Entscheidende Tarifverhandlungen Klinikärzte drohen mit Streiks

Die Tarifverhandlungen für die rund 55.000 Ärzte an kommunalen Krankenhäusern sind in die wohl entscheidende Phase gegangen. Beide Seiten sehen gute Chancen für eine Lösung des Konflikts. Doch die Ärztegewerkschaft Marburger Bund kündigte auch drastische Konsequenzen an, sollte die fünfte Tarifrunde platzen.

"Das muss die entscheidende Runde sein", sagte der Verhandlungsführer der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Lutz Hammerschlag, in Wiesbaden zu Beginn der fünften Verhandlungsrunde mit der Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA). "Entweder es klappt", drohte er, "oder wir werden eine Urabstimmung durchführen und dann gibt es wieder die weißen Kittel auf der Straße." Auch der Bundesvorsitzende der Ärztegewerkschaft, Rudolf Henke, drohte mit einem Arbeitskampf: "Unsere Mitglieder sind streikbereit", sagte er der "Neuen Presse". Marburger Bund und VKA machten aber auch deutlich, dass sie gute Chancen für eine Lösung am Verhandlungstisch sehen. "Wir reichen den Arbeitgebern die Hand für einen fairen Tarifabschluss im Sinne beider Tarifparteien", sagte Hammerschlag. "Wir gehen optimistisch in die Verhandlungen", sagte auch der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Joachim Finklenburg.

Die VKA will die Entgelte für die 55.000 Ärzte an den Krankenhäusern der Städte und Landkreise an der Tarifeinigung im öffentlichen Dienst orientieren. "Natürlich ist es so, dass das, was im öffentlichen Dienst für die Krankenhäuser abgeschlossen wurde, nicht völlig ohne Auswirkungen bleibt auf die Tarifverhandlungen mit dem Marburger Bund", hatte VKA-Hauptgeschäftsführer Manfred Hoffmann bereits am Mittwoch klar gemacht. Die Einigung vom Dienstag - die unter anderem Schwestern und Pfleger betrifft - sieht vor, dass die Bezüge in diesem Jahr um 3,1 Prozent steigen. 2009 steigen die Gehälter um weitere 2,8 Prozent, dazu kommen Sockelbeträge und Einmalzahlungen.

Harte Verhandlungen bis tief in die Nacht erwartet

Die Ärzte lehnen die Ausrichtung am öffentlichen Dienst ebenso ab wie das im März vorgelegte VKA-Angebot von vier bis viereinhalb Prozent bei gleichzeitiger Erhöhung der Arbeitszeit um eineinhalb Stunden pro Woche. Hammerschlag nannte diese Offerte erneut "katastrophal". Sie läge "Lichtjahre" von dem Potsdamer Tarifabschluss des öffentlichen Dienstes entfernt. Nach Berechnungen des Marburger Bundes ergäbe sich de facto ein Gehaltsminus von 1,75 Prozent. Zudem verdienten die Ärzte an Universitätskliniken oder Berufsgenossenschaftlichen Kliniken bereits heute die geforderten zehn Prozent mehr. Hammerschlag kündigte harte Verhandlungen an, die bis in die Nacht dauern könnten.

AP · DPA
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