Regenerative Energien liegen nicht erst seit der "Fridays for Future"-Bewegung im Trend. Eine Einzelperson kann meist keinen Strom aus einem Bach oder mit einem Windrad im Garten erzeugen. Ihr bleibt die Solarenergie, zumindest dann, wenn sie über eine Immobile verfügt.
Sonnenenergieanlagen haben zudem den Vorteil, dass sie im Betrieb weitgehend ohne Wartung auskommen und keine störenden Geräusche für die Bewohner aber auch die Anwohner produzieren. Gut für die Umwelt ist der Solarstrom allemal. Doch es bleibt auch die Frage: Lohnt sich das wirklich?
Eigenverbrauch lohnt sich
Hat früher die Einspeisegebühr dazu verlockt, den produzierten Strom in Netz zu verkaufen, wird heutzutage der Eigenverbrauch finanziell interessant. Selbst produzierter Sonnenstrom kostet nach Angaben von Aroundhome, einem Vermittlungsportal, das Fachfirmen und Hauseigentümer zusammenbringt, zwischen 3,71 und 11,54 Cent – für den Strom aus dem Netz muss man inzwischen fast 30 Cent bezahlen. Hinzu kommt: Ohne eine deutliche Kurskorrektur in der Energiepolitik wird der gekaufte Strom in Zukunft noch teurer werden, die Kalkulation des eigen produzierten Stroms bleibt dagegen für die Lebensdauer der Anlagen – etwa 30 Jahre - gleich. Sprich: Mit den Jahren wird die Ersparnis immer größer.
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Die Beispielrechnungen unten weisen einen schönen Gewinn der Anlagen aus – allerdings nur unter der wohl realistischen Prämisse, dass die Strompreise weiter steigen.
Akku ist notwendig
Eine Anlage für den Eigengebrauch ist zunächst jedoch aufwendiger, denn man muss den produzierten Strom zwischenspeichern können. Mathias Klement, Solar-Experte von Aroundhome sagt: "Haushalte, die sich mit Solarstrom unabhängig vom regulären Netz machen wollen, brauchen auf jeden Fall eine Anlage inklusive Stromspeicher. So wird der Strom den Tag über gesammelt und kann genutzt werden, sobald die Familie nach der Arbeit oder Schule wieder im Haus ist und den Strom benötigt." Der meiste Strom wird in der Mittagszeit produziert, genau dann wenn die meisten Menschen auf der Arbeitsstätte sind.
Mit Speicherung und Anschluss ans öffentliche Netz, kann die Grundlast des Haushalts selbst erzeugt und gespeichert werden. Nur ein hoher Bedarf wird dann aus dem öffentlichen Netz dazugekauft, Spitzen in der Erzeugung werden dagegen ins System eingespeist. Ist sie einmal festgelegt, wird die Höhe der Einspeisevergütung für 20 Jahre garantiert. Doch sie sinkt von Monat zu Monat, darum kann es lohnen, schnell in eine Solaranlage zu investieren.
Individuelle Beratung notwendig
Bei allen Anlagentypen kann man zwischen Kauf- und Mietmodellen wählen, hier empfiehlt es sich, beide Optionen genau zu vergleichen. Neben rein wirtschaftlichen Faktoren spielt auch die Psychologie eine Rolle, weil die Verantwortung für die reibungslose Funktionalität der Anlage beim Mietmodell nicht beim Endkunden liegt. Laut Mathias Klement lohnt sich die Miete tendenziell bei kleineren Solaranlagen, die vor allem für den Eigenbedarf produzierten. Er rät dringend dazu mehrere Angebote zu vergleichen. Dazu ist eine Beratung vor Ort unerlässlich, denn der Ertrag der Anlage hängt von vielen individuellen Faktoren wie Ausrichtung des Daches, sein baulicher Zustand, die Neigung, Verschattung und anderen ab. Auch unterscheiden sich Förderungsmöglichkeiten in den Bundesländern. Wichtig ist es auch, die eigene Lebensplanung und den Zustand der Immobilie zu berücksichtigen. 30 Jahren Lebensdauer der Anlage sind schließlich eine lange Zeit.
Das Einfamilienhaus
In einem Einfamilienhaus wohnen in der Regel drei bis vier Personen. Der Energieverbrauch liegt dann bei circa 4000 Kilowatt-Stunden im Jahr. Aus dem öffentlichen Netz würde der Strom dann etwa 1900 Euro im Jahr kosten. Bei diesem Preis wird eine weitere Erhöhung des Strompreises von 3 Prozent im Jahr angenommen, das entspricht in etwa dem durchschnittlichen Anstieg in den letzten zehn Jahren. Derzeit beträgt der Strompreis nur etwa 1200 Euro. Beim Eigenheim findet sich auch meist genügend Dachfläche, um eine Anlage mit einer Leistung von 9,76 kWp zu installieren. Kilowatt Peak (kWp) gibt die Höchstleistung einer Solarstromanlage unter Standard-Testbedingungen an. Inklusive Stromspeicher liegen die Kosten bei 20.000 Euro. Nachteil: Anders als bei der Stromrechnung müssen die 20.000 Euro im Voraus aufgebracht werden, aber es lohnt sich. "Eine solche Anlage amortisiert sich bereits nach ungefähr 15 Jahren", sagt Mathias Klement. Er würde jedem, der in einem Einfamilienhaus ohne starke Verschattung lebt, empfehlen, so eine Solaranlage zu installieren. Bei einer Lebensdauer von 30 Jahren entsteht ein Preisvorteil von 33.756 Euro.
Das Reihenhaus
In Sachen Personen, Stromverbrauch und jährliche Stromkosten unterscheidet sich das Reihenhaus nicht vom Einfamilienhaus. Allerdings limitiert die Dachfläche die Kapazität der Anlage. Klement: "Bei einem Reihenhaus gilt es, die kleinere Dachfläche und die Abstände zu den Nachbar-Dächern zu beachten: oft können dadurch nur kleinere und weniger starke Anlagen verbaut werden. Bei einem Reihenhaus werde meist 6,6 kWp verbaut. Inklusive Stromspeicher kostet das ungefähr 17.000 Euro." Hier amortisiert sich die Anlage nach ungefähr 17 Jahren.
Die Balkon-Lösung
Ohne Dachfläche sind die Möglichkeiten begrenzt, aber es gibt sie. Sogenannte Balkon-Solarmodule sind zwar nicht leistungsstark, dafür aber sehr einfach zu installieren. Oft reichen schon zwei Module mit rund 300 Watt, die ganz einfach in die Steckdose angeschlossen werden. Der gewonnene Strom fließt ins Hausnetz und reduziert die Stromrechnung. Laut Klement lassen sich so im Jahr 166 Euro sparen. Mieter müssen den Vermieter allerdings um Erlaubnis fragen. Insbesondere, wenn für die Installation der Module Dübel in den Außenwänden angebracht werden müssen.
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