Liquiditätsengpass Lloyd-Werft stellt Insolvenzantrag

In einer Januar-Sturmnacht kenterte das Kreuzfahrtschiff "Pride of America' - und bringt nun auch die für den Bau zuständige Lloyd-Werft ins Schlingern. Das Bremerhavener Unternehmen musste Insolvenz anmelden.

Die nach der spektakulären Havarie des Kreuzfahrtschiffs 'Pride of America' in die Krise geratene Lloyd-Werft in Bremerhaven hat am Montag Insolvenz angemeldet. Zum Insolvenzverwalter wurde der Düsseldorfer Sanierungsexperte Wolfang von Betteray bestellt, wie der zuständige Richter am Amtsgericht, Uwe Lissau, mitteilte. Grund für den Antrag sei ausschließlich der Liquiditätsengpass infolge der Havarie von Mitte Januar, nicht etwa eine verfehlte Geschäftspolitik, betonte Geschäftsführer Werner Lüken.

"Die Lloyd-Werft ist ein florierendes Unternehmen", betonte Lüken bei einer Pressekonferenz am Montag. Laut Verträgen mit dem Auftraggeber für das Kreuzfahrtschiff, der Norwegian Cruise Line (NCL), zahle die Reederei nach Baufortschritt. Nach dem Unglück in der Nacht zum 14. Januar habe die Reederei die sechste Rate einbehalten. Dabei soll es nach Presseinformationen um eine Summe von 37,5 Millionen Euro gehen.

Schadensumfang muss noch festgestellt werden

Entscheidend für die Zukunft der Werft sei jetzt die Bergung der 'Pride of America', mit der in der kommenden Woche zu rechnen sei. Dann könne der Schadensumfang festgestellt werden. Am Mittwoch dieser Woche komme es zudem zum Gespräch mit NCL, von dem er sich die schriftliche Zusage auf Abnahme des Schiffes erhoffe, sagte Lüken. Dass die NCL dies ablehne und vom Vertrag zurücktrete, sei allerdings "sehr unwahrscheinlich".

Optimistisch äußerte sich auch der Betriebsratsvorsitzende der Werft, Klaus Rosche. "Da der Bremer Senat einstimmig beschlossen hat, die Werft zu stützen, ist die Perspektive gelegt, hier weiter zu arbeiten." Keiner der 530 Mitarbeiter müsse nach Hause gehen, betonte er. Löhne und Gehälter seien nach Insolvenzrecht zunächst für die kommenden drei Monate gesichert.

Wichtiger Arbeitgeber

Bremens Wirtschaftssenator Hartmut Perschau hatte nach Angaben seines Sprechers am Morgen in einer Betriebsversammlung betont, der Senat habe größtes Interesse, die Lloyd-Werft als "vitales Unternehmen und als wichtigen Arbeitgeber für Bremerhaven zu erhalten". Der aus Bremerhaven stammende Finanzsenator Ulrich Nussbaum erklärte seinem Sprecher zufolge, es handele sich um eine leistungsfähige Werft mit Perspektive, die in ihrem Marktsegment einen hervorragenden Ruf genieße. Er sehe trotz der Insolvenz eine große Chance, den Betrieb fortzusetzen. Eine schnelle Lösung verlangte unterdessen die IG Metall, um die Arbeitsplätze auf der Werft und in der Zulieferindustrie zu erhalten.

Seit zwei Jahren im Bau

Grund für den Insolvenzantrag war ein Unglück auf der Werft in der Nacht zum 14. Januar. Das Schiff hatte nach einem Wassereinbruch Schlagseite bekommen und war auf den Grund abgesackt. Die Bergung gestaltete sich den Angaben zufolge aus Sicherheitsgründen bislang schwierig. Erst danach könne die genaue Unfallursache und die Höhe des Schadens ermittelt werden, hieß es stets.

Die Lloyd-Werft arbeitet seit rund zwei Jahren an dem 300-Millionen-Euro-Auftrag. Sie baut den Kreuzfahrer aus einem halbfertigen Schiff auf; unter anderem wurde der unvollendete Rumpf komplettiert und von 255 auf rund 280 Meter verlängert. Ursprünglich sollte das Schiff im April abgeliefert werden. Dem Betriebsratsvorsitzenden zufolge ist die Werft derzeit zudem mit der Überholung zweier Fähren beschäftigt. Im Mai wird das Kreuzfahrtschiff 'Queen Elizabeth' zur Reparatur erwartet.

AP
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