Mein Vater diskutierte leidenschaftlich gerne. Besonders mit Pastoren. Ich erinnere mich an manche hitzige Auseinandersetzung mit dem Geistlichen unseres Wohnortes. Auch ich stand und stehe der Kirche durchaus kritisch gegenüber. Aber ich habe im Laufe der Jahre gelernt, dass es wie immer im Leben nicht nur eine Seite gibt. Jede Institution wird schließlich von Menschen ausgefüllt, mal besser, mal schlechter, mal traditionell, mal modern.
Ich persönlich mag es, wenn man Tradition und Fortschritt smart miteinander verbindet. Auch in der Kirche. Und so staunte ich nicht schlecht, als kürzlich in der Messe anlässlich der Vorstellung der Erstkommunionkinder ein ganz anderer Gottesdienst zelebriert wurde.
Neben dem Altar stand ein großes Segelschiff aus Holz, darunter das Motto "Segel setzen". Jedes Kind heftete während der Messe einen blauen Wimpel mit seinem Foto daran - 65 lachende Gesichter waren am Ende an Bord. Ein wunderbares Bild. Pfarrer Windt erklärte dazu fröhlich: "Die Kinder und wir alle gehen mit Jesus auf große Fahrt." Die liebevoll beklebten Kommunionskerzen der verschiedenen Gruppen wurden entzündet, dann sang die Gemeinde gemeinsam ein Kirchenlied der neueren Generation. Auch die Kinder schmetterten es begeistert aus vollem Hals mit: "Wo Menschen sich verbünden, den Hass überwinden und neu beginnen, ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns." Was für ein Text, was für eine Botschaft!
Meine Frau begleitet als Katechetin zusammen mit einer anderen Mutter auch eine Gruppe Kinder auf dem Weg zur Erstkommunion. Als sie mir erzählte, welches Lied sie unter anderen gemeinsam mit allen Gruppen singen möchte, war ich auch begeistert, denn diesen Song fand ich herausragend, seit ich ihn das allererste Mal hörte: "Wasser unterm Kiel" von Tim Linde. Der Hamburger Liedermacher hatte ihn einst zur Taufe seiner eigenen kleinen Tochter geschrieben und das Lied berührte seitdem zigtausend Menschen. Über 450.000 Mal wurde es inzwischen allein auf YouTube angehört.
Wenn ich den sentimentalen Klang der Mundharmonika zum Text voller Herz und Seele höre, bekomme ich immer eine Gänsehaut. Das wird garantiert auch im kommenden Frühjahr passieren, wenn dieses Lied zur feierlichen Kommunion von Holly in der Kirche erklingen wird. Vor allem bei diesen Zeilen: "Frei zu sein ist Deine Pflicht, eine andere hast Du nicht. Meine Kleine, mach was draus."