GESPERRT! Deutscher Gründerpreis für Schüler Und schon morgen bist du Chef

  • von Mathias Rittgerott
Diese Erfolgsstory ist für Schülerinnen und Schüler. Hier erfahren sie, wie man in wenigen Monaten eine Firma gründet. Zunächst als Planspiel - und vielleicht schon bald im richtigen Leben. So wie Maximilian und Timo: Sie machten vor zwei Jahren beim Deutschen Gründerpreis für Schüler mit - und sind jetzt Unternehmer.

Schmerz stand am Anfang der Unternehmerkarriere: Timo Hafner saß mit seinem Freund Maximilian Krummen in einem Gasthaus beim Essen und verbrannte sich an einer Warmhalteplatte, einem simplen Stück Metall mit zwei Griffen, das in einem Elektroofen erhitzt wird. "Hightech überall", fluchte er, "und niemand hat etwas Besseres erfunden als diese blöden heißen Platten."

Die Idee und ihre Umsetzung

Ein Missstand, den die beiden damaligen Elftklässler aus Radolfzell am Bodensee sofort beheben wollten. Ihre Idee: die Warmhaltevorrichtung unsichtbar in den Tisch integrieren und so das Verletzungsrisiko ausschließen. Wie bei einem Induktionsherd erzeugt eine Spule ein elektromagnetisches Feld. Das erwärmt dann die speziell beschichteten Porzellanteller und Schüsseln. Die Tischplatte bleibt kalt, und statt auf wackeligen Metallplatten steht das Essen wie früher auf dem Tischtuch.

Aber was macht man mit einer guten Idee, wenn man noch zur Schule geht und zu wenig über Wirtschaft weiß, als dass man gleich ein Unternehmen aufbauen könnte? Timo und Maximilian entschieden sich für einen Probelauf und reichten die Idee im Jahr 2006 beim Deutschen Gründerpreis für Schüler ein.

Der Wettbewerb, den der stern zusammen mit den Sparkassen, Porsche und dem ZDF veranstaltet, will Schüler an die Wirtschaftswelt heranführen. Sie entwickeln in diesem Planspiel eigene Unternehmensideen bis zur Marktreife, schreiben einen Businessplan, machen Marketingstrategien und stellen ihre Produkte echten Firmen vor. "Wichtig ist es, an sich und seine Idee zu glauben", sagt Maximilian heute. "Man muss einfach seine Kreativität spielen lassen."

Ein neuer Versuch

Maximilian und Timo belegten damals übrigens nur Platz 13 - bewertet wird nämlich nicht nur die Idee, sondern auch die Umsetzung der neun gestellten Aufgaben rund um den Businessplan. Und da mussten sich die beiden bei ihrem ersten Versuch noch anderen geschlagen geben. Damals, im Jahr der Fußball-WM, gewann das Schülerteam LaOla aus Soltau mit dem Geschäftskonzept, Trikots für Spielfiguren an Kickertischen zu produzieren.

Wettbewerb

Wer will eine Firma gründen? Der Deutsche Gründerpreis für Schüler startet ab sofort in die Spielrunde 2009.

Zum zehnten Mal können sich jetzt wieder Schülerteams für die Teilnahme an Deutschlands größtem Existenzgründer-Planspiel bewerben. Aufgerufen sind Schüler ab 16 Jahren aus allen Schulformen, die ein virtuelles Unternehmen konzipieren und einen Geschäftsplan dafür erstellen. Die zehn besten Pläne werden ausgezeichnet. Neben Geldpreisen von insgesamt 6000 Euro gewinnen die fünf besten Teams ein auf Jugendliche zugeschnittenes Management- und Persönlichkeitstraining. Der Deutsche Gründerpreis für Schüler wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie unterstützt und kann in den Schulunterricht eingebunden werden. Bewerbungen sind bis zum 12. Februar 2009 möglich.

Doch Timo und Maximilian ließen sich nicht entmutigen. Immerhin hatten mehr als 1200 Teams teilgenommen, und sie waren ja angetreten, um zu lernen. Deswegen meldeten sie noch im Juni 2006 ihre Idee zum Gebrauchsmuster beim Deutschen Patentamt an. Der Entschluss stand fest: Wir machen weiter.

Aus dem Gründerpreis-Planspiel wussten die beiden, dass sie möglichst bald etwas zum Vorzeigen brauchten, um Kunden oder gar Investoren für ihre Idee zu begeistern. Erste technische Versuche hatten die Gymnasiasten noch selbst mit einer dicken Eisenplatte gemacht. Doch schon bald genügte der heimische Lötkolben nicht mehr. Den Prototypen ließen die beiden Schüler dann lieber von drei Studenten der Fachhochschule Konstanz konstruieren, die daraus ihre Diplomarbeit machten. Währenddessen gewannen Timo und Maximilian Partner: eine Elektronikfirma und einen Porzellanhersteller, der eigens Testgeschirr beschichtete. Studenten der Zeppelin University, einer Friedrichshafener Privat-Uni, entwarfen für sie in ihrer Druckerei eine Hochglanzbroschüre. "In Profiqualität zum Schülerpreis", so Timo, der die Helfer während eines Praktikums kennengelernt hatte.

Große Unterstützung

Die beiden Jungunternehmer, inzwischen 19 Jahre alt, schwärmen, wie toll es war, als sie Banker und Unternehmer für ihre Erfindung begeistern konnten. "Das ermutigte uns, die Idee in die Realität umzusetzen", sagt Timo. Die beiden können auch zu Hause auf Unterstützung zählen. Timos Eltern arbeiten im Maschinenbau und begleiten die Produktentwicklung mit Tipps. Maximilians Vater ist Geschäftsführer eines mittelständischen Betriebs in der Chemiebranche und hilft mit betriebswirtschaftlichen Ratschlägen.

Rat aus der Familie ist ihnen willkommen, finanzielle Unterstützung nicht. Diesen Grundsatz haben sie früh gefasst. "Wir pumpen niemanden aus der Familie an", versichert Timo. Noch verdienen sie keinen Cent mit ihrer Warmhaltetechnik, den Finanzbedarf für Prototyp, Prospekte und Reisen decken Banken, Wettbewerbe und Fördertöpfe. Timo sagt mit einem Lächeln: "Wir sind Sparfüchse, wir rechnen mit jedem Cent."

Mehr Infos

Informationen zum Wettbewerb und Unterrichtsmaterialien für Lehrer:
www.deutscher-gruenderpreis.de/schueler

Das Geheimnis ihres Erfolges ist ihr Mut und ihr Talent, ein Netzwerk zu knüpfen. "Man darf nicht schüchtern sein", sagt Maximilian. Bei Hindernissen fragen sie Experten, die ihnen weiterhelfen: Geht das technisch alles überhaupt? Ein Physikprofessor bescheinigte ihnen: Ja, das ist machbar. Gibt es überhaupt Interessenten? Das Steigenberger Hotel in Konstanz beflügelte sie: Ja! Macht das! Vor einem Jahr gründeten sie deshalb die Firma Induct-Warm. Im Frühjahr soll ihre Erfindung in dem Konstanzer Hotel die Feuertaufe bestehen.

Über die Schule hinaus

Erst im Juni haben Maximilian und Timo Abitur gemacht. Ihrer Schule mangele es an Gründergeist, finden sie. Sie beklagen die Hasenfüßigkeit vieler Mitschüler. Zu oft würden gute Ideen mit der Begründung fallengelassen: Wir sind doch noch Schüler. Auch die Lehrer hätten sie wenig unterstützt. "Die leben mit ihrem Schulhorizont", so Maximilian, der sie manchmal gern rütteln würde: "Wacht auf! Es existiert mehr als der Schulalltag! Die Möglichkeiten, die etwa der Deutsche Gründerpreis bietet, werden oft verkannt."

Nach dem Abi hat sich Timo für ein Jahr im Radolfzeller Innovations- und Technologiezentrum eingenistet, Tür an Tür mit zwei Grafikdesignern aus seinem Abi-Jahrgang, die für seine Internetseite ein "virtuelles Büfett" programmiert haben. Klappt der mehrwöchige Hotel-Probelauf im Frühjahr, wollen Maximilian und Timo so bald wie möglich mit der Produktion ihres Warmhaltesystems beginnen. Aus der Idee zweier Schüler wäre eine kleine Firma entstanden.

Bei aller Euphorie für die Gründung haben die beiden Jungunternehmer die Bodenhaftung aber nicht verloren. Allein auf den Erfolg der Wärmeplatten zu setzen, dafür fühlen sie sich zu jung. Timo will Betriebswirtschaft studieren. Aber an einer Business School, nicht an der Uni, weil er dort nach drei Jahren einen Abschluss hat und "neben dem Studium etwas auf die Beine stellen kann". Maximilian wiederum studiert seit Oktober in Köln Musik. "Ich bin schon immer von klassischem Gesang fasziniert", sagt er. Den Leistungsgedanken hat er dabei aber immer noch im Kopf: "Mein Ziel ist es, auf einer großen Bühne zu stehen."

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