Der Drei-Tage-Streik hat begonnen: Um Mitternacht haben die Lufthansa-Piloten ihre Arbeit niedergelegt, viele Maschinen bleiben am Boden. Rund 3800 Flüge sind insgesamt bis Freitagabend gestrichen, das sind neun von zehn Verbindungen - ein Chaos bleibt jedoch aus. Lesen Sie hier die aktuellen Entwicklungen im Piloten-Streik.
Die Situation an den Flughäfen:
Vor allem eine Auswirkung hat der Streik: Auf den betroffenen Flughäfen herrscht Ruhe. "Es sind deutlich weniger Leute da", so ein Sprecher des Flughafens in München. Größere Beeinträchtigungen erwarte man heute nicht. Die Drehkreuz-Flughäfen haben sich jedoch schon im Vorfeld darauf eingestellt, dass Transitreisende ohne Schengen-Visum in den Transitbereichen festsitzen könnten. "Mit ein paar Gestrandeten wird man rechnen müssen", heißt es. Es seien jedoch genügend Feldbetten aufgestellt und Verpflegungsstationen sowie Familienbereiche für Reisende mit kleinen Kindern eingerichtet worden.
In Frankfurt haben sich die streikenden Piloten vor der Lufthansa-Zentrale zu einer Kundgebung versammelt. Passagiere bleiben aus, die Reisenden waren frühzeitig gewarnt. Lediglich einige Fluggäste aus dem Ausland werden von dem Ausstand überrascht. 450 Feldbetten wurden für gestrandete Passagiere in den Transitbereichen aufgestellt, zudem gibt es Snacks und Getränke. Ansonsten auch hier: "Keine besonderen Vorkommnisse", so ein Sprecher.
Auch auf den anderen Flughäfen bleibt es ruhig. Dafür ist die Hotline der Lufthansa so überlastet, dass sie zeitweise zusammenbricht.
Die Reaktionen im Netz:
Was sich auf den Flughäfen nicht abspielt, macht online die Runde: Leute ärgern sich im Netz über den Streik und über die Forderungen der Piloten, die viele angesichts der Gehälter für übertrieben halten. Als "nimmersatt" und "verwöhnt" werden die Streikenden auf der Facebook-Seite der Lufthansa beschimpft, und auch per Twitter hagelt es Spott.
Die Lage an den Bahnhöfen
Das Ausweichen der Lufthansa-Passagiere auf die Bahn hat dort zu keinen größeren Beeinträchtigungen geführt. Die Bahn hat bislang auf Zusatzzüge verzichtet. "Die Meldungen von den Bahnhöfen zeigen, dass wir mit den Regelzügen gut hinkommen", sagte ein Bahnsprecher in Berlin. Die Bahn rechnet während des dreitägigen Streiks mit täglich maximal 20.000 Fahrgästen zusätzlich. An einem Durchschnittstag befördert sie sonst 370.000 Reisende.
Die Bahn steht nach eigenen Angaben stündlich in Kontakt mit Lufthansa und deren Tochter Germanwings, um von den Unternehmen die aktuellen Umbuchungszahlen zu erhalten. Rund 15 IC- und ICE-Züge stünden an acht Orten in Deutschland bereit, um bei Bedarf losfahren zu können. Am Freitag erwartet die Bahn mehr Fahrgäste als am Mittwoch und Donnerstag. Dann würden voraussichtlich alle Reservezüge eingesetzt, sagte der Sprecher.
Die Glückspilze des Tages:
Während überall Lufthansa-Maschinen wegen des Streiks am Boden bleiben, darf der deutsche Fußball-Rekordmeister trotzdem fliegen: Der FC Bayern kommt am Nachmittag per Lufthansa zurück vom Champions League-Spiel in England.
"Wir holen auch die Bayern zurück aus Manchester, damit sie weiter trainieren können und uns im Rückspiel keine Schande machen", sagt der Leiter des Lufthansa-Flugbetriebs, Werner Knorr. Der Flug aus Manchester gehörte damit zu den rund 500 Verbindungen, die in den drei Streik-Tagen trotzdem abheben sollen.
Die Hotlines der Flughäfen:
Frankfurt: 01806/3724636
München: 089/97500
Hamburg: 040/50750
Düsseldorf: 0211/4210
Stuttgart: 0711/9480
Hannover: 0511/9770
Köln Bonn: 02203/404001
Was Passagiere sonst noch wissen müssen:
Eine Übersicht aller derzeit gestrichenen Lufthansa Flüge ist im Internet veröffentlicht. Über den Status Ihrer Buchung informieren oder eine Erstattung anfordern können Sie hier.
Ebenfalls betroffen sind Verbindungen von Germanwings (Flugnummern beginnen mit 4U). Alle wegen des Streiks gestrichenen Flüge können vor und nach dem geplanten Abflug bis einschließlich 11. April 2014 kostenfrei umgebucht oder storniert werden.
Reisende finden hier alle Informationen zum Streik.
Wie stehen die Chancen auf eine Einigung?
Die Lufthansa sucht weiter das Gespräch mit der Gewerkschaft. Sowohl das Unternehmen als auch die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) rechnen am ersten Streiktag nicht mit einer schnellen Einigung. Konzernsprecherin Barbara Schädler hat aber noch einmal die Gesprächsbereitschaft der Lufthansa bekräftigt . "Wir glauben, dass wir Angebote vorgelegt haben, auf deren Basis man miteinander sprechen kann", sagte sie.
Cockpit zeigt sich offen, aber kritisch. "Wir sind bereit für weitere Gespräche", so Vorstand Markus Wahl - "aber dafür muss ein neues Angebot auf den Tisch." Die bisherigen Angebote der Konzernleitung lehnen die streikenden Piloten jedoch weiter ab. Wahl spricht von einer "Mogelpackung": "Nach außen hin gibt sich Lufthansa gesprächsbereit." Die Angebote seien aber immer die gleichen. "Für uns ist Lufthansa klar der Wolf im Schafspelz." Nach Ende des Streiks wollen die Piloten bis nach den Osterferien nicht noch einmal die Arbeit niederlegen. "Sollte uns natürlich Lufthansa danach zwingen, erneut in den Ausstand zu gehen, müssen wir das tun."
Darum geht's bei dem Streik
Mit dem am Mittwoch begonnenen dreitägigen Streik kämpfen die Piloten der Lufthansa nicht für eine Lohnerhöhung. Die Vereinigung Cockpit wendet sich allein gegen geplante Einschnitte bei der sogenannten Übergangsversorgung der Piloten, einer Art Vorruhestandsgeld oder Frührente.
Vor einigen Jahren waren die Piloten gezwungen, bereits mit 60 Jahren das Fliegen aufzugeben. Die Lufthansa hatte sich mit den Piloten tarifvertraglich auf diese Altershöchstgrenze geeinigt. Vereinbart wurde auch, dass ein Pilot frühestens mit 55 aufhören konnte zu fliegen.
Die Übergangsversorgung sieht vor, dass den Piloten ein Teil des Gehalts bis zum frühesten gesetzlichen Renteneintrittsalter von 63 Jahren weitergezahlt wird. Die Piloten erhalten für einige Jahre bis zu 60 Prozent des Brutto-Gehalts, ohne arbeiten zu müssen - eine Art Frührente von über 100.000 Euro im Jahr.
Die Lufthansa will die Bedingungen für die teure Übergangsversorgung ändern. Das frühestmögliche Ausstiegsalter für Piloten soll über die nächsten Jahre auf 60 Jahre angehoben werden, sie müssten also länger arbeiten. Im Schnitt sollen die Piloten nach den Plänen der Lufthansa auf ein Austrittsalter von 61 Jahren oder höher kommen. Zurzeit ist vereinbart, dass sie einen Durchschnittswert von mindestens 58 Jahren erreichen.