E-MAIL AUS NEW YORK Stromausfall in New York

Es ist Samstag, die Sonne brennt auf den Asphalt, ich schaue den Broadway entlang und es bietet sich mir ein ungewöhnliches Bild: Die Westseite der beliebten Einkaufsstraße ist menschenleer.

Es ist Samstag, die Sonne brennt auf den Asphalt, ich schaue den Broadway entlang und es bietet sich mir ein ungewöhnliches Bild: Die Westseite der beliebten Einkaufsstraße ist menschenleer, keiner der zahlreichen Läden hat seine Türen geöffnet und die Klimaanlagen spucken einem - wie sonst so oft - nicht auf den Kopf.

Ich schaue irritiert die Ostseite der beliebten Einkaufstrasse runter. Hier ist alles voller Leute. Eigentlich nichts besonderes, denn am Wochenende ist hier immer viel los. Das verdiente Geld muss schließlich ausgegeben werden.

Verwirrt frage ich einen Passanten auf dem Broadway, der mich schnell aufklärt: Stromausfall! Westlich des Broadways und südlich der 14. Strasse gibt es keinen Strom mehr. Warum der Strom jedoch so flächendeckend ausgefallen ist, kann er mir auch nicht sagen. Ich wohne auf der Westseite des Broadways und bin ebenfalls betroffen. Ich kann nicht mal eben den Fernseher einschalten, um mich zu informieren. Auch das Radio und das Internet funktionieren nicht. Abgeschnitten vom sonst ständig vorhandenen Informationsfluss. Ein merkwürdiges Gefühl und unvorstellbar in einer Stadt wie New York.

Wie lange kann so ein Stromausfall dauern?

Der Haägen-Dasz-Laden unterhalb meines Fensters verschenkt seine Eiskrem, bevor sie schmilzt. Überall hängen »Closed«-Schilder in den Fenster. Ich war gerade einkaufen, als plötzlich das Licht und die Musik ausfielen. Eine Amerikanerin kreischte erschrocken aus ihrer Umkleidekabine, die schwulen Verkäufer versuchten, alles ruhig zu halten und plazierten sich demonstrativ am Ausgang, um die ausgefallene Alarmanlage zu ersetzen. Wer jetzt noch etwas kaufen wollte, konnte nur noch bar bezahlen. Zum Anprobieren musste ein Verkäufer mit Taschenlampe herbeigerufen werden. Und das Schlimmste: So langsam ließ die kühlende Wirkung der Klimaanlage nach, und die Leute wurden ungeduldig.

Mittlerweile ist das drei Stunden her, und Strom gibt es immer noch keinen. Gerüchte kursieren von einem Brand in einem der ConEdison-Elektrizitätswerke. Ich bin nur froh, dass ich nicht im zwölften Stock wohne, wie die alte Dame, die mir vorhin schnaufend im Treppenhaus entgegenkam.

Und jetzt sollte ich diesen Text besser speichern, bevor auch mein Akku seine letzte Energie verbraucht hat...

Nachtrag: Ich war gerade unten, um auf der Ostseite des Broadways ein paar Kerzen zu kaufen. Ist ja mein erster Stromausfall und wer weiß, wie lange so etwas hier dauert. Leider musste ich aber feststellen, dass ich nicht die einzige war, die diese Idee hatte.

Als ich an der Kasse stehe, fragt jemand, wo es denn Taschenlampen gäbe. Die Antwort: »Sold out!«

Fortsetzung folgt...

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