Dass Chefetagen in Deutschland wenig divers besetzt sind, erkennt man schon an den Vornamen. 2017 stellte die Allbright-Stiftung fest, dass es in deutschen Konzernen mehr Vorstandsmitglieder gibt, die Thomas oder Michael heißen, als es insgesamt weibliche Vorstände gibt. Der "ewige Thomas-Kreislauf" nannte der Bericht das Phänomen, dass Chefs sich am liebsten mit Spiegelbildern ihrer selbst umgeben.
Eine Auswertung des Jobportals Indeed zeigt nun, dass der Cheftyp "Thomas" nicht nur in börsennotierten Konzernen vorherrscht, sondern die deutsche Unternehmenslandschaft auch in ihrer Breite durchdringt. Das Portal hat auf Basis von Handelsregistereinträgen die Vornamen der Geschäftsführer von 318.190 GmbHs der Jahre 2002 bis 2019 analysiert und nach Häufigkeit gerankt. Die Ergebnisse liegen ganz auf der Linie der Allbright-Beobachtung.
Andreas liegt auf Platz 1
Der ewige Thomas kommt in der Indeed-Auswertung auf Rang vier. Getoppt wird der Name lediglich von Christian, Michael und – auf Platz 1 – Andreas. Auf Rang fünf folgt Alexander. Die Untersuchung zeigt: Jeder zehnte Geschäftsführer in Deutschland trägt einen dieser fünf typisch deutschen Männer-Vornamen.
Weibliche Namen sind auf den vorderen Plätzen dagegen kaum vertreten. Mit Katja (Rang 9) schafft es gerade mal ein Frauenname in die Top-Ten. Auch im weiteren Feld bleiben Damen rar gesät: Es folgen Antje (Rang 17), Nicole (24) und Julia (33). Claudia und Cornelia teilen sich Rang 50. Insgesamt tauchen unter den ersten 100 Namen nur 15 weibliche auf.
Tabelle: Die häufigsten Geschäftsführer-Vornamen
Rang | Name | Häufigkeit |
1 | Andreas | 7530 (2,36%) |
2 | Michael | 6820 (2,14%) |
3 | Christian | 6450 (2,03%) |
4 | Thomas | 6220 (1,96%) |
5 | Alexander | 4480 (1,41%) |
6 | Peter | 4110 (1,29%) |
7 | Stefan | 4070 (1,28%) |
8 | Frank | 4070 (1,28%) |
9 | Katja | 3430 (1,08%) |
10 | Martin | 3270 (1,03%) |
11 | Christoph | 2910 (0,92%) |
12 | Dirk | 2750 (0,86%) |
13 | Matthias | 2700 (0,85%) |
14 | Daniel | 2570 (0,81%) |
15 | Oliver | 2530 (0,80%) |
16 | Markus | 2530 (0,80%) |
17 | Antje | 2520 (0,79%) |
18 | Jörg | 2490 (0,78%) |
19 | Jürgen | 2270 (0,71%) |
20 | Jan | 2210 (0,69%) |
Quelle: Indeed; Basis: 318.190 Unternehmen, die als GmbH geführt werden
Menschen mit fremden Namen haben es schwerer
Noch stärker unterrepräsentiert sind Namen mit nicht-deutschem kulturellen Hintergrund. Um Geschäftsführer mit arabisch-türkischen Namen zu finden, muss man in der Liste lange suchen. Auf Platz 69 taucht schließlich Ali auf, Mehmet liegt auf Rang 107.
"Diversity macht Unternehmen besser, kreativer und widerstandsfähiger. Aber gerade in Führungspositionen herrscht in Deutschland immer noch große Homogenität und vor allem ein starker Männerüberschuss", kommentiert Indeed-Managerin Alessandra Mahnecke die Ergebnisse der Vornamen-Auswertung. Sie empfiehlt Arbeitgebern, gezielt weibliche Talente zu rekrutieren. Dabei helfen ihr zufolge manchmal schon einfache Mittel wie die Nutzung gendergerechter Sprache in Stellenanzeigen.

Dass typisch deutsche Namen im Chefranking vorne liegen, liegt wahrscheinlich nicht nur daran, dass diese insgesamt in der Bevölkerung häufiger vorkommen. Es könnte auch Folge von bewusster oder unterbewusster Diskriminierung sein. So kennt die Wissenschaft nicht nur den Effekt, dass Menschen andere Menschen mit ähnlichen Namen unterbewusst positiver bewerten. Untersuchungen zeigen auch, dass Menschen mit kurzen, einfachen, bekannten Namen es tendenziell auf der Karriereleiter leichter haben, während Menschen mit langen, komplizierten oder exotischen Namen im Nachteil sind.
Quellen: Indeed / Allbright-Stiftung