Studie Integriert und zufrieden

Sie kommen von überall her um in Deutschland zu arbeiten und fühlen sich offensichtlich sehr wohl. Eine Studie belegt, dass Inhaber einer "Green Card" voll integriert sind.

Arbeitskräfte aus dem Ausland haben mit Anpassungsschwierigkeiten und Sprachproblemen zu kämpfen und sind eine Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt - so lauteten seinerzeit die Standard-Argumente gegen die Einführung der so genannten "Green Card": Lebhaft diskutierte die Öffentlichkeit, ob ausländische Arbeitskräfte für eine begrenzte Zeit in Deutschland arbeiten sollen und dürfen. Aus Mangel an fähigen IT-Experten reagierte die Regierung auf Forderungen der Wirtschaft und führte im Sommer 2000 die "Green Card" ein. Computerspezialisten aus Nicht-EU-Ländern bot sie eine Möglichkeit, eine auf fünf Jahre befristete Arbeitserlaubnis zu erhalten. Rund 13.000 ausländische IT-Spezialisten haben seitdem diese Möglichkeit genutzt. Die anfängliche Kritik bestätigte sich offensichtlich nicht.

Ausländische Experten fühlen sich wohl

Wie sich die innerbetriebliche und soziale Situation für "Green Card"-Inhaber in den letzten zwei Jahren entwickelte, hat der "Carl Duisberg Förderkreises e.V." untersucht. Die Zwischenbilanz des Modellversuchs "Green Card" fällt dabei erstaunlich positiv aus: Ausländische Experten fühlen sich in Deutschland beruflich und privat sehr gut aufgehoben und sind voll integriert. Und auch die Arbeitgeber sind mit ihren ausländischen Mitarbeitern sehr zufrieden.

Anhand von Fragebögen und Interviews wurden für die Studie des Förderkreises 79 "Green Card"-Inhaber und 41 sie beschäftigende Unternehmen befragt. Wenn die Studie auch nur mit Vorbehalt als repräsentativ gelten darf, spiegeln ihre Ergebnisse dennoch ein Gesamtbild wider: Für die Wirtschaft lassen sich wertvolle Anregungen für eine optimale Umsetzung des Instrumentes "Green Card" ableiten.

Chance auf bessere Karrieremöglichkeiten

Über die Hälfte (54 Prozent) der befragten IT-Spezialisten kommen aus den früheren Ostblockländern, 22 Prozent sind indischer Herkunft. Ein durchschnittlicher "Green Card"-Besitzer verfügt über einen Uni-Abschluss, ist männlich und zwischen 25 und 30 Jahren alt. Ausschlaggebend für den befristeten Arbeitsaufenthalt sind laut Studie bessere Karrieremöglichkeiten und interessantere Arbeitsinhalte. Außerdem erhoffen sich die Experten wertvolle Erfahrungen durch einen Auslandsaufenthalt. Finanzielle Anreize, Sozialleistungen oder verbesserte Lebensbedingungen sind nur nachrangige Motive.

Fast alle Befragten (97 Prozent) fühlen sich in ihrer jeweiligen Firma voll integriert und beurteilen den Kontakt zu Vorgesetzten und Kollegen als weitgehend zufrieden stellend. Und acht von zehn ausländischen Arbeitskräften haben sich schnell eingelebt und verfügen über einen Freundeskreis. Noch besser finden sich Kinder von ausländischen Arbeitskräften in der neuen Umgebung zurecht (91 Prozent). Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie auf Dauer in Deutschland leben und arbeiten wollen und plädieren dafür, die zeitliche Begrenzung der "Green Card" abzuschaffen. Und 70 Prozent der Befragten waren sich einig, dass gute Deutschkenntnisse insbesondere für die persönliche Integration unerlässlich sind, obwohl die Arbeitssprache im IT-Bereich in der Regel Englisch ist.

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Kollegen zeigen Offenheit

Auf Grund der hohen Kommunikationsbereitschaft der Experten (98 Prozent) und der offenen Einstellung der deutschen Kollegen (95 Prozent) ist die Integration in den deutschen Arbeitsmarkt gelungen. Im Vergleich zu den "Green Card"-Inhabern selbst, schätzen hiesige Arbeitgeber die Notwendigkeit von deutschen Sprachkenntnissen für deutlich geringer ein (49 Prozent). Einhellig stellen Unternehmer hingegen fest, dass der Arbeitsaufwand für Anwerbung und Einstellung sowie für Behördengänge und Wohnungsbeschaffung sehr hoch sind. Sowohl positive als auch negative Erfahrungen haben die befragten Firmen mit den örtlichen Arbeitsämtern gemacht: Als zu aufwendig beschreiben sie die Erteilung einer Arbeitserlaubnis und bemängeln insbesondere den hohen Zeitaufwand im Umgang mit Botschaften und Konsulaten.

Dennoch fällt die Bilanz der Wirtschaft positiv aus: Die befragten Unternehmen zeigen sich nicht nur offen für diese Möglichkeit der Personalrekrutierung, sondern engagieren sich auch in hohen Maßen an ihrer Umsetzung. Da die IT-Branche eher mittelständisch geprägt ist, sind die meisten "Green Card"-Fachkräfte (75 Prozent) vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen untergekommen. Die "Green Card" hat sich besonders dort als flexibles Instrument erwiesen, um kurzfristige Personalprobleme zu überbrücken.

Nicole Bockstaller

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