Zwei Euro. So billig können viele Italiener ab kommendem September die Heimspiele der Fußballclubs Juventus Turin, Inter Mailand und AC Milan im Fernsehen verfolgen. Das Angebot stammt von keinem Geringeren als Ministerpräsident Silvio Berlusconi, der über sein Medien-Imperium Mediaset jetzt auch ins Pay-TV-Geschäft einsteigen will. Was zunächst kundenfreundlich aussieht, entpuppt sich bei näherem Hinsehen jedoch als genialer Coup des gewieften Mailänder Unternehmers. Beim Bezahlfernsehen Sky des Medienmoguls Rupert Murdoch, das bisher sämtliche Fußballspiele der italienischen Liga gegen gutes Geld übertrug, hängt der Haussegen schief.
Interessenskonflikt? Nicht für Berlusconi
Die Frage, die sich viele stellen, lautet: Wie konnte Berlusconi es schaffen, trotz der nicht verstummenden Vorwürfe über seinen "Interessenkonflikt" zwischen Politik und Meinungsvielfalt ein weiteres Mal die Konkurrenz abzuhängen? Die Antwort: Er hat ein weiteres Gesetz verabschiedet, das ihm geradezu in die Hände spielt. Dank des neuen, lange umstrittenen und im April letztlich doch verabschiedeten Mediengesetzes hat sich Berlusconi die Übertragungsrechte im neuen digitalen Antennenfernsehen DVB-T (Digital Video Broadcast-Terrestrial) gesichert.
Davon profitieren jedoch zunächst nur die drei ohnehin reichen Klubs der ansonsten bankrotten italienischen Liga. Und dabei ist Berlusconi auch noch stolzer Besitzer eines dieser Vereine - des frisch gebackenen Meisters AC Milan. Durch die Übertragungsrechte im DVB-T sollen in den nächsten drei Jahren 86 Millionen Euro in die Kassen der drei Mannschaften fließen. "Aber unsere Türen sind offen, wir sind natürlich bereit, auch Vertreter der anderen Serie-A-Clubs zu treffen", hieß es aus Mediaset-Kreisen.
Die Konkurrenz hat keine Chance
Die Sky-Macher versuchen den Mediaset-Vorstoß unterdessen herunterzuspielen: "Wir blicken mit unveränderter Zuversicht in die Zukunft, die Konkurrenz macht dem italienischen Pay-TV keine Angst. Unser Angebot ist einzigartig was Vollständigkeit und Qualität betrifft", heißt es. Nur: Bei Murdochs Sendern müssen die Kunden auf Abos zurückgreifen, die zwischen 47 und 55 Euro monatlich kosten. Dafür haben die Verbraucher zwar auch Kino- und Infokanäle im Programm, jedoch sind die Italiener bekanntlich in erster Linie ein fußballverrücktes Volk. Und bei Berlusconi brauchen sie lediglich eine vorbezahlte Karte zu erwerben und müssen nur dann zwei Euro berappen, wenn sie wirklich ein Spiel sehen wollen.
"Keine Hoffnung auf Pluralismus"
Wieder einmal leer ausgegangen ist das staatliche RAI-Fernsehen, das bei der Fußball-Übertragung auch künftig nicht mitmischen wird. Die linke Regierungsopposition spricht von einer "kalten Dusche für alle Hoffnungen auf Pluralismus". Ein Abgeordneter warf der RAI zuletzt "eine viel zu abwartende, ja fast bewegungslose Taktik" vor.
Ob Berlusconis Rechnung aufgeht, bleibt jedoch abzuwarten. Denn für den Empfang der Spiele benötigen die "Tifosi" einen Decoder, der ab Ende 2006 die analogen terrestrischen Anlagen komplett ersetzen soll. Für den Kauf des Geräts hat der Ministerpräsident in seinem Haushaltsplan Subventionen von je 150 Euro für die ersten 900 000 Käufer veranschlagt - das macht insgesamt 135 Millionen Euro. Zum Vergleich: Die staatlichen Schulen werden mit 75 Millionen Euro unterstützt.
Berlusconi hofft auf eine Million Kunden
Bisher gingen 500 000 Decoder über die Ladentheken, bis Ende des Jahres hoffen die Mediaset-Macher auf mindestens eine Million Kunden. Da für die Inanspruchnahme der Subventionen jedoch der Nachweis über die rechtmäßige Bezahlung der Rundfunkgebühren nötig ist, sind viele Italiener aber zögerlich: Schätzungen zufolge bezahlt ein Drittel der italienischen Haushalte die Gebühren nämlich nicht.