Begünstigen bestimmte Vornamen die Karriere und damit ein hohes Gehalt? Diese Frage hat die Jobsuchmaschine Adzuna, bei der Menschen ihren Lebenslauf samt Gehaltsanagaben hochladen können, bereits vor zwei Jahren aufgeworfen und ein Gehaltsranking der Vornamen erstellt. Damals zeigte sich, dass vor allem kurze Namen besonders weit oben in der Liste stehen.
Nun hat Adzuna seine Datenbank erneut ausgewertet und ein aktualisiertes Vornamen-Ranking veröffentlicht. Darin berücksichtigt sind die Gehaltsangaben von 10.000 Gutverdienern mit mehr als 50.000 Euro Bruttojahreseinkommen.
Erneut fällt auf, dass kurze Namen das Ranking bestimmen - zumindest bei den Männern. Der vormalige Spitzenreiter Dirk ist zwar auf Platz 9 abgerutscht, bekommt aber mit Lutz einen zackigen Nachfolger. Auf Rang zwei folgt mit Rolf ebenfalls ein Name mit lediglich vier Buchstaben. Insgesamt gibt es in den Top-Ten der Männer nur einen Namen, der mehr als zwei Silben hat – nämlich Joachim.
So heißen männliche Top-Verdiener
Rang | Vorname | Gehalt |
1 | Lutz | 118.000 Euro |
2 | Rolf | 115.000 Euro |
3 | Rainer | 111.000 Euro |
4 | Joachim | 110.000 Euro |
5 | Georg | 109.000 Euro |
6 | Rudolf | 108.000 Euro |
6 | Detlef | 108.000 Euro |
6 | Josef | 108.000 Euro |
9 | Dirk | 107.000 Euro |
10 | Harald | 104.000 Euro |
Etwa anders sieht es im Gehaltsranking der Frauen aus, wo viele drei- und sogar viersilbige Namen auftauchen. So steht auf dem geteilten Spitzenplatz neben Judith auch Alexandra, die sich allerdings auch praktisch Alex abkürzen ließe.
So heißen weibliche Top-Verdiener
Rang | Vorname | Gehalt |
1 | Alexandra | 83.000 Euro |
1 | Judith | 83.000 Euro |
3 | Andrea | 82.000 Euro |
4 | Stephanie | 80.000 Euro |
4 | Sabine | 80.000 Euro |
4 | Kerstin | 80.000 Euro |
4 | Renate | 80.000 Euro |
8 | Gabriele | 79.000 Euro |
8 | Simone | 79.000 Euro |
Einen kausalen Zusammenhang zwischen Vorname und Gehalt belegt die Auswertung nicht, zudem ist auch die Stichprobe nicht im wissenschaftlichen Sinne repräsentativ. Die These, dass die Kürze des Namens Karrierechancen beeinflusst, stützen allerdings auch frühere Auswertungen aus dem englischen Sprachraum.
So kam die US-Karriereseite TheLadders 2013 zu dem Ergebnis, dass Menschen mit kurzen Namen wie Tom, Rob oder Lynn besonders häufig unter den Top-Verdienern zu finden seien. Das Karrierenetzwerk LinkedIn stellte fest, dass Firmenchefs ebenfalls häufig sehr kurze Namen wie Bob, Fred, Bruce oder Jack hätten. Unternehmensführer mit langen Vornamen neigten dazu, eine Kurzform zu verwenden – zumindest bei den Männern.
Die Ursache für die Überlegenheit kurzer und einfacher Namen sehen Wissenschaftler im sogenannten Name-Pronunciation-Effect. ("The name-pronunciation effect: Why people like Mr. Smith more than Mr. Colquhoun"). Menschen mit leicht auszusprechenden Namen werden demnach positiver bewertet als solche mit langen und komplizierten Namen, weil der Name unbewusst auch auf die Eigenschaften der Person übertragen wird. Und wer will sich schon mit einem komplizierten Kollegen herumschlagen, mit dem schwer auszukommen ist?
Einen weiteren Namenseffekt arbeitete der Sozialpsychologe Brett Pelham in seinen empirischen Arbeiten heraus. Er zeigte, dass Menschen Namen, die ihrem eigenen ähneln, unterbewusst positiv assoziieren, was sogar Einfluss auf die Berufswahl und das Heiratsverhalten hat. So ist es für einen Dennis in den USA statistisch gesehen etwas wahrscheinlicher, dass er Zahnarzt (dentist) wird und ein Jerry heiratet eher eine Judy als eine Monica. Ein Lutz im Chefsessel ist tendenziell also eine gute Nachricht für die Karriere der anderen Lutze im Unternehmen.