Mit einem Arbeitskampf im Güterverkehr hat die Lokführergewerkschaft GDL den nächsten großen Streik bei der Bahn eingeläutet. Die Mitglieder ließen am Dienstag ab 15 Uhr bundesweit die Güterzüge stehen. Der Personalchef der Deutschen Bahn ist stinksauer: "Einen Meter vor der Ziellinie", dem gewünschten Zwischenergebnis, habe die GDL wieder zu Streiks aufgerufen, klagt Ulrich Weber. Dies sei für die Bahn "in keiner Weise nachvollziehbar". "Das Management will scheinbar gar kein Ergebnis erzielen", kontert GDL-Chef Claus Weselsky.
Und so geht das schon seit Monaten. Der Tarifkonflikt zwischen GDL und Bahn ist auch eine Schlacht der Worte. Eine Chronologie in deftigen Zitaten:
So zoffen sich GDL und Bahn
"Was die DB den Fahrgästen für ein Wechselbad an Gefühlen zumutet, ist schier unerträglich und dient allein dem Ziel, das Zugpersonal in unserem Lande zu diskreditieren."
(Weselsky am 25. August 2014 in einer Mitteilung, nachdem die Bahn am Tag zuvor ein neues Angebot vorgelegt hatte)
"Wir werden in der Sache nicht vorankommen, wenn wir uns über die Medien unterhalten statt miteinander am Verhandlungstisch zu sitzen."
(Weber am 1. September 2014 vor einem bundesweiten Streik der Lokführer)
"Offensichtlich ist der Bahn jedes Mittel recht, um die völlig realitätsferne Haltung ihres Managements wider besseres Wissen aufrecht zu erhalten."
(Weselsky am 2. September 2014)
"Niemand versteht den Sinn dieser Streiks, abgesehen von der Tatsache, dass eine Gewerkschaft das Spielfeld der anderen erobern will."
(Weber am 5. September 2014)
"Bei den inhaltlichen Verhandlungen werden wir selbstverständlich auch Kompromisse eingehen."
(Weselsky am 8. Oktober 2014 in einer Mitteilung)
"Nur mit ernsthaften Verhandlungen kann der Tarifkonflikt gelöst werden - nicht mit der Brechstange und nicht mit scharfen Worten."
(Weber am 16. Oktober 2014 in einer Mitteilung)
"Ich weiß nicht, ob's noch genügend Gewerkschaftsführer in dem Land gibt, die dieses Charisma haben. Bei uns ist das der Fall."
(Weselsky am 5. November 2014 zur Entschlossenheit seines Vorstands)
"Wir können einigermaßen beruhigt in das neue Jahr gehen."
(Weber am 17. Dezember 2014 in Berlin, nachdem ein Durchbruch im Tarifkonflikt erreicht worden war)
"Das war kein guter Tag für die GDL."
(Weselsky am 29. Januar 2015 in einer Mitteilung, nachdem beide Seiten am Tag zuvor die Verhandlungen fortgesetzt hatten)
"Ich bleibe dabei: Für Arbeitskämpfe gab und gibt es nicht den geringsten Anlass."
(Weber am 30. Januar 2015)
"Die Wahrscheinlichkeit von Arbeitskämpfen ist mit dem heutigen Tag enorm angestiegen."
(Weselsky am 11. Februar 2015 nach dem Abbruch der Tarifverhandlungen)
"Das ist eine verkehrte Welt."
(Weber am 11. Februar 2015 nach dem Abbruch der Tarifverhandlungen)
"Der nächste Streik wird um die 100 Stunden lang sein."
(Weselsky am 15. Februar 2015 im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung")
"Verhandlungen verlaufen nicht nach dem Prinzip "Pistole auf die Brust"."
(Weber am 17. Februar 2015 in einer Mitteilung)
"Die DB versucht uns zu zwingen, die Lokrangierführer als billigen Jakob im Tarifvertrag zu verankern."
(Weselsky am 20. April 2015)
"Diese Streiks sind für niemanden nachzuvollziehen."
(Weber am 20. April 2015 nach der erneuten Streikankündigung der GDL)