Agentur für Erneuerbare Energien Schlechte Karten für den Standort Bonn

  • von Nana Gerritzen
Es ist eines der umweltpolitischen Vorzeigeprojekte weltweit: "Irena", die Agentur für Erneuerbare Energien. 98 Staaten sind daran beteiligt. Aber wo wird die Agentur ihren Hauptsitz haben? Favorit war bislang Bonn. Doch dann grätschte ein Mitbewerber rein - offenbar mit schmutzigen Tricks.

Wo wird die Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (Irena) ihren Hauptsitz nehmen? Knapp zwei Wochen vor der Abstimmung spitzt sich der Streit zwischen den Kandidatenländern zu. Bonn, lange Zeit Favorit, droht ins Hintertreffen zu geraten, denn Abu Dhabi, der konkurrierende Standort in den Vereinigten Arabischen Emirate, kämpft offenbar mit zwielichtigen Mitteln. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel, SPD, wirft den Vertretern Abu Dhabis vor, Stimmen einzukaufen. "Der Konflikt ist Wissen und Erfahrung gegen Geld", sagt Gabriel zu stern.de. Zwischendurch sei sogar behauptet worden, Bonn würde seine Bewerbung zurückziehen.

Sollte das traditionelle Erdöl-Land tatsächlich den Zuschlag für den Irena-Sitz bekommen, wäre das eine herbe Niederlage - nicht nur für Gabriel. Wenn Bonn verlöre, stünde Deutschland, das die Agentur hauptsächlich initiiert hat, mit leeren Händen da. Um das zu verhindern, haben 68 internationale Experten einen offenen Brief unterzeichnet, den das Dänische Zentrum für Erneuerbare Energien am Dienstag an alle Mitgliedsstaaten verschickt hat. In dem Schreiben fordern die Experten, Hermann Scheer, SPD, dem geistigen Vater und Wegbereiter von Irena, einen außerordentlichen Posten als Gründungsvorsitzenden einzuräumen. "Die Unterzeichner wissen um meinen Einsatz, die vielen Hürden zu Irena zu überwinden", sagt Scheer. Ob dieser Vorschlag sich durchsetzt, sei allerdings unklar.

"Viel Wind in Abu Dhabi"

Ziel von Irena ist es, die weltweite Einführung erneuerbarer Energien zu beschleunigen und zu fördern. Ende Juni wollen sich die Vertreter der 98 Staaten, die derzeit an der Agentur beteiligt sind, im ägyptischen Sharm el Sheik treffen und über den Hauptsitz und die Generaldirektion abstimmen. Sollte die Entscheidung auf die Vereinigen Arabischen Emirate fallen, würde ein umweltpolitischer Sünder profitieren. Nach Angaben der Weltbank liegt der durchschnittliche CO2 Verbrauch in dem Golfstaat bei mehr als 30 Tonnen pro Person und Jahr - mehr als dreimal so hoch wie in Deutschland.

Trotz des Drucks aus dem Abu Dhabi gibt das Bundesumweltministerium die Hoffnung nicht auf. "Deutschland hat wesentlich mehr Erfahrung in erneuerbaren Energien", sagt Gabriel. "Nun muss man abwarten, ob man sich im internationalen Geschäft Stimmen kaufen kann." Auch sein Sprecher Michael Schroeren ist sich sicher: "In Abu Dhabi wird zwar im Moment viel Wind gemacht - aber der hat nicht viel mit erneuerbaren Energien zu tun."