Fachkräftemangel Kleinere und mittlere Unternehmen gefährdet

Kleine und mittlere Unternehmen werden durch den Fachkräftemangel der kommenden Jahre in ihrer Wettbewerbsfähigkeit bedroht. Ihnen fehlt es an Bekanntheitsgrad und einem positiven Image als attraktive Arbeitgeber.

Die Unternehmen wären gut beraten, wenn sie die Sichtweise potenzieller Bewerber einnehmen und folgende Frage stellen: "Warum sollte ich mich gerade bei diesem Unternehmen bewerben beziehungsweise für dieses Unternehmen arbeiten?"

Während es bei der Markenbildung bisher im Wesentlichen darum ging, den Verbraucher an das Produkt oder die Dienstleistung zu binden, werden sich die Unternehmen in der Zukunft mit ihrem Marketing vermehrt bemühen müssen, (potenzielle) Mitarbeiter zu gewinnen.

"In Deutschland fehlen qualifizierte, junge Fach- und Führungskräfte"

"Strategisches Personalmarketing ist eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben für die Unternehmen heute. Die enorme Brisanz dieses Themas haben aber nur wenige bisher erkannt", stellt Heiko Lüdemann, Geschäftsführer der Stuttgarter Personalberatung Perspektive GmbH, fest. "Schon jetzt können in vielen Unternehmen offene Positionen trotz anhaltend hoher Arbeitslosigkeit nicht besetzt werden. Der Grund: In Deutschland fehlen qualifizierte, junge Fach- und Führungskräfte." Studien besagen, dass schon heute mehr als 500.000 offene Stellen aufgrund des Fachkräftemangels nicht besetzt werden können. Auch neueste Zahlen zu den Studienanfängern an deutschen Hochschulen weisen in diese Richtung. So sank die Zahl der neu eingeschriebenen Studenten in technischen und ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen um 13 Prozent.

Wachstumsbremse für viele Unternehmen

"Besonders kleinere und mittlere Unternehmen werden den Mangel deutlich spüren", prognostiziert Heiko Lüdemann. "Ihnen fehlt es an Bekanntheitsgrad und einem positiven Image als attraktive Arbeitgeber. Die Konsequenzen sind ernüchternd: Für diese Unternehmen droht die Knappheit zur Wachstumsbremse zu werden. Wer im Wettbewerb um qualifizierte Fach- und Führungskräfte die Nase vorn haben möchte, wird in Zukunft in der Öffentlichkeit deutlicher Flagge zeigen müssen als bisher."

Offensives, zukunftsorientiertes Personalmarketing stehe bisher nur bei den großen Unternehmen auf der Tagesordnung. Die meisten der kleinen und mittleren Unternehmen begnügen sich aber mit der Stellenanzeige, dem unterstützenden Internetauftritt, internen Stellenausschreibungen, Kooperationen mit Jobbörsen im Internet und einem halbherzig betriebenen Hochschulmarketing. Darüber hinaus werde auf so genannte Initiativbewerbungen gehofft oder im Notfall auf Personalberater und Headhunter zurückgegriffen. Die Ergebnisse solcher Bemühungen: In der Regel eher unbefriedigend.

Qualifizierte Fach- und Führungskräfte sind nach wie vor Mangelware

"Arbeitnehmer haben sich früher überwiegend für eine Tätigkeit entsprechend ihrer Qualifikation entschieden. Heute gewinnt eine andere Überlegung an Bedeutung: Immer mehr potenzielle Kandidaten fragen sich im Vorfeld, warum sie sich gerade für dieses Unternehmen entscheiden sollen", berichtet Heiko Lüdemann aus seiner täglichen Praxis. Seine Analyse: "Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist es daher ein Fehler davon auszugehen, dass sich der Arbeitsmarkt wieder entspannt und qualifizierte Kandidaten dann den Weg ins Unternehmen von allein finden. Qualifizierte Fach- und Führungskräfte sind nach wie vor Mangelware und werden es in den kommenden Jahren verstärkt sein. Gute Bewerber haben also die Wahl."

Heiko Lüdemann rät daher den Unternehmen: "Bauen Sie durch konsequentes Vorgehen jetzt ein attraktives Image als zukunftsorientierter Arbeitergeber bei den relevanten Zielgruppen auf. Dann werden Sie morgen die Wahl haben. Und nicht in die Zwangslage kommen, den Mangel zu verwalten."

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