Ein Betriebsausflug nach Mexiko, bezahlte Gesangsstunden, flexible Arbeitszeiten, Fortbildungen, Yoga, Urlaub am Geburtstag oder ein Elektrorad – das sind nur einige Extras, die deutsche Unternehmen zusätzlich zum Lohn spendieren. Endlich haben auch hierzulande Firmen erkannt, dass man mit attraktiven Benefits um gute Mitarbeiter kämpfen muss.
Sicher, Firmenwagen und Zuschüsse zur betrieblichen Altersvorsorge gibt es schon lange. Doch seit einigen Jahren verwöhnen auch deutsche Unternehmen ihre Mitarbeiter mit weiteren Extras, viele wissen es nur noch nicht.
Was bin ich meiner Firma wert?
Eine Gehaltserhöhung reicht meist nicht aus, um die besten Leute zu halten. Häufig sorgt die kalte Progression dafür, dass davon im Portemonnaie nichts übrig bleibt: Bei einer Gehaltserhöhung von beispielsweise 100 Euro muss das Unternehmen inklusive Lohnnebenkosten 120 Euro zahlen, aber beim Arbeitnehmer kommen nur 50 Euro an, 70 Euro kassiert der Fiskus. Nicht selten steigt durch eine Gehaltserhöhung die Abgabenlast, sodass der Beschäftigte noch weniger in der Tasche hat als vorher. Der Clou ist, sich die Extrakohle nicht in bar oder aufs Konto, sondern in anderer Form auszahlen zu lassen. Inzwischen suchen sich immer mehr Arbeitnehmer ihre Arbeitgeber nach großzügigen Sonderleistungen aus.
Welche Branchen sind die Vorreiter?
„Generell kann man sagen, dass kleinere Unternehmen, also der klassische Mittelstand, beim Thema Sonderleistungen aktiver ist“, sagt Dennis Meurer (46), Geschäftsführer von Investwerk, das Firmen zum Thema Benefits und Vergütungssysteme berät. Auch Branchen mit extremem Wettbewerb buhlen mit Goodies um gute Mitarbeiter: IT- und Tech-Unternehmen, Energiekonzerne, Pharma-, Sportartikel- oder Konsumgüterhersteller, Startups, Banken, Versandhäuser, Versicherungsgesellschaften, Produzenten von Landmaschinen oder Brillengläsern.
„Vor allem Branchen, die händeringend Mitarbeiter suchen, wie Pflegeeinrichtungen oder der produzierende Mittelstand, der gute Facharbeiter und Ingenieure braucht, offerieren immer häufiger Sonderleistungen“, berichtet Dennis Meurer. „Die Goodies lohnen sich für beide Seiten – Unternehmen und Beschäftigte, da keine oder nur geringe Steuern anfallen. Für Unternehmen bedeutet das außerdem einen Wettbewerbsvorteil und gute Werbung. Dadurch binden sie ihre Mitarbeiter fester an sich. Es gibt ca. 15 verschiede Bausteine, die sie nutzen können. Für den Arbeitnehmer bleiben auf diese Weise pro Monat aus einer 300 Euro brutto Gehaltserhöhung auch 300 Euro netto übrig.“
Wo lauern die Hinkefüße?
Einige Firmen sträuben sich wegen der zusätzlichen Bürokratie oder aber ihre Chefs haben von diesen Zusatzleistungen keine Ahnung. Sachbezüge statt Gehaltserhöhung – bedeutet auch weniger Rente, geben Kritiker zu bedenken. Doch die Erhöhung des Rentenanspruchs durch Gehaltserhöhungen ist eher minimal. Zudem sollte in einem guten Gesamtkonzept immer auch eine betriebliche Altersvorsorge enthalten sein, die solche kleinen Lücken mehr als wett macht. Gute Gründe also, um sich beim nächsten Mitarbeiter- oder Vorstellungsgespräch nach Benefits zu erkundigen. Im Internet finden Sie auf den Seiten der Wirtschaftsmagazine Rankings von Unternehmen mit lohnenden Goodies und Arbeitgeberbewertungs-Portale mit entsprechenden Hinweisen.