Der bisher erfolgsverwöhnte Sportwagenbauer Porsche bekommt die Krise auf dem Automarkt deutlich zu spüren. In den ersten vier Monaten des Geschäftsjahres 2008/09 lag der Umsatz vorläufigen Zahlen zufolge leicht über zwei Milliarden Euro nach 2,36 Milliarden Euro im Vorjahr, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Der Absatz verringerte sich von 30.700 auf etwa 25.200 Fahrzeuge.
Weltweit seien die Zeichen eines schwerwiegenden Nachfrageeinbruchs in der Autoindustrie unübersehbar. Porsche gehe nicht mehr davon aus, den hohen Gesamtabsatz des Vorjahres von 98.652 Fahrzeugen im Geschäftsjahr 2008/09 zu erreichen. "Vor allem in den USA, dem größten Einzelmarkt von Porsche, lässt sich die weitere Entwicklung kaum noch zuverlässig kalkulieren", erklärte das Unternehmen auf der Bilanzpressekonferenz in Stuttgart. Porsche könne sich diesem allgemeinen Abwärtstrend nicht entziehen.
Eine Gewinnprognose für das Gesamtjahr gab der Sportwagenbauer zunächst nicht ab. Aufgrund des weltweiten Nachfragerückgangs hätten im Stammwerk Zuffenhausen erstmals am vergangenen Freitag die Bänder stillgestanden. Bis Ende Januar 2009 werde es darüber hinaus sieben weitere Ausfalltage geben. Da die Arbeitszeitkonten der Porsche-Mitarbeiter wegen der hohen Produktionsauslastung im letzten Jahr gut gefüllt seien, sei der Ausgleich ohne Kurzarbeit möglich.
Porsche hatte im abgelaufenen Geschäftsjahr mit cleveren Aktiengeschäften bei der VW-Übernahme einen Rekordgewinn erzielt. Das Konzernergebnis vor Steuern stieg um rund 3 Milliarden Euro auf 8,57 Milliarden Euro, wie das Unternehmen jüngst mitgeteilt hatte. Aus dem Bau und Verkauf von Sportwagen stammte lediglich ein Anteil von einer Milliarde Euro des Gewinns. Den weitaus größeren Teil trugen Effekte aus der Volkswagen-Übernahme bei, vor allem Aktienoptionen.
Die sechs Vorstandsmitglieder des Autobauers Porsche haben für das abgelaufene Geschäftsjahr 2007/08 143,5 Millionen Euro an Vergütungen erhalten. Im Geschäftsjahr 2006/07 (31. Juli) hatten die sechs höchstrangigen Porsche-Manager 112,7 Millionen Euro erhalten.
Mehrheit an Volkswagen erst 2009 aufstocken
Seine Mehrheit an Volkswagen wird Porsche voraussichtlich nicht mehr in diesem Jahr auf über 50 Prozent erhöhen. "Angesichts des gegenwärtigen wirtschaftlichen Umfeldes wird es zunehmend unwahrscheinlicher, dass wir dieses Ziel noch in diesem Kalenderjahr erreichen können", sagte Wiedeking laut Redemanuskript auf der Bilanz-Pressekonferenz des Autobauers in Stuttgart. Porsche sei nicht bereit, "VW-Stammaktien zu wirtschaftlich unsinnigen Kursen zu erwerben", erklärte Finanzvorstand Holger Härter laut Redetext mit Blick auf die weiter hohen VW-Kurse, die noch Ende vergangener Woche bei 365 Euro lagen und nach einer Neugewichtung von Indizes sich aktuell bei annähernd 270 Euro bewegen.
Porsche halte zwar an dem Ziel fest, 2009 seine Mehrheit bei VW auf 75 Prozent aufzustocken. Wegen zahlreicher Unsicherheiten könne man im Moment aber noch nicht sagen "wie viele Züge noch notwendig sind und wie lange es dauert, bis das Spiel beendet sein wird", sagte Wiedeking. Der Sportwagenbauer hält bisher 42,6 Prozent der VW-Anteile und hat sich weitere 31,5 Prozent über Optionen gesichert. Mit einer Dreiviertelmehrheit will sich der Sportwagenbauer dann auch zufrieden geben. "75 Prozent reicht uns", sagte Finanzchef Härter.
Härter erklärte, wenn der Börsenkurs über den anteiligen Unternehmenswert von Volkswagen hinausgehe, berge dies erhebliche unkalkulierbare Risiken für Porsche. Denn der Sportwagenbauer muss dann die VW-Aktien zu hohen Kursen in die Bücher nehmen. Das bedeutet, dass ein hohes Wertberichtigungsrisiko in einer späteren Bewertung der Beteiligung liegt, wenn der Kurs der VW-Aktie wieder sinkt.
Ende Oktober war der Kurs der VW-Stammaktien zeitweise über die Marke von 1000 Euro hinaus geschossen. Der Autobauer hatte damit einen Marktwert von rund 300 Milliarden Euro und wurde kurzzeitig zur teuersten Aktiengesellschaften der Welt.