Eine gute Feedbackkultur ist etwas, das sich moderne Arbeitgeber gerne auf die Fahne schreiben. Darunter versteht man meist einen vertrauensvollen und konstruktiven Austausch zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden. Was läuft gut? Was könnte besser laufen? In manchen Firmen kommen auch Fragebögen zum Einsatz, mit denen ein anonymes Stimmungsbild erfasst wird.
Aber wie gut klappt das Feedbackgeben und -nehmen in der Praxis? Das berichten Beschäftigte dem Marktforschungsinstitut Bilendi im Rahmen einer Befragung für die Unternehmensberatung Cubia. Ergebnis: Im Senden sind Arbeitgeber deutlich besser als im Annehmen von Kritik. So empfinden es jedenfalls die mehr als 1000 online befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Die Bedeutung beider Aspekte ist fürs Betriebsklima nicht zu unterschätzen. So sagen 82 Prozent der Beschäftigten, dass es für ihre Zufriedenheit mit dem Arbeitgeber erheblich sei (sehr wichtig, wichtig oder eher wichtig), regelmäßig von einer Führungskraft Rückmeldung zu ihrer Arbeit zu erhalten. Die Zahl derer, die auf Rückmeldung zu ihrer Arbeit gut verzichten können, ist dementsprechend gering.
Den meisten Befragten (rund 80 Prozent) wird der Feedback-Wunsch auch erfüllt, Akademikern etwas häufiger als Beschäftigten mit niedrigerem Abschluss. Und auch die Qualität der Rückmeldungen stimmt häufig: Die Mehrheit der Befragten empfindet das Feedback als ausgewogen (70 Prozent), konkret (69 Prozent) und zeitnah zum Anlass (64 Prozent). Zudem sagen 63 Prozent, die von den Vorgesetzten angesprochenen Punkte seien auch tatsächlich umsetzbar gewesen. Unterm Strich machen viele Führungskräfte hier offenbar einen guten Job.
Mitarbeitende loben Feedback von Vorgesetzten ...
Statement | Trifft voll zu/weitgehend zu |
Das Feedback war ausgewogen. | 70 Prozent |
Das Feedback war konkret. | 69 Prozent |
Das Feedback erfolgte zeitnah zum Anlass. | 64 Prozent |
Das Feedback war umsetzbar. | 63 Prozent |
Allerdings sollte Feedback auf der Arbeit keine Einbahnstraße sein. 89 Prozent der Beschäftigten wollen, dass auch ihre Meinung zu möglichen Verbesserungen am Arbeitsplatz regelmäßig gehört wird (sehr wichtig, wichtig oder eher wichtig). Unwichtig oder egal ist das so gut wie niemandem.
Das klappt aus Sicht der Beschäftigten allerdings nicht wirklich gut. Zwar haben immerhin 70 Prozent sich auch schon tatsächlich an systematischen Feedbackgesprächen oder Befragungen beteiligt. Aber wollten die Chefs die Kritik der Untergebenen überhaupt hören?
Mit dem, was auf die Feedbackrunden folgt, sind die Mitarbeiter oft weniger zufrieden. Nur 37 Prozent berichten, dass sich durch das Feedback "Verbesserungen in meinem direkten Arbeitsumfeld" ergeben hätten und nur 34 Prozent sehen "erkennbare Auswirkungen auf das Unternehmen". Nur eine Minderheit von 44 Prozent der Mitarbeitenden hat auf Anregungen eine Rückmeldung bekommen und nur 43 Prozent finden, dass überhaupt die persönlich wichtigen Themen abgefragt wurden.
… aber fühlen sich selbst oft ignoriert
Statement | Trifft voll zu/weitgehend zu |
Mein Feedback hatte erkennbare Auswirkungen auf das Unternehmen. | 34 Prozent |
Durch mein Feedback ergaben sich Verbesserungen in meinem direkten Arbeitsumfeld. | 37 Prozent |
Es wurden die aus meiner Sicht wichtigen Themen abgefragt. | 43 Prozent |
Es gab eine Rückmeldung auf mein Feedback seitens der Organisation. | 44 Prozent |
Natürlich lässt sich einwenden, dass Mitarbeitendenbefragungen kein Wunschkonzert sind. Dennoch sehen die Autoren der Studie bei Arbeitgebenden durchaus Verbesserungspotenzial. "Feedback darf nicht Routine aus der Management-Literatur, sondern muss ein echtes Anliegen sein, das gut vor- und nachbereitet wird", schreiben die Personalexperten von Cubia im Paper zur Umfrage.
Unternehmen müssten ihren Führungskräften die Chance geben, mit berechtigtem Feedback auch wirklich zu arbeiten und Prozesse zu verbessern. "Führungskräfte unterer Ebenen werden hier oft nicht ernst genug genommen und können weniger bewirken, was in den unteren Ebenen von Organisationen die Frustration von Führenden und Geführten erhöht."