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Jobeinstieg in der Krise Wie finde ich jetzt einen guten Job? Experten geben Karriere-Tipps

Bewerbungsgespräch am PC
Bewerbungsgespräche vor Ort sind derzeit schwierig
© Getty Images
Corona, Krise, Kurzarbeit – wie findet man in dieser außergewöhnlichen Zeit eine passende Stelle? Personaler und Karriereexperten geben Tipps für den Jobeinstieg.

Es ist wirklich keine einfache Zeit, um einen neuen Job zu finden. Viele Unternehmen sind Corona-bedingt in Kurzarbeit, Neueinstellungen auf Eis gelegt. Zur allgemeinen Unsicherheit am Arbeitsmarkt kommen auch noch rein praktische Probleme: Persönliche Bewerbungsgespräche sind derzeit ebenso schwierig wie die Wohnungssuche an einem neuen Arbeitsort. Die Job-Plattform Glassdoor hat Karriereexperten und Recruiter gefragt, wie sich Jobsucher in dieser außergewöhnlichen Situation verhalten sollen. Hier sind die wertvollsten Tipps.

Sich einfach trauen

Einen grundsätzlichen Rat gibt Eva Stock von der Bewerbungsplattform Jobufo: "Auf keinen Fall sollte man jetzt aufgeben oder denken: Das wird ja jetzt eh nichts! Die Unternehmen sind weiterhin auf junge Talente angewiesen und auf der Suche." Wenn Arbeitszeugnisse oder ähnliches erst mit Verzögerung eingereicht werden könnten, hätten Unternehmen dafür derzeit sicher Verständnis. "Seid einfach mutig und bewerbt euch!", sagt Stock. Für sinnvoll hält sie auch einen Plan B, etwa ein Praktikum oder einen Nebenjob, falls eine Überbrückungsphase nötig sein sollte.

Fit machen fürs Home-Office

Nicht ganz so optimistisch sieht Anja Lüthy, BWL-Professorin mit Schwerpunkt Dienstleistungsmanagement und -marketing an der TH Brandenburg, die Lage. Sie befürchtet, dass sich für Berufseinsteiger die Jobsuche verlängern wird, weil Unternehmen in den kommenden Monaten weniger Mitarbeiter einstellen können. "Deshalb gebe ich Berufseinsteigern heute den Tipp, sich – parallel zum Bewerbungen schreiben – fortzubilden und zwar zum Thema "Remote Work". 

Die Corona-Pandemie treibe die Digitalisierung in Unternehmen und das mobile Arbeiten vom Home-Office aus massiv voran. Darauf sollten sich auch Berufseinsteiger einstellen, rät Lüthy. Ihr Vorschlag lautet, sich "mit mindestens zwei bis drei Remote Work Tools vertraut zu machen". Dazu zählt sie vor allem Kommunikationstools wie Zoom, Slack, Microsoft Teams oder Skype for Business, aber auch Clouddienste zum Austausch von Dokumenten.

Talent nutzen und sich engagieren

Für Fabian Kienbaum von der Personalberatung Kienbaum ist der Dreiklang von Talent, Bedarf und Engagement entscheidend: "Meine Empfehlung lautet: Macht auf jeden Fall das, wozu ihr Talent habt. Gleicht es damit ab, wo der Bedarf hoch ist." In den "Mint"-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft) sei dies leichter als in anderen Bereichen. Außerdem rät er: "Nutzt die Phase der jetzigen Krise, um zu zeigen, dass Ihr engagiert seid." In der Nachbarschaftshilfe aktiv zu sein oder in der Landwirtschaft sei nicht nur für einen selbst bereichernd. Auch bei Arbeitgebern komme dies gut an.

Die richtige Branche ins Visier nehmen

Karriere-Coach und HR-Beraterin Jennifer Seiffarth verweist darauf, dass nicht alle Unternehmen gleich stark unter der Krise leiden. "Für manche Branchen bedeutet die aktuelle Krise sogar Aufschwung." Im Einzelhandel, bei vielen E-Commerce- und IT-Unternehmen, Logistikbetreibern oder in der Pflegebranche werde nach wie vor Nachwuchs gesucht. Initiativbewerbungen könnten generell nie schaden, selbst wenn gerade nicht eingestellt wird. "So seid ihr schon im Hinterkopf der Recruiter, wenn es wieder bergauf geht." Auch Online-Weiterbildung und soziales Engagement verbessern Seiffarth zufolge die Jobchancen.

Netzwerken und Mut zur Lücke zeigen

Das eigene Netzwerk zu aktivieren hält Sergej Zimpel, Recruiter bei Scout24, bei der Jobsuche derzeit für besonders wichtig. "Traue Dich ruhig, deine Kontakte aktiv anzugehen - Netzwerke werden im Recruiting immer wichtiger und oft haben Unternehmen auch ein Bonussystem für Empfehlungen - vielleicht tust Du damit deinen Bekannten also sogar einen Gefallen." Wer noch kein Netzwerk habe, der solle einfach anfangen mit Netzwerken: "Legt euch ein (gut geführtes) Profil bei LinkedIn und Xing an, vernetzt euch aktiv mit Personen aus eurer Branche und nehmt aktiv an Diskussionen in der Timeline teil – das kann auch manchmal heißen 'nur' kluge Fragen zu stellen. So schafft ihr es auch in Zeiten von Corona auf euch aufmerksam zu machen."

Zimpels zweiter Rat lautet, sich auch auf Stellenausschreibungen zu bewerben, deren Anforderungen man nicht zu 100 Prozent erfüllt. Solche Kandidaten gebe es generell nur selten. Wenn in den Anforderungen bestimmte Tools angegeben seien, reiche es häufig, wenn man mit ähnlichen Tools gearbeitet habe. Als Berufserfahrung zählten auch Praktika und Werkstudentenjobs. "Traut euch also auch eine Bewerbung abzuschicken, wenn ihr nur 80% der Anforderungen erfüllt."

Carsten Linnemann

Jobs via Social Media finden

Für Annika Pies, Inhaberin der Agentur Talents Personalmarketing, sind ebenfalls Xing und LinkedIn der Schlüssel bei der Jobsuche. "Ein eigenes, gut gepflegtes Social Media Profil mit den richtigen Schlagworten zeigt Recruitern, dass man selbst auf Jobsuche ist. So kann man sich ganz einfach finden lassen", sagt Pies. Zudem empfiehlt sie, selbst aktiv den Profilen von Unternehmen zu folgen, die für einen in Frage kommen. Sollte nicht ersichtlich sein, ob das Unternehmen weiter einstellt, könne man ruhig direkt nachfragen und den angegebenen Kontakt direkt kontaktieren.

Außerdem wichtig: "Falls es gerade mit dem Job nicht klappt, darf man sich nicht stressen lassen." Die freie Zeit könne man nutzen, um sich freiwillig zu engagieren – was auch die Chancen auf einen bezahlten Job verbessern kann. "So könnte einem ein Freiwilligen-Dienst dazu verhelfen, neue Kontakte zu knüpfen, wertvolle Praxiserfahrung zu sammeln und eine 'Lücke' im Lebenslauf mit etwas Großartigem zu füllen!"

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