Luftverkehr Billigflieger drücken sich um Preisanstieg

  • von Malte Arnsperger
Flugreisende können aufatmen: Vorerst werden die Ticketpreise bei den Billigfliegern trotz Ölpreisrekorden nicht steigen. Doch dies könnte sich schon bald ändern.

Die Fluglinien wollen ihre Billigstangebote halten. Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin wird von den Reiseveranstaltern ab dem Winterfahrplan pro Platz sechs bis neun Euro mehr verlangen. Für Direktkunden habe dies aber keine Auswirkungen: "Es gibt weiterhin Billigstplätze ab 29 Euro und es wird hier keine Zuschläge geben", sagt die Air Berlin-Sprecherin Angelika Schaff. Allerdings werden die Preise für die übrigen Plätze schneller steigen als bisher. Schaff weist darauf hin, dass bei der Airline das Kerosin mehr als 20 Prozent der variablen Kosten ausmache. Im vergangenen Jahr seien es erst 16 Prozent gewesen.

Hapag Lloyd Express plant vorerst keine Preiserhöhungen

Konkurrent Hapag Lloyd Express (HLX) hat seine Kerosinkosten nach eigenen Angaben langfristig abgesichert. "Bei uns sind deshalb in den nächsten Monaten keine Preiserhöhungen vorgesehen," versichert HLX-Sprecher Herbert Euler. Die Fluglinie habe zudem ein sehr dynamisches Preissystem, mit dem eventuell notwendige Preiserhöhungen aufgefangen werden könnten. Auch bei Germania Express ist eine Anhebung der Preise derzeit nicht geplant, man wolle die erhöhten Spritkosten vorerst nicht an die Kunden weitergeben.

Allerdings schränkt Sprecherin Claudia Löffler ein: "Es wird bei uns bald Entscheidungen in dieser Hinsicht geben müssen und angesichts des weiter ansteigenden Ölpreises können wir generell Ticketpreiserhöhungen nicht ausschließen." Mitbewerber dba sieht sich dazu nicht genötigt. Auf seinen vergleichsweise kurzen innerdeutschen Strecken werde relativ wenig Kerosin verbraucht, so ein dba-Firmensprecher gegenüber der Nachrichtenagentur DPA.

"Wer als erster Preise erhöht, verliert"

Allerdings wird sich der ohnehin schon knallharte Wettbewerb unter den Billigfliegern nun noch verschärfen. "Wer als erstes den steigenden Ölpreis an seine Kunden weitergibt hat verloren", sagt Jan M. Herbst, Analyst beim Bankhaus Sal. Oppenheim. Gute Karten hätten Anbieter mit Rücklagen wie etwa Ryanair und Easyjet. "Die beiden Linien fliegen weiter mit Billigangeboten, bis die Mitbewerber nicht mehr mithalten können und aussteigen müssen."

Ein Verdrängungswettbewerb sei also unausweichlich, meint der Experte. In das gleiche Horn bläst HLX-Sprecher Euler: "Es muss zu einer Konsolidierung bei den Billigfliegern kommen. Es gibt über 50 dieser Fluglinien in Europa, die können nicht alle überleben. Über ein Dutzend sind zu viel." Klar sei auch, dass die Kunden langfristig die gestiegenen Ölpreise bezahlen müssten, so die Germania-Express-Sprecherin Löffler. Analyst Herbst ist sich sicher, dass auch die größten verbleibenden Billigflieger um eine Preisanhebung nicht herum kommen. "Statt einer generellen Preiserhöhung kann ich mir einen Ölpreis-Aufschlag auf das Flugticket vorstellen", sagt der Analyst. Ein so begründeter Aufschlag lasse sich bei den Kunden sehr viel besser verkaufen.

Eindeutige Verlierer sind schon jetzt die Charterfluglinien

Beim größten deutschen Billigflughafen Köln/Bonn sieht man die drastisch gestiegenen Spritpreise eher gelassen: "Für die Airlines, die nicht gut kalkuliert haben, wird es zwar schwierig. Generell sehen wir aber das Modell Billigflieger nicht gefährdet", sagt der Airport-Sprecher, Walter Römer. Eindeutige Verlierer der Billigpreisschlacht seien hingegen die Charterflieger, so Bankanalyst Herbst. "Einzelne Charteranbieter haben bereits heute doppelt so hohe Kosten wie die Billiganbieter."

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