90 Prozent der Unternehmen planen, in den nächsten fünf Jahren Produktionskapazitäten aus Deutschland abzuziehen, bevorzugt nach Osteuropa oder Asien, wie die Unternehmensberatung Roland Berger berichtete. Zum Vergleich: In den letzten zehn Jahren verlagerten 69 Prozent Firmenteile in Ausland.
67 Prozent der 70 befragten Unternehmen gaben an, die Fertigungsqualität im Ausland sei gleich gut oder besser als hier zu Lande, so das Ergebnis der Gemeinschaftsstudie von Roland Berger Strategy Consultants und dem Laboratorium für Werkzeugmaschinen und Betriebslehre der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen. 81 Prozent hielten die Lieferzeiten aus dem Ausland für gleich gut oder besser. Bei der Produktivität sehen 31 Prozent die internationalen Standorte im Vorteil. 94 Prozent erachten die Materialkosten im Ausland für günstiger, alle Befragten unterstrichen zudem den Vorteil niedrigerer Löhne und Gehälter, hieß es.
Osteuropa dient Unternehmen als "verlängerte Werkbank"
Aus Sicht der Befragten verliere Deutschland nicht nur als Produktionsstandort, sondern auch als Absatzmarkt für Industriegüter an Bedeutung. Zukunftsmärkte lägen vor allem in Osteuropa und China, wo sich die industrielle Produktion von 2004 bis 2008 verdoppeln werde. Osteuropa diene den Unternehmen unter anderem wegen niedriger Lohnkosten derzeit noch überwiegend als "verlängerte Werkbank" in der Produktion. In Ostasien dagegen nutze die deutsche Industrie bereits heute nicht nur niedrige Fertigungskosten bei hoher Qualität. Vielfach würden Produkte etwa für den chinesischen Markt vor Ort entwickelt und gefertigt, um den spezifischen Bedürfnissen asiatischer Kunden zu entsprechen.
Befragt wurden Geschäftsführer und leitende Manager von 70 führenden deutschen Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau sowie der Automobilzuliefer- und Elektroindustrie. Etwa die Hälfte der Firmen gehört dem Mittelstand an, je rund ein Viertel sind kleine Betriebe oder Großunternehmen.