohl vom Staat gerettet werden, weitere Energieunternehmen drohen in Schieflage zu geraten. Viele Versorger sehen sich gezwungen, die explodierten Gaspreise an die Verbraucher weitergeben, es drohen drastische Steigerungen bei den Heizkosten.

Bisher sehen die privaten Haushalte nur einen kleinen Vorgeschmack dessen, was da auf sie zurollt, wie das Vergleichsportal Verivox in einer repräsentativen Umfrage ermittelt hat. Von 1000 befragten Personen gab im Juni nur jede dritte an, bereits die letzte Jahresabrechnung für Gas erhalten zu haben. Bei vielen Verbrauchern ist die jüngste Entwicklung also noch gar nicht angekommen. 

Gas-Nachzahlungen noch moderat

Von denen, die ihre Gasrechnung schon bekommen haben, mussten etwas mehr als die Hälfte Geld nachzahlen. Die Nachzahlung lag im Schnitt bei 227 Euro und fällt damit noch moderat aus. Allerdings bezieht sich die Abrechnung ja noch auf die Vorkriegspreise, die jüngsten Eskalationen sind da noch nicht drin. "Die Gaspreise sind in den vergangenen zwölf Monaten um durchschnittlich 111 Prozent gestiegen. Doch die Preissteigerungen kommen bei Verbrauchern erst zeitverzögert an", sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.

Wer seine Gasabrechnung schon erhalten hat, bekommt anhand der erhöhten Abschlagszahlungen eine Ahnung von dem, was die nächste Heizsaison an Kosten bringt. Bei den von Verivox Befragten erhöhte sich die monatliche Abschlagszahlung für das nächste Jahr im Schnitt um 52 Prozent – von 100 auf 152 Euro. Aufs Jahr gesehen sind das 624 Euro mehr für die Gasrechnung. 

Was in der kommenden Heizsaison droht

Allerdings ist längst nicht gesagt, dass man damit hinkommt. Wenn die Preise weiter steigen, könnten trotz jetzt erhöhter Vorauszahlungen auch 2023 noch saftige Nachzahlungen auf die Kunden zukommen. Verbraucherschützer warnen seit Wochen, dass die volle Wucht der Kostenexplosion die Haushalte erst mit der Rechnung für die kommende Heizsaison ereilen könnte.

Laut Deutschem Mieterbund steht Mieterinnen und Mietern für 2023 eine Verdopplung ihrer Gasrechnung bevor. Der Verband der Wohnungswirtschaft GdW rechnet für die Haushalte mit Mehrbelastungen im vierstelligen Bereich. Auch Wirtschaftsminister Robert Habeck erklärte, die Haushalte müssten sich im Herbst und Winter auf Preiserhöhungen im vierstelligen Bereich einstellen. 

Kurzfristige Erhöhung möglich

Der Schock könnte deutlich vor der Endabrechnung für die nächste Heizsaison bei den Verbrauchern ankommen. Die Bundesregierung kann nämlich im Zuge des Gas-Notfallplans Versorgern das Recht einzuräumen, die Preise für ihre Kunden trotz laufender Verträge sofort zu erhöhen – damit die Unternehmen nicht wegen ihrer erhöhten Beschaffungskosten Pleite gehen. Mieterbund-Bundesdirektorin Melanie Weber-Moritz warnte bereits, dass über diesen Preisanpassungsmechanismus schon im Juli "die Gasrechnungen von 20 Millionen Mietern von jetzt auf gleich explodieren" könnten. Sie fordert von der Politik dringend Maßnahmen, um soziale Härten aufzufangen. "Es darf niemand seine Wohnung verlieren, wenn die Kosten der Preisanpassung nicht sofort geschultert oder die Nachzahlungen nicht innerhalb von 30 Tagen beglichen werden können."

Auch die Vermieter fürchten sich davor, dass Mieter die Heizkosten nicht tragen könnten und sie in großem Stil auf den Kosten sitzen bleiben. Daher reagieren einige bereits jetzt mit verschärften Energiesparmaßnahmen. Deutschlands größter Vermieter Vonovia kündigte am Donnerstag an, die Gasheizung in den Wohnungen so einzustellen, dass die Raumtemperatur nachts auf 17 Grad abgesenkt wird. Eine Wohnungsgenossenschaft im sächsischen Dippoldiswalde erregte in dieser Woche Aufmerksamkeit, weil dort ab sofort die täglichen Warmwasserzeiten – auch tagsüber – deutlich eingeschränkt werden.