Lehrstellen Arbeitgeber rechnen mit Lücke

Trotz des Ausbildungspakts zwischen Wirtschaft und Regierung werden nach Einschätzung der deutschen Arbeitgeber in diesem Herbst längst nicht alle Bewerber eine Lehrstelle bekommen.

Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt sagte dem Kölner "Sonntag-Express", er sei skeptisch, "dass es gelingt, einen Ausgleich von Ausbildungsangebot und -nachfrage zu schaffen". Zugleich betonte er aber, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr alle Verpflichtungen des Ausbildungspaktes einhalten wird.

Laut der Selbstverpflichtung muss die Wirtschaft dieses Jahr 30.000 neue Lehrstellen anbieten. Doch hatten Industrie und Handwerk bereits kürzlich mitgeteilt, dass sie im Herbst eine Lücke von 20.000 bis 30.000 Stellen befürchten.

Mangelnde Ausbildungsreife vieler Schulabgänger

Hundt kritisierte, es sei zuvor viel Zeit wegen der Diskussion über eine Ausbildungsplatzabgabe verloren gegangen. Nun arbeiteten die Unternehmen und Verbände "intensiv mit den Kammern, der Bundesregierung und der Arbeitsverwaltung zusammen, um kurzfristig alle erschließbaren Ausbildungschancen zu realisieren", sagte er.

Hundt appellierte zudem an die Tarifpartner, "etwa durch ein Einfrieren der Ausbildungsvergütungen und durch neue Öffnungsklauseln für betriebliche Bündnisse für Ausbildung einen Beitrag zu leisten". Insbesondere müssten dort, wo sie noch immer existieren, tarifliche Übernahmeverpflichtungen ausgesetzt werden, sagte er. "Wir dürfen uns aber nichts vormachen: Die eigentlichen Ursachen für die Probleme auf dem Ausbildungsmarkt sind die anhaltende wirtschaftliche Flaute und die mangelnde Ausbildungsreife vieler Schulabgänger." Diese Probleme können nach seinen Worten nicht durch Pakt oder Absprachen, sondern nur durch grundlegende wirtschafts-, sozial- und bildungspolitische Reformen gelöst werden.

AP

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