Massenentlassungen sind in der Coronakrise bislang weitgehend ausgeblieben. Doch viele Jugendliche in Deutschland fürchten, dass sie wegen der Pandemie erst gar nicht in den Arbeitsmarkt hineinkommen. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung machen sich unter den 14- bis 20-Jährigen vor allem diejenigen Sorgen, die eine berufliche Ausbildung anstreben.
Sieben von zehn Jugendlichen (71 Prozent) gehen demnach davon aus, dass sich ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz in der Pandemie-Zeit verschlechtert haben. Die Chancen auf einen Studienplatz sieht dagegen nur jeder Vierte (24 Prozent) schlechter als vor Corona. Das Stimmungsbild bei der Ausbildungssituation fällt damit pessimistischer aus als noch im Sommer – damals hatten sechs von zehn Befragten Nachteile durch die Pandemie befürchtet. Die aktuelle repräsentative Befragung von 1743 Jugendlichen fand von Mitte Februar bis Anfang März statt.
Zu wenig Ausbildungsplätze?
Jeder dritte Jugendliche ist laut der Befragung der Ansicht, dass es zu wenig Ausbildungsplätze gibt. Aber ist dem tatsächlich so? Seit Jahren melden die Unternehmen eine wachsende Zahl an Ausbildungsplätzen, die sie nicht besetzen können. Das Problem: "Teilweise passen angebotener Beruf und Ausbildungswunsch nicht zueinander oder Angebot und Nachfrage liegen in unterschiedlichen Regionen", heißt es in der Studie.
Im anstehenden Ausbildungsjahr könnte es zu einer Ausnahmesituation kommen. Denn im Pandemiejahr 2020 ist die Zahl der neu begonnenen Ausbildungen um rund 60.000 zurückgegangen. Das hängt laut Studie auch mit einer geringeren Nachfrage zusammen. Möglicherweise haben viele junge Leute den Ausbildungsstart angesichts der schwierigen Umstände einfach aufgeschoben, sodass es nun zu einer "Bugwelle von Bewerbern und Bewerberinnen" kommen könnte.
Spaß wichtiger als Sicherheit
Von den befragten Jugendlichen, die sich bereits auf Ausbildungsplatzsuche befinden, sind sich nur 31 Prozent sicher oder ziemlich sicher, dass sie bis Herbst 2021 eine Stelle finden werden. 55 Prozent sind sich "nicht so sicher" und 15 Prozent glauben dezidiert nicht, dass ihnen das gelingen wird.
Völlig verunsichert schauen die jungen Leute aber nicht in die Zukunft. Auf die Frage, ob sie "lieber einen sicheren Job" wählen würden, der auch durch so etwas wie eine Corona-Pandemie nicht gefährdet sei oder einen unsicheren Job "der mir wirklich Spaß macht", entschieden sich zwei von drei Jugendlichen für mehr Spaß statt Sicherheit. Und: Insgesamt schauen 59 Prozent der 14- bis 20-Jährigen optimistisch in die persönliche Zukunft. 35 Prozent sind zurückhaltend beziehungsweise skeptisch und nur 6 Prozent sind pessimistisch.
Quelle: Bertelsmann-Stiftung