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Personalmangel Edel-Restaurant auf Sylt muss schließen – weil sich Mitarbeiter das Leben auf der Insel kaum noch leisten können

Sylt aus der Luft: Normale Arbeitnehmer können sich die Insel kaum leisten.
Sylt aus der Luft: Normale Arbeitnehmer können sich die Insel kaum leisten.
© Imago Images
Auf Sylt leben die Reichen und Schönen – aber auch ganz normale Menschen. Doch aufgrund von Wohnraummangel und horrenden Mieten finden immer mehr Betriebe auf der Insel kein Personal mehr.

Mit großen Worten und großen Plänen eröffnete Gastronom Jürgen Gosch kurz vor Silvester sein neues Edel-Restaurant "Jünne" auf Sylt. Doch das Lokal hat sich nicht lange gehalten: Nach nur drei Monaten wurde es schon wieder geschlossen, nur für Gruppen von 80 bis 100 Leuten wird es geöffnet. Der Grund: "Ich habe momentan nicht genug Personal", sagte Gosch dem "Hamburger Abendblatt".

Akuter Personalmangel ist ein Problem, mit dem gefühlt fast alle Branchen in Deutschland zu kämpfen haben. Im Alltag sorgt das an vielen Stellen für Chaos, im Sommer vor allem an den Flughäfen. Auch auf Sylt, der Insel der Reichen und Schönen, fehlt es an Arbeitskräften. Insbesondere in der Gastronomie macht sich das bemerkbar. Einige Cafés und Lokale haben deshalb schon zusätzliche Ruhetage eingeführt. 

Extrem hohe Lebenshaltungskosten auf Sylt

Während andernorts der Fachkräftemangel oft auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie zurückzuführen ist, liegt das Problem auf Sylt woanders. Die Nordseeinsel ist bei Promis und Millionären sehr beliebt und lebt zu einem großen Teil vom Tourismus. Doch wer als Normalverdienender auf Sylt leben und arbeiten will, kann sich das kaum leisten. Das macht Betriebe auf der Insel als Arbeitgeber unattraktiv.

"Nicht nur die Insellage erschwert uns die Suche, hinzu kommt extremer Wohnraummangel, hohe Lebenshaltungskosten und dass die gesuchten Fachkräfte rar gesät sind", erklären die Betreiber des Café Lund, die ihr Café nun an zwei Tagen in der Woche geschlossen halten.

Auch Edeka hat aus den gleichen Gründen große Schwierigkeiten, Personal zu finden. "Ohne Wohnraumangebot ist es praktisch aussichtslos", sagte Supermarktbetreiber Jörg Meyer dem "Hamburger Abendblatt". Das Unternehmen hat deshalb sogar selbst 50 Wohnungen gebaut.

"Wir brauchen Wohnungen"

Die Probleme bestanden bereits vor der Pandemie, haben sich jetzt aber noch einmal verschärft. Denn während viele Touristen zum Entspannen nach Sylt kommen oder das Neun-Euro-Ticket für einen Ausflug mit der Bahn nutzen, müssen Menschen, die dort leben und arbeiten, ihren Alltag finanzieren.

Viele der Wohnungen werden nur als Feriendomizile an Touristen vermietet, die wenigen verfügbaren Unterkünfte lassen sich für Insulaner kaum bezahlen (25 Euro pro Quadratmeter) – und das Pendeln ist aufgrund der Insellage sehr aufwendig.

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"In vielen Orten wohnen keine Sylter mehr. Das ist eine Katastrophe", sagt Markus Gieppner, Vorsitzender der Insulaner-Fraktion in der Sylter Gemeindevertretung. Und auch Jürgen Gosch fordert: "Wir brauchen dringend Wohnungen. Früher haben wir zwei, drei Leute in einer Wohnung untergebracht. Das ist vorbei. Jeder will einzeln wohnen und das geht auch nicht anders. Dadurch braucht man mehr Wohnraum. Und wenn man den nicht hat, hat jeder Probleme hier auf Sylt."

Quellen: "Hamburger Abendblatt""Hamburger Abendblatt" / Café Lund auf Facebook / "T-Online"

epp

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