Für viele angehende Studenten beginnt mit dem Wintersemester ein neuer Lebensabschnitt: Neue Menschen, eine neue Art des Lernens - und oft bedeutet das auch, erstmals finanziell auf eigenen Beinen zu stehen.
Klar, dass ein Studium nicht für lau zu haben ist: Bis zu ihrem ersten Abschluss brauchen Studenten im Durchschnitt etwas mehr als sechs Semester, dann haben sie den Bachelor in der Tasche. In diesen drei bis dreieineinhalb Jahren müssen sie nicht nur Bücher und Kopien für die Uni bezahlen, sie brauchen auch Geld für Miete, Klamotten, Ausgehen, Fahrkarte oder Auto, Lebensmittel, Handy und Versicherungen. Im Schnitt gibt ein Student in Deutschland dafür rund 760 Euro pro Monat aus, fand das Deutsche Studentenwerk heraus.
stern.de stellt die sechs gängigen Varianten zur Studienfinanzierung vor und erläutert, worauf es dabei ankommt:
Wie kommen Sie an Bafög?
Geld vom Staat: Fast 30 Prozent der Studenten erhalten Bafög - Geld von der Ausbildungsförderung. Einen Antrag müssen Studenten bis zu ihrem 30. Lebensjahr stellen, für Masterstudiengänge gilt neuerdings die Altersgrenze von 35 Jahren. Bei Studierenden, die bei Vollendung ihres 30. beziehungsweise 35. Lebensjahrs noch kleinere Kinder erziehen und deshalb nur begrenzt einer Tätigkeit nachgehen können, verschiebt sich die Grenze sogar bis zum 10. Geburtstag des Kindes.
Der monatliche Höchstsatz für Studenten Höherer Fachschulen, Akademien und Hochschulen liegt derzeit bei 670 Euro. Das zuständige Bafög-Amt prüft den Antrag. Ob und in welcher Höhe gezahlt wird, hängt ab vom Einkommen der Eltern, dem Vermögen des Studenten und der Anzahl der Geschwister. Wer Bafög erhält, muss nach dem Studium innerhalb von 20 Jahren die Hälfte zurückzahlen. Zinsen fallen an, wenn der Bafög-Empfänger nicht rechtzeitig zahlt. Die erste Rate wird fünf Jahre nach der jeweiligen Förderungshöchstdauer fällig.
Informationen gibt es unter bafoeg-bmbf.de. Auf bafoeg-rechner.de kann jeder seinen individuellen Anspruch berechnen.
Geld von den Eltern?
Die beliebteste Geldquelle: 90 Prozent aller Studenten bekommen Geld von Vater und Mutter. Eltern sind per Gesetz verpflichtet, für die erste Ausbildung Unterhalt zu zahlen. Eine erste Orientierungshilfe für Eltern und Studenten bietet die sogenannte "Düsseldorfer Tabelle", eine Richtlinie der Familiengerichte. Demnach haben Studierende, die nicht bei ihren Eltern wohnen, derzeit ein Anrecht auf 670 Euro (Stand 2011). Die Eltern haben aber einen Anspruch auf einen einkommensabhängigen Selbstbehalt. Das heißt: Verdienen Vater und Mutter nur wenig oder gar nichts, müssen sie unter Umständen überhaupt nicht zahlen oder nur einen Teil des Unterhalts.
Was müssen Sie beim Nebenjob beachten?
Die anstrengende Variante: Zwei Drittel der Studenten arbeiten regelmäßig neben dem Studium. Grundsätzlich müssen Studenten - ganz unabhängig von ihrem Job - gesetzlich oder privat krankenversichert sein. Am günstigsten wird es, wenn man noch über seine Eltern familienversichert ist - bis zum 25. Lebensjahr fallen dann keine Extra-Beiträge an. Das gilt aber auch nur, solange der Nebenjob nicht mehr als 400 Euro monatlich bringt. Bis zu dieser Grenze werden auch keine Steuern und Sozialabgaben fällig - allerdings muss der Arbeitgeber pauschal 13 Prozent Krankenkassenbeitrag und 15 Prozent an die Rentenversicherung überweisen.
Wer mehr als 400 Euro monatlich verdient, muss eine eigene Krankenversicherung abschließen und monatlich Steuern abführen, die er sich später aber wieder über die Lohnsteuererklärung zurückholen kann. Voraussetzung ist allerdings, dass das Jahreseinkommen abzüglich aller steuerlich anrechenbaren Aufwendungen unter dem Grundfreibetrag von 8004 Euro (Stand 2011) liegt. Wer über dieser Grenze liegt, wird um eine Steuerzahlung nicht herumkommen. In den Semesterferien gibt es weniger Beschränkungen: Ist die Beschäftigung auf zwei Monate oder 50 Arbeitstage begrenzt, fallen keine Sozialabgaben an.
Infos rund um das Thema Jobben findet man beim Deutschen Studentenwerk.
Wie funktioniert ein Studienkredit?
Studieren auf Pump: Die meisten Verträge werden mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) geschlossen. Zwischen 100 und 650 Euro zahlt diese pro Monat, unabhängig vom Einkommen der Eltern. Am Ende eines dreijährigen Studiums können so bis zu 23.000 Euro Schulden zusammenkommen. Nachteil: Es kommen auch noch Zinsen hinzu - derzeit liegen sie bei mindestens 3,99 Prozent pro Jahr (Stand September 2011). Mit der Rückzahlung beginnt der Absolvent frühestens sechs Monate und spätestens 23 Monate nach Auszahlung der letzten Darlehensrate.
Ein Studienkredit kann das Bafög sinnvoll ergänzen, etwa wenn die Höchstdauer bei der Ausbildungsförderung überschritten ist und die Zeit bis zum Studienabschluss finanziell überbrückt werden muss. Den Antrag können Studenten online bei der KfW-Förderbank stellen. Auch private Banken und Sparkassen vergeben Studienkredite. Eine gute Übersicht bietet studienkredit.de. Außerdem hat Finanztest entsprechende Angebote der Banken unter die Lupe genommen.
Was benötigen Sie für ein Stipendium?
Förderung für besonders Begabte: Gerade mal zwei Prozent der Studenten finanzieren ihr Studium über ein Stipendium. Stiftungen zahlen Bücher, Auslandsaufenthalte und im Glücksfall sogar das ganze Studium. Voraussetzungen sind meist hervorragende Leistungen sowie soziales oder politisches Engagement. Die Seite stipendiumplus.de stellt die elf größten Förderungswerke vor. Daneben gibt es rund 16.000 kleinere Stipendiengeber. Die umfassendste Übersicht bietet der Bundesverband Deutscher Stiftungen.
Was ist ein Bildungsfonds?
Studium mit Rendite: Die Idee ist relativ neu in Deutschland - Finanzanleger geben Geld für Bildung. Das Geld wird in die Ausbildung von Studenten gesteckt. Die zahlen erst zum Jobstart einen Teil als Rendite zurück. Wie viel sie zahlen und wie lange, wird per Vertrag festgelegt und hängt vom späteren Einkommen ab. Ausgewählte Kandidaten können während des Studiums bis zu 1000 Euro pro Monat bekommen. Bisher gibt es erst zwei größere Anbieter in Deutschland: Marktführer Career Concept aus München und die Deutsche Bildung in Frankfurt. Informationen unter bildungsfonds.de sowie deutsche-bildung.de.
Wo geht's zum Girokonto?
Miete, Essen, Bücher - all das will bezahlt sein. Wer neben dem Studium jobbt, braucht ohnehin ein Girokonto, auf das der Arbeitgeber das Geld überweisen kann. Die meisten Banken bieten Studenten eine kostenloses Girokonto an. Das heißt, es werden keinerlei Kontoführungsgebühren fällig. Oft gibt es noch die EC-Karte oder sogar ein Wertpapierdepot gratis dazu. Stiftung Warentest empfiehlt, am besten gleich zu einer Bank zu wechseln, die auch nach dem Studium das Girokonto kostenlos weiterführt. Allerdings funktioniert das meist nur, wenn darauf auch regelmäßig Gehalt eingeht.